Blutnächte - 2
Paris
Jesse fühlte sich glücklich. Berauscht. Wie lange war es her, dass sie sich dafür entschieden hatte, Andrews ewiges, dunkles Dasein zu teilen? Einen Monat? Ein Jahr? Sie erinnerte sich nicht. Zeit spielte keine Rolle mehr. Sie hatte die Ewigkeit vor sich – an der Seite eines wundervollen Mannes. Seine Anwesenheit füllte sie vollkommen aus. Seine sanften Berührungen auf ihrer Haut. Das Drängen nach mehr, das ihnen inne wohnte.
Wie ein warmer Hauch glitten seine Finger über ihre Taille, hinauf zu ihren kleinen, festen Brüsten. Er hinterließ eine Spur von winzigen Küssen auf ihrem flachen Bauch. Feuer breitete sich in ihrem Inneren aus. Leise stöhnend reckte sie den Kopf. Ihre Hände massierten kurz seinen Nacken, bevor sie in seinem dichten schwarzen Haar versanken.
Andrews Lippen fuhren über ihren Hals. Seine Zähne streiften ihre Haut, ohne sie jedoch zu verletzen. Lediglich mit der Zungenspitze verweilte er einen unsagbar langen Moment, um das sanfte Pochen ihres Pulses zu spüren und in sich aufzunehmen. Dann hob er den Kopf und suchte ihren Mund, der seinen sinnlichen Kuss nur allzu bereitwillig erwiderte.
Ein überwältigendes Kribbeln breitete sich in Jesse aus. Sie fühlte sich so wohl mit ihm – und in ihrer neuen Umgebung.
Alles daran stimmte auf merkwürdige Weise. Selbst das zügellose Treiben im Club Noir störte sie nicht im Geringsten. Dies hatte ihr anfangs die größten Sorgen bereitet – die Vampire und die aufreizend gekleideten Frauen. Sie alle kamen nur an diesen Ort, um ihre Gier nach Blut und Sex zu stillen. Aber es war ihr egal. Jede neue Nacht rückten diese Dinge ein Stück mehr in den Hintergrund. Es gab nur noch Andrew und sie – und Mr. Lowman, durchfuhr es Jesse plötzlich eiskalt. Wie hatte sie ihn nur vergessen können? Drei Nächte lag ihr Telefonat mit ihm bereits zurück.
Jesse entzog sich Andrews sanfter Umarmung. Sie drehte sich auf den Rücken und starrte hinauf zur Decke. Ihre Züge wirkten angespannt und nachdenklich. Durch ihre langsame Atmung senkte sich ihre Brust verführerisch auf und ab. Andrew konnte sich ihrem sinnlichen Anblick einfach nicht entziehen. Er fuhr mit einer Hand ihre Taille hinauf zu ihrem Dekolleté. Dann spielte er mit ihren Knospen. Neckend umkreisten seine Fingerspitzen sie, bis er sich schließlich vorlehnte und eine von ihnen mit seinen Lippen umschloss.
Begierig seufzte Jesse auf. Sie spürte das Verlangen in sich, obwohl sie es doch gerade erst gestillt hatte.
„Andrew …“, flehte sie schwach, „bitte nicht.“
„Warum nicht?“ Seine leidenschaftlichen Küsse brannten heiß auf ihrer Haut. Sie spürte seine Zunge, die ihre Halsbeuge kitzelte. Ganz sachte streiften seine spitzen Zähne über ihren Nacken. Er war hungrig nach ihr, in jeder erdenklichen Weise. Doch Jesse schob ihn von sich.
„Du willst mich quälen.“ Seine dunklen Augen blitzten auf. Er nahm sie ins Visier, beobachtete ihre Reaktionen.
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Ihre Stimme war leise. Zudem scheute sie sich davor, ihn anzusehen. Sie zog sich zurück. „Ich quäle mich selbst.“
„Das musst du nicht.“ Beschützend schloss er seine Arme um sie und zog sie ganz dicht an seinen athletischen Körper. „Erzähl mir, was dich beschäftigt. Du kannst mir alles sagen. Ich bin immer für dich da.“
„Sicher?“ Zaghaft legte sie ihre Finger auf seine Brust. „Du könntest mir böse sein.“
„Nein, niemals.“
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, ohne dich vorher um deine Meinung zu fragen.“
„So?“ Er legte den Kopf zurück in die Kissen und betrachtete sie aufmerksam. Seine Miene wirkte belustigt, gerade so, als würde er es gar nicht für möglich halten, dass sie seinen Zorn erwecken könnte.
„Es geht um Paris.“
„Oh ja, Paris ist wirklich eine schöne Stadt. Ich sollte mit dir dorthin.“ Schon drängte er sich wieder näher an sie und legte alles daran, sie mit seinen Liebkosungen abzulenken. „Aber dafür haben wir noch Zeit. Mindestens eine Ewigkeit …“
„Nein!“, begehrte Jesse auf und schob ihn von sich. Sie musste sich aus seiner stürmischen Umarmung regelrecht frei kämpfen.
Andrew sah irritiert auf. Im Moment stand ihm der Sinn absolut nicht nach Diskussionen. Aber Jesse würde ihm offensichtlich keine andere Wahl lassen.
„Gut.“ Er gab sich geschlagen und nahm seine Hände von ihr. Genüsslich streckte er sich und verschränkte die Arme im Nacken, um Jesse schließlich auffordernd anzusehen.
Weitere Kostenlose Bücher