Pippi Langstrumpf
Momo und Moana und die andern Taka-Tuka-Kinder war es natürlich ein Trauertag, als sie Pippi und Thomas und Annika an Bord der Hoppetosse gehen sahen, um wieder nach Hause zu segeln. Aber Pippi versprach, daß sie oft, sehr oft wieder auf die Taka-Tuka-Insel kommen würden. Die TakaTuka-Kinder hatten Kränze aus weißen Blumen gebunden, die sie Pippi und Thomas und Annika zum Abschied um den Hals hängten. Und dann tönte ihr Abschiedsgesang klagend über das Wasser hin dem fortgleitenden Schiff nach. Kapitän Langstrumpf stand auch am Strand. Er war gezwungen, dazubleiben und zu regieren. Es war Fridolf, der es statt seiner übernommen hatte, die Kinder nach Hause zu bringen. Kapitän Langstrumpf schneuzte sich bedächtig in sein großes 267
Schnupftuch und winkte Lebewohl. Pippi und Thomas und Annika weinten, daß ihnen die Tränen nur so herunterliefen, und winkten und winkten Kapitän Langstrumpf und den kleinen, schwarzen Kindern zu, solange sie sie sehen konnten.
Sie hatten einen herrlichen Wind während der ganzen Heimreise.
„Es ist am besten, wenn wir eure Unterjacken beizeiten heraussuchen, ehe wir in die Nordsee kommen“, sagte Pippi.
„Ach ja“, sagten Thomas und Annika.
Es zeigte sich bald, daß die Hoppetosse trotz des guten Windes unmöglich Weihnachten zu Hause sein konnte.
Thomas und Annika wurden ganz traurig, als sie das hörten.
Kein Weihnachtsbaum und keine Weihnachtsgeschenke!
„Da hätten wir ebensogut auf der Taka-Tuka-Insel bleiben können“, sagte Thomas verdrießlich.
Annika dachte an Mutter und Vater, und sie meinte, daß sie doch auf alle Fälle gern wieder zu Hause sein wollte. Aber es war traurig, daß sie um ihr Weihnachtsfest kommen sollten, darüber waren sich Thomas und Annika einig.
An einem dunklen Abend Anfang Januar sahen Pippi und Thomas und Annika die Lichter der kleinen Stadt ihnen entgegenleuchten. Sie waren zu Hause.
„Ja, das war dieser Südseeausflug“, sagte Pippi, als sie mit dem Pferd über den Laufsteg kletterte.
Es war niemand da, um sie abzuholen; denn niemand konnte ja wissen, wann sie nach Hause kommen würden. Pippi hob Thomas und Annika und Herrn Nilsson auf das Pferd, und sie ritten auf die Villa Kunterbunt zu. Das Pferd mußte sich ordentlich anstrengen, denn die Straßen und Wege waren voller Schnee. Thomas und Annika starrten durch das
Schneegestöber. Bald würden sie bei Mutter und Vater sein.
Und sie fühlten plötzlich, daß sie Sehnsucht nach ihnen hatten.
Drinnen im Haus der Familie Settergren leuchtete es so 268
einladend, und durch das Fenster konnte man Thomas’ und Annikas Mutter und Vater am Eßtisch sitzen sehen.
„Da sind Mutter und Vater“, sagte Thomas, und es klang so zufrieden, als er das sagte.
Aber die Villa Kunterbunt lag völlig dunkel und mit Schnee bedeckt da.
Annika war ganz verzweifelt bei dem Gedanken, daß Pippi allein da hineingehen sollte.
„Liebe Pippi, kannst du nicht die erste Nacht bei uns wohnen?“ fragte sie.
„O nein“, sagte Pippi und plumpste vor dem Gartenzaun in den Schnee hinunter. „Jetzt muß ich erst ein bißchen Ordnung in der Villa Kunterbunt machen.“
Sie schritt weiter durch die tiefen Schneewehen, die ihr bis zum Bauch hinaufreichten. Das Pferd trabte hinterher.
„Aber denk bloß, wie kalt es da drinnen sein wird“, sagte Thomas, „nachdem so lange nicht geheizt war.“
„Ach was“, sagte Pippi. „Wenn nur das Herz warm ist und schlägt, wie es schlagen soll, dann friert man nicht.“
269
Pippi Langstrumpf will nicht groß werden
Oh, wie Thomas’ und Annikas Mutter und Vater ihre Kinder an sich drückten, und wie sie sie küßten und ein feines Abendbrot für sie auftischten und sie warm zudeckten, als sie in ihren Betten lagen! Und sie saßen lange, lange auf ihren Bettkanten und hörten auf die Berichte der Kinder über all das Merkwürdige, was sie auf der Taka-Tuka-Insel erlebt hatten.
Sie waren alle so froh. Es war nur etwas, was schade war, und das war das mit Weihnachten. Thomas und Annika wollten ihrer Mutter nicht sagen, daß sie traurig waren, weil sie um den Weihnachtsbaum und um die Weihnachtsgeschenke
gekommen waren, aber es war doch so. Es war so ungewohnt, wieder zu Hause zu sein, wie es immer der Fall ist, wenn man auf Reisen war, und es hätte viel geholfen, wenn es nur der Weihnachtsabend gewesen wäre, an dem sie nach Hause gekommen waren.
Auch der Gedanke an Pippi schmerzte Thomas und Annika etwas. Jetzt lag sie natürlich dort in
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