Pfade Ins Zwielicht
auseinander setzen. Wie seine Gefährten Rand und Perrin ist auch er Ta'veren, drei Prophezeiungen haben sein Leben verändert: Er wird die Tochter der Neun Monde heiraten.
Er wird sterben und wieder leben und noch einmal einen Teil dessen erleben, was einst war.
Er wird die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben, um die Welt zu retten.
Er erhielt den Ashandarei, einen schwarzen, mit Raben gezeichneten Speer, ein silbernes Medaillon in der Form eines Fuchskopfes und die Erinnerungen vor langer Zeit gestorbener Männer, die seinen Kopf gehörig durcheinander wirbeln, ihm aber auch nützliches Wissen vermitteln. Inzwischen ist er ein Abenteurer und der Anführer der Bande der Roten Hand und wird von vielen als Lord betrachtet. Aber scheinbar hat ihn sein sprichwörtliches Glück verlassen. Ein gebrochenes Bein hielt ihn in der Hafenstadt Ebou Dar fest, die von den Seanchanern erobert wurde. Als Geliebter der Königin Tylin wohnte er im Palast und erlebte hautnah mit, wie die Invasoren aus Seanchan gefangene Machtlenkerinnen zu Damane versklavten, die als lebende Waffen dienen. Nach langen Planungen entschied er sich, eine Flucht zu wagen und einige der Aes Sedai und der Windsucherinnen vom Meervolk zu befreien. Dazu benutzt er die Seanchanerin Egeanin Tamarath, die mittlerweile zum Blut, zum seanchanischen Adel, gehört. Egeanin weiß nichts von seiner Verbindung zum Wiedergeborenen Drachen; ihr ist die Geheimpolizei auf den Fersen, und das Pflaster in Ebou Dar wird ihr zu heiß. Und sie ist für Mat der Schlüssel, um die Damane aus der streng bewachten Stadt zu schaffen.
Aber in der Nacht, in der er die Flucht wagen will, stellt sich ihm die kürzlich eingetroffene Hochlady Tuon in den Weg. Ausgerechnet sie entpuppt sich als die Erbin des Kaiserthrons von Seanchan. Und was für Mat viel schlimmer ist, Tuon ist die Tochter der Neun Monde, die Frau, die er laut der Prophezeiung heiraten soll. Nun steht er erst recht mit dem Rücken zur Wand.
Aber er kann nicht mehr zurück. Und so wagt er die Flucht aus Ebou Dar ...
Rand al'Thor hingegen ist vom ewigen Kampf zermürbt. In der Stadt Far Madding hat er einige der Verräter stellen können, die ihn im Sonnenpalast von Cairhien angegriffen haben. Aber ihr Rädelsführer ist ihm abermals entkommen. Er hat sich widerstrebend auf ein Bündnis mit Cadsuane Melaidhrin eingelassen, einer Aes Sedai, die für ihre Ränke berüchtigt ist.
Aber sie hat ihm auch ihre volle Unterstützung zugesagt. Der Wiedergeborene Drache ist vielleicht der mächtigste Mann auf der Welt, aber auch ihn wird eines Tages der Wahnsinn umbringen, der vom Makel Saidins ausgeht, der männlichen Hälfte der Wahren Quelle. Und gegen den er jedes Mal ankämpfen muss, wenn er die Quelle umarmt und aus ihr die Eine Macht schöpft.
Und so hat er einen wahnwitzigen Plan geschmiedet. Er will die vom Dunklen König verdorbene Quelle von ihrem zersetzenden Makel säubern.
Rand al'Thor, der Schafhirte von den Zwei Flüssen, den das Muster auserwählt hat, zum Wiedergeborenen Drachen zu werden, hat gegen die Verlorenen des Dunklen Königs gekämpft und gesiegt und Reiche er - obert. Verglichen mit diesem Unternehmen waren das Kindereien. Denn hier wagt er sich an Kräfte heran, die buchstäblich die Welt zerstör en könnten. Aber ihm bleibt keine andere Wahl, wenn er bei Tarmon Gai'don, der Letzten Schlacht, siegen will.
Das Rad dreht sich, und die Letzte Schlacht rückt immer näher. Die Heere sammeln sich, und der Wiedergeborene Drache muss kämpfen, wenn die Welt kein zweites Mal untergehen soll.
Andreas Decker
PROLOG
Ausblicke auf das Muster
Rodel Ituralde hasste das Warten, obwohl er genau wusste, dass der größte Teil des Soldatendaseins aus nichts anderem bestand. Das Warten auf die nächste Schlacht, das Warten, dass der Feind sich bewegt, dass er einen Fehler macht. Er betrachtete den winterlichen Wald und war so reglos wie die Bäume. Die Sonne hatte die Hälfte ihres Weges zum Zenit erklommen und verbreitete keine Wärme. Sein Atem verwandelte sich vor seinem Gesicht in weißen Nebel und blieb als Reif an dem sauber gestutzten Schnurrbart und dem schwarzen Fuchspelz, mit dem seine Kapuze gefüttert war, haften. Er war froh, dass sein Helm am Sattelknauf hing. Sein Brustpanzer hielt die Kälte fest und schickte sie durch sein Wams und sämtliche darunterliegenden Schichten aus Wolle, Seide und Leinen. Sogar Pfeils Sattel war kalt, so als wäre der weiße Wallach aus gefrorener Milch. Der Helm
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