Personal Power
werden Ihre Freunde verlassen und mutterseelenallein sein. Sie werden alles Vertraute hinter sich lassen. Jetzt überfällt Sie richtige Angst. Es ist nichts Bestimmtes mehr, woran Sie denken. Nur noch ein umfassendes, ungutes Gefühl des Bedrohtseins macht sich breit. Einen ganzen Tag lang schlagen Sie sich damit herum, dann entscheiden Sie sich gegen Japan.
Ein Held ist einer, der fünf Minuten länger tapfer ist als der gewöhnliche Mensch
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Ralph Waldo Emerson
Viele Menschen denken zuerst über die möglichen negativen Auswirkungen ihrer Handlungen nach. Das nimmt ihnen den Mut, etwas zu riskieren. Doch je seltener sie den Mut haben, den Kreis der Gewohnheiten zu verlassen, um so größer wird die Angst vor jeder neuen Herausforderung. Und wie Zombies werden sie irgendwann passiv und lethargisch durchs Leben stolpern, ohne den geringsten Ehrgeiz zu entwickeln, mehr aus sich zu machen.
Wie oft lassen Sie in Ihrem Leben einfach Chancen verstreichen, statt etwas Neues zu wagen? Hätten Sie den Mut, die eine oder andere rote Linie im Leben zu überschreiten, wäre das ein sicherer Weg aus dem Kreis der Gewohnheiten. Lernen können Sie nur jenseits der roten Linie. Aber davor haben wohl die meisten von uns Angst. Jeder kennt doch diese intellektuellen Sackgassen, die zu nichts anderem führen als zu pseudorationalen Begründungen für das, was man gerade nicht getan hat. Und Sie kennen auch die Kompensations- und Vermeidungsstrategien, bei denen man sich mit Drogen, seien es nun der Alkohol oder das Fernsehen, so weit ausblendet, um zumindest für den nächsten Augenblick beruhigt zu sein. Aber welche Strategien wir auch fahren, die roten Linien bleiben bestehen. Und wir wollen einfach nicht einsehen, daß sie nur dazu gemacht sind, um überschritten zu werden.
Was passiert eigentlich, wenn ein Mensch nie bereit ist, über die rote Linie zu gehen? Egal, ob Sie sich für oder gegen das Überschreiten der roten Linie entscheiden, es kostet Sie die gleiche Menge Energie. Denn Streß werden Sie auf jeden Fall spüren, wenn Sie vor der roten Linie stehen. Doch sobald Sie den Schritt wagen, wird diese Energie in die Aktion umgesetzt und führt zu einem Ergebnis. Bleiben Sie aber stehen, dann brauchen Sie einen anderen Weg, um die Energie abzubauen. Und da gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, die ich gerne als Verpisser-Routen bezeichne.
Erste Verpisser-Route: die intellektuelle Variante
Viele Menschen verfallen auf die geniale Idee, sich zu rechtfertigen oder anderen die Schuld zuzuschieben. Rechtfertigung und Schuldzuweisung - ein interessantes Zwillingspaar, das zusammengenommen ungemein stark wirkt.
Bei der Rechtfertigung sieht es zumindest noch so aus, als hätten Sie sich bewußt gegen das Überschreiten der roten Linie entschieden. Daß Sie gestern erst einmal die Steuererklärung erledigt haben, ist doch klar. Das ist ja nun wirklich wichtig. Schließlich geht’s um bares Geld!
Die Feigheit tarnt sich am liebsten als Vorsicht oder Rücksicht
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Sigmund Graff
Und es ist wohl selbstverständlich, daß Sie heute das Wetter nutzen, um Ihre Großmutter zu einem Spaziergang einzuladen. Der alten Dame tut es doch so gut, mal an die frische Luft zu kommen. Da muß das Überschreiten der roten Linie halt noch etwas warten …
Morgen werden Sie wohl den kleinen Riß im Garagendach flicken müssen, denn für die kommenden Tage wurden heftige Regenschauer vorhergesagt.
Sie können sicher sein, daß Sie jeden Tag einen neuen Grund finden, um im Kreis der Gewohnheiten zu verharren. Wer etwas vermeiden will, wird garantiert einen Weg dafür finden.
Der Himmel hilft niemals solchen, die nicht handeln wollen
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Sophokles
Rechtfertigung bedeutet, daß Sie begründen, warum Sie etwas nicht getan haben. Und das in brillanter, wissenschaftlich fest belegbarer Art. Im Leben läßt sich alles beweisen. Sie kennen doch den Holzfäller, der seit geraumer Zeit ächzend und stöhnend versucht, einen Baum zu fällen Wenn Sie ihn fragen, warum es so lange dauert, wird er ausführlich davon berichten, daß sein Sägeblatt stumpf sei, und wortreich erklären, warum er keine Zeit habe, es zu wechseln.
Die Schuldzuweisung ist aber noch wirkungsvoller, sie ist die beste Kampfformel zur Selbstverteidigung: Machen Sie doch einfach andere dafür verantwortlich, daß Sie nicht gehandelt haben!
Bestimmt wären Sie heute zum Zahnarzt gegangen, hätte Ihre Frau nicht darauf bestanden, daß Sie endlich den Wasserhahn in der Küche
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