Perry Rhodan Neo 8: Die Terraner (German Edition)
hinterhergeschaut hatte, als sie die Zentrale im Laufschritt verließ.
»Die Soldaten werden versuchen, Sie festzunehmen.«
»Wenn sie das tun, wird es ihnen schlecht bekommen.«
Sie schwang sich aus der Schleuse, erwartete, dass die Soldaten sie sofort unter Beschuss nahmen. Doch abgesehen von lauten Rufen, die sie nicht verstand und auch nicht verstehen wollte, blieb alles ruhig. Dass sie scheinbar schwerelos zu Boden sank, erschien den Eingeborenen wie Zauberei. Das war immer so. Auf Magie verstanden sich die Wilden, selbst wenn es sich um entwicklungsfähige Völker handelte, mit denen einige Generationen später sogar Handel getrieben werden konnte: Naturprodukte und genetisches Material von Fauna und Flora im Tausch gegen solche Dinge wie Solarlampen, hermetisch schließende Kunststoffbehälter, manchmal sogar fertige Bauteile für einfache Siedlungen.
In einiger Entfernung vom Schiff lagen die Soldaten in Deckung. Thora sah genau, wo einer dieser Menschen den Kopf reckte und die Waffe auf sie anlegte. Dass keiner die Nerven verlor und abdrückte, wunderte sie.
Um nicht zu provozieren, hielt Thora sich in der Deckung einer der Landestützen. Das zerfurchte, an manchen Stellen sogar ausgeglüht wirkende Äußere des Beiboots wirkte auf Menschen zweifellos Furcht einflößend. So waren die Spuren überstandener Raumschlachten eben, damit musste man leben. Diese Menschen existierten auch im steten Kampf, wahrscheinlich ohne jemals darüber nachzudenken.
Der Lärm aus dem Gebäude, ebenso von der Treppenfront her, wurde weniger. Irritiert suchte Thora nach der Ursache dafür. Sie sah, dass einige Menschen zu ihr herüberblickten und seltsame Gesten machten; sie bewegten die rechte Hand von der Stirn bis fast zur Mitte ihres Leibes und dann sofort von der linken Seite des Oberkörpers zur rechten. Vielleicht ein symbolischer Akt, von dem sie sich Schutz versprachen. Sie achtete nicht länger darauf.
Ihr Interesse galt weit eher der beschädigten Gebäudewand. Wie nach einer gezielten Sprengung war sie eingebrochen. In die entstandene Öffnung hätte Thora leicht mit einem Gleiter einfliegen können.
Dahinter steckte Absicht.
Also doch dieser Rhodan. Rico hatte schon einen Befreiungsversuch angedeutet. Demnach hatte Crest sich in diesem Teil des Gebäudes aufgehalten, und wenn er nicht bei der Sprengung verletzt worden war ... Sie stutzte. Womöglich hatte Rhodan Erfolg gehabt und Crest befreit. Würde sie ihm für diese Selbstverständlichkeit auch noch danken müssen?
Zwischen den Mauertrümmern war Bewegung. Thora sah genauer hin. Dort waren Menschen und ...
Crest!
Er stand einige Schritt weit im Hintergrund, aber er schaute nach draußen. Soweit sie es erkennen konnte, war er unverletzt geblieben. Jedenfalls stand er aufrecht da, wirkte ruhig und gelassen. Offensichtlich ging es ihm gut, sehr viel besser als an dem Tag, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte.
Crest wirkte nicht völlig gesund, trotzdem strahlte er Ruhe und Würde aus. Vor allem diese Würde hatte Thora vermisst. Er hatte sich diesen Menschen angebiedert, als stünden sie auf einer Stufe mit ihm.
Crest da Zoltral so zu sehen, tat gut. Thora spürte, dass ein wenig ihres aufgestauten Zorns verflog. Der helle Anzug, den Crest trug, wirkte wie die Farbe der Zuversicht.
Ihre Gefühle rebellierten. Nur wenige Hundert Schritt entfernt, zwischen groben Mauerbrocken, stand der Mann, dem sie alles verdankte, was sie war. Er hatte sie gefördert, sie wie seine eigene Tochter behandelt, ihr sogar seinen Namen gegeben.
Thora warf einen schnellen Blick in die Runde. Sie hatte sich nicht getäuscht. Etliche Soldaten zielten bereits mit ihren Waffen auf Crest. Er hob jetzt seine Hand und spreizte die Finger wie zum Gruß.
Sein Blick ruhte auf dem Beiboot, glitt in die Höhe, in den Himmel hinauf, als suche er die Sterne.
Thora erschrak. War es wirklich ein Gruß? Eine Geste des Abschieds?
Bislang hatte er sie nicht gesehen. Crest! Crest da Zoltral! Sie wollte ihn rufen, auf sich aufmerksam machen, sie konnte es nicht. Stattdessen trat sie einige Schritt weit aus dem Schatten der Landestütze.
Crest schaute nach wie vor nicht in ihre Richtung, aber hinter ihm erschien jetzt ein Mensch. Der Mann kam auf ihn zu und redete mit ihm. Er ergriff Crest am Oberarm, wie jemand, der einen anderen zwingen wollte.
Crest schüttelte den Kopf. Der Mensch wühlte seine Finger in das lange weiße Haar des alten Mannes und zerrte ihn nach hinten. Crest
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