Pfade Ins Zwielicht
abgesehen von dem silbernen Schwert und dem rotgoldenen Drachen an dem ho - hen Kragen keine Farbe aufwies. Der schwarze Um - hang war zurückgeworfen, als würde er sich weigern, sich von der Kälte berühren zu lassen. Möglicherweise stimmte das sogar; diese Männer schienen zu glauben, gegen alles kämpfen zu müssen, die ganze Zeit. Er lächelte sie an - beruhigend? -, und sie blinzelte. Hatte sie zu viel Besorgnis in ihr Ende des Bundes sickern lassen? Es war ein so heikler Tanz, der Versuch, die eigenen Gefühle zu beherrschen, nur die richtigen Erwiderungen zu präsentieren. Es war fast so, also würde man die Prüfung für die Stola machen, wo jedes Gewebe ohne das geringste Zögern trotz aller möglichen Störungen perfekt erschaffen werden musste, nur dass diese Prüfung ununterbrochen weiterging.
Er wandte seine Aufmerksamkeit Toveine zu, und Gabrelle musste sich nicht das erste Mal da von abhalten, verblüfft den Kopf zu schütteln. Sie zog die Kapuze ein Stück weiter nach vorn, wie um sich vor der Kälte zu schützen; dabei wollte sie nur einen Rand haben, an dem vorbei sie die Schwester der Roten verstohlen betrachten konnte.
Über die andere Frau wusste sie lediglich, dass sie ihren Hass in flachen Gräbern begrub, wenn überhaupt, und Toveine verabscheute Männer, die die Macht lenken konnten, noch mehr als jede der Roten, die Gabrelle kennengelernt hatte. Nach den Behauptungen, die Logain Ablar in die Welt gesetzt hatte, musste jede Rote ihn verabscheuen, dass es die Rote Ajah gewesen sein sollte, die ihn zu einem falschen Drachen machen wollte. Mittlerweile schwieg er diesbezüglich, aber der Schaden war angerichtet. Manche der gefangenen Schwestern schauten die Roten an, als wären sie davon überzeugt, in eine von ihnen gestellte Falle hineingelaufen zu sein. Es fehlte nicht viel, und Toveine hätte ihn affektiert angestrahlt. Sicher, Desandre und Lemai hatten jeder Frau befohlen, herzliche Beziehungen zu den Asha'man aufzubauen, mit denen sie verbunden waren - die Männer mussten in Sicherheit gewiegt werden, bevor die Schwestern etwas Nützliches tun konnten -, aber Toveine sträubte sich offen gegen jeden Befehl der beiden. Sie hatte es verabscheut, ihnen den Oberbefehl zu überlassen, und hätte sich vielleicht sogar geweigert, hätte Lemai nicht auch den Roten angehört, und dabei hatte es keine Rolle gespielt, dass sie zugeben musste, dass es nicht anders ging. Dass keiner mehr ihre Autorität anerkannt hatte, nachdem sie sie in die Gefangenschaft geführt hatte. Auch das verabscheute sie. Aber danach hatte sie angefangen, Logain anzulächeln.
Und was das anging, wie konnte Logain am anderen Ende des Bundes sitzen und dieses Lächeln für etwas anderes als eine Täuschung halten? Gabrelle hatte auch an diesem Knoten gezupft, ohne ihn auch nur ansatzweise lösen zu können. Er wusste zu viel über Toveine. Allein schon ihre Ajah zu kennen hätte reichen müssen. Aber wenn er die Schwester der Roten anblickte, spürte Gabrelle genauso wenig Misstrauen in ihm, als wenn er sie betrachtete. Nicht, dass er gar nicht misstrauisch gewesen wäre; allem Anschein nach schien dieser Mann jedem mit Misstrauen zu begegnen. Aber er trat jeder Schwester unbefangener gegenüber als einigen der Asha'man. Und auch das ergab keinen Sinn.
Er ist kein Narr, rief sie sich ins Gedächtnis. Also, warum! Und warum tut Toveine das? Was für einen Plan verfolgt sie?
Plötzlich schenkte ihr Toveine ein scheinbar warmherziges Lächeln und antwortete, als hätte sie zumindest eine ihrer Fragen laut ausgesprochen. »Mit Euch in der Nähe«, murmelte sie, »ist er sich meiner Anwesenheit kaum bewusst. Ihr habt ihn zu Eurem Gefangenen gemacht, Schwester.«
Ertappt wurde Gabrelle knallrot im Gesicht. Toveine betrieb niemals Konversation, und zu behaupten, dass sie Gabrelles Verhältnis mit Logain missbilligte, wäre eine drastische Untertreibung gewesen. Ihn zu verführen war als so offensichtliche Möglichkeit erschienen, um nahe an ihn heranzukommen und auf diese Weise seine Pläne und seine Schwächen in Erfahrung zu bringen. Selbst wenn er ein Asha'man war, sie war schon lange vor seiner Geburt Aes Sedai gewesen, und sie war kaum ein unbeschriebenes Blatt, was Männer betraf. Er war so überrascht gewesen, als er begriffen hatte, was sie da tat, dass sie ihn beinahe für noch unschuldig gehalten hatte. Was nur wieder zeigte, was für eine Närrin sie gewesen war. Eine Domani zu spielen verbarg, wie sich
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