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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Gespräche und Verhandlungen gegeben, und Informationen darüber sind in jene Kreise durchgesickert, in denen ich verkehre. Das ist doch erklärlich.«
    »Aber gewiß. Natürlich. Nun, desto besser ... Obwohl ... Wie ist eigentlich Ihr Standpunkt?«
    »In dieser Angelegenheit? Eher negativ. Ja, sogar sehr negativ. Ich befürchte jedoch, daß hier niemandes Auffassung ausschlaggebend ist. Die Konsequenzen von Erfindungen sind unerbittlich – man kann bestenfalls die Verwirklichung eine Zeitlang hinauszögern.«
    »Mit anderen Worten: Sie halten es für ein notwendiges Übel?«
    »So würde ich es nicht formulieren. Ich bin der Meinung, daß die Menschheit auf eine Invasion künstlicher Wesen in Menschengestalt nicht vorbereitet ist. Das Wichtigste dabei ist selbstverständlich, ob sie dem Menschen auch tatsächlich ebenbürtig sind. Persönlich bin ich noch nie solchen Wesen begegnet. Ich bin kein Fachmann, aber die Spezialisten, die ich kenne, sind der Meinung, daß von einer Vollwertigkeit, einer echten Ebenbürtigkeit keine Rede sein kann.«
    »Sind Sie da nicht etwas voreingenommen? Einige Fachleute sind in der Tat dieser Meinung, das heißt, sie waren es. Aber sehen Sie ... das Vorgehen dieser Firmen wird von ökonomischen Faktoren bestimmt. Von der Rentabilität der Produktion.«
    »Das heißt, von der Hoffnung auf Profit.«
    »Ja. Das bedeutet in diesem Falle, daß die Bundesregierung – ich meine Amerika – sowie die Regierungen Englands und Frankreichs den Privatfirmen die Dokumentationen noch nicht bis ins letzte zugänglich gemacht haben, soweit diese in Instituten entwickelt worden sind, die vom Staat finanziert werden. Aber die Lücken in der Dokumentation können von den besagten Firmen auch ohne die Hilfe der Regierungen geschlossen werden, gewissermaßen im eigenen Bereich, sie haben ja ihre eigenen Forschungslaboratorien.«
    »Sie meinen Cybertronics?«
    »Nicht nur. Auch Machintrex, Inteltron und andere. Jedenfalls gibt es in den Regierungskreisen dieser Staaten viele Leute, die sich vor den Folgen einer derartigen Aktion fürchten. Die Privatfirmen interessiert es ja nicht, daß es an staatlichen Mitteln fehlt, um die Leute umzuschulen, die durch die Welle der Nichtlinearen ihre Arbeit verlieren würden.«
    »Der Nichtlinearen? Merkwürdig, dieser Terminus ist mir noch nie begegnet.«
    »Ein Wort aus unserem Jargon. Klingt immer noch besser als ›Homunculus‹ oder künstlicher Mensch‹, denn schließlich handelt es sich ja nicht um Menschen, weder um künstliche noch um echte.«
    »Wegen ihrer Unzulänglichkeit?«
    »Wissen Sie, Commander, ich bin auch kein Spezialist auf diesem Gebiet und muß Ihnen die Antwort schuldig bleiben, so leid es mir tut. Meine persönlichen Vermutungen sind hier völlig uninteressant. Es handelt sich darum, daß einer der ersten Abnehmer des neuen Erzeugnisses die COSNAV wäre.«
    »Das ist aber doch ein angloamerikanisches Privatunternehmen?«
    »Ebendarum. Die ›Cosmical Navigation‹ hat seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, weil das Kosmodrom- und Kosmonautik-System der sozialistischen Staaten, das nicht auf sofortigen Gewinn ausgerichtet ist, ein starker Konkurrent für sie ist, der einen erheblichen Teil des Warenumschlags übernimmt. Besonders auf den extraterrestrischen Hauptlinien. Das dürfte Ihnen bekannt sein.«
    »Allerdings. Und ich wäre ganz und gar nicht böse, wenn die COSNAV pleite ginge. Denn da es einmal gelungen ist, die kosmische Exploration im Rahmen der UNO zu internationalisieren, könnte man mit der Raumschiffahrt ruhig dasselbe machen. So scheint es mir wenigstens.«
    »Ich versichere Ihnen, daß auch ich das gerne möchte, schon wegen des Schreibtischs, hinter dem ich sitze. Aber das ist Zukunftsmusik. Die Wirklichkeit sieht zunächst mal so aus, daß die COSNAV bereit ist, jede beliebige Menge dieser Nichtlinearen für ihre Fluglinien zu übernehmen – vorläufig nur für den Güterverkehr, weil sie befürchtet, daß breite Kreise den Einsatz der Automaten in der Zivilraumfahrt boykottieren könnten. Die Vorverhandlungen sind bereits im Gange.«
    »Und die Presse schweigt?«
    »Die Gespräche sind inoffiziell. Einige Blätter haben übrigens Meldungen darüber gebracht, aber die COSNAV hat sie dementiert. Formell gesehen, hat sie recht. Im übrigen ist das ein regelrechter Dschungel, Commander. Im Grunde genommen bewegen sie sich in einem Sektor, der weder durch die Gesetzgebung der einzelnen Länder noch durch

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