Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
vergessen schien, dass er sie bereits verloren hatte. Aber was hatten die Andoraner in Murandy zu suchen? Falls die Berichte der Wahrheit entsprachen; so viele waren nichts als Hirngespinste von Reisenden, die in Lügen verpackt waren. Andor. Allein schon der Name versetzte Valda in Wut. Morgase war tot oder die Dienerin eines Seanchaners. Sie hatten wenig Achtung vor Titeln, die nicht die ihren waren. Tot oder Dienerin, für ihn war sie verloren, und, was viel wichtiger war, seine Pläne für Andor waren gescheitert. Galadedrid war von einem nützlichen Werkzeug zu einem beliebigen jungen Offizier geworden, und dazu noch einer, der beim Fußvolk viel zu beliebt war. Gute Offiziere waren niemals beliebt. Aber Valda war ein pragmatischer Mann. Die Vergangenheit war vergangen. Neue Pläne hatten Andor ersetzt.
    »Nicht so weit, wenn wir nach Osten durch Altara marschieren, mein Sohn, durch den Norden von Altara. Die Seanchaner können sich noch nicht weit von Ebou Dar ausgebreitet haben.«
    Valda streckte die Hände aus, um etwas von der armseligen Wärme des Kaminfeuers abzubekommen, und seufzte. In Tarabon hatten sie sich wie eine Seuche ausgebreitet, und hier in Amadicia auch. Wie kam der Mann auf die Idee, dass es in Altara anders sein würde? »Vergesst Ihr da nicht die Hexen in Altara? MUSS ich Euch daran erinnern, dass sie ein eigenes Heer haben? Es sei denn, sie sind bereits in Murandy.« Die Berichte von den marschierenden Hexen glaubte er. Ohne es zu wollen, hob sich seine Stimme. »Vielleicht handelt es sich bei dem so genannten andoranischen Heer, von dem Ihr gehört habt, um die Hexen und ihre Streitkräfte! Vergesst nicht, sie haben al'Thor Caemlyn gegeben! Und Illian, und den halben Osten! Glaubt Ihr wirklich, dass die Hexen uneins sind? Glaubt Ihr das?« Er atmete langsam ein und beruhigte sich. Versuchte es zumindest. Jeder Bericht aus dem Osten war schlimmer als der vorherige. Ein Windstoß, der den Schornstein hinunterraste, blies Funken in den Raum, und er trat mit einem Fluch zurück. Verfluchtes Bauernloch! Selbst der Kamin war erbärmlich!
    Asunawa klappte das kleine Buch mit beiden Händen zu. Sie waren wie zum Gebet gefaltet, aber in seinen tiefliegenden Augen schien plötzlich ein Feuer zu lodern, das heißer war als das im Kamin. »Die Hexen müssen vernichtet werden! Das ist es, woran ich glaube!«
    »Mir würde es reichen, wenn wir wüssten, wie die Seanchaner sie zähmen.« Mit genügend zahmen Hexen könnte er al'Thor aus Andor vertreiben, aus Illian und überall sonst, wo er sich wie der Schatten selbst ausgebreitet hatte. Er könnte mehr erreichen als Falkenflügel!
    »Sie müssen vernichtet werden«, sagte Asunawa stur.
    »Und wir mit ihnen?«, wollte Valda wissen.
    Es klopfte an der Tür, und nach Asunawas kurzem Ruf trat einer der Wachen ein, nahm stocksteif Haltung an und hieb in einem zackigen Gruß den Arm quer über die Brust. »Mein Lord Hochinquisitor«, sagte er ehrerbietig, »der Rat der Gesalbten ist eingetroffen.«
    Valda wartete. Würde der alte Narr weiterhin auf seinem Standpunkt beharren, wo draußen alle zehn überlebenden Lordhauptmänner im Sattel saßen, zum Ritt bereit? Was geschehen war, war geschehen. Was geschehen musste ...
    »Wenn es die Weiße Burg vernichtet«, sagte Asunawa schließlich, »dann kann ich für den Augenblick zufrieden sein. Ich werde zu der Versammlung kommen.«
    Valda lächelte schmal. »Dann bin ich zufrieden. Wir werden das Ende der Hexen Seite an Seite erleben.« Er würde es auf jeden Fall erleben. »Ich schlage vor, Ihr lasst Euer Pferd bereitmachen. Bei Anbruch der Nacht steht uns ein langer Ritt bevor.« Ob Asunawa es mit ihm zusammen erleben würde, war eine andere Sache.
    Gabrelle genoss den Ritt durch den winterlichen Wald mit Logain und Toveine. Er ließ sie und Toveine stets in scheinbarer Ungestörtheit in ihrem eigenen Tempo folgen, solange sie nicht zu weit zurückblieben. Die beiden Aes Sedai sprachen allerdings selten mehr als das unumgänglich Notwendige, selbst wenn sie tatsächlich allein unter sich waren. Sie waren alles andere als Freundinnen. Gabrelle wünschte sich oft, Toveine würde darum bitten, zurückbleiben zu dürfen, wenn Logain diese Ausritte anbot. Es wäre sehr angenehm gewesen, wirklich allein zu sein.
    Mit einer behandschuhten Hand hielt sie die Zügel, während sie mit der anderen den mit Fuchspelz gefütterten Umhang zuhielt, und sie ließ zu, dass sie die Kälte fühlte, nur ein bisschen, nur für die

Weitere Kostenlose Bücher