191 - London - Stadt der Vampire
Die Hölle war seine Heimat, und er träumte insgeheim immer noch davon, hier eines Tages zu herrschen, obwohl er sich mit seinem Vater arrangiert hatte.
Asmodis hatte ihm ein weites Gebiet übertragen, in dem er schalten und walten konnte, wie er wollte. Aber das genügte Loxagon nicht.
Nach außen hin gab er sich zufrieden, aber in seinem Inneren nagte der Ehrgeiz. Irgendwann - davon war er überzeugt - würde der Herrscher der Hölle nicht mehr Asmodis, sondern Loxagon heißen.
Haßerfüllt richtete der starke Teufel seinen Blick in die Ferne, dorthin, wo sich Tony Ballard und Mr. Silver befanden, und er wünschte ihnen einen qualvollen Tod.
Loxagon konnte es nicht verwinden, daß sich die Waffe, die einst von Farrac, dem Höllenschmied, für ihn auf dem Amboß des Grauens geschmiedet worden war, so gnadenlos gegen ihn gestellt hatte.
Shavenaar, das lebende Schwert, hatte alles darangesetzt, um ihn zu vernichten ! Seine eigene Waffe!
»Ich muß das Höllenschwert wiederhaben!« knurrte Loxagon zornig. »Es ist zu gefährlich in Mr. Silvers Hand! Es muß wieder mir gehorchen!«
Etwas pfiff plötzlich durch die Luft und bohrte sich vor Loxagons Füßen in den Boden: ein eiserner Speer!
Wer hatte ihn geschleudert? Aggressive Blitze zuckten in Loxagons suchenden Augen, und als sie eine dreiarmige, gedrungene Gestalt entdeckten, legte sich ein grausamer Ausdruck über die scharf geschnittenen Züge des Teufelssohns.
Das war Croon, der Höllenkiller!
Der Dreiarmige bewegte sich roboterhaft. Er hatte drei Augen und an jeder Hand drei Finger. Beulen glänzten wie Glaskugeln in seinem unförmigen Gesicht, in seinem Maul blinkten Eisenzähne.
Man durfte Croon nicht trauen.
Wer ihm den Rücken zukehrte, riskierte, sein Leben zu verlieren. Croon war die Verkörperung des Hasses. Wer seinen Preis bezahlte, konnte sich seiner bedienen.
Wenn man ihm begegnete, konnte man nie wissen, ob man das überlebte. Er war bis an die eisernen Zähne bewaffnet, und Loxagon wußte, daß alle Waffen des Höllenkillers magisch vergiftet waren.
Croon hatte den eisernen Speer geschleudert, um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn er hätte treffen wollen, wäre das kein Problem für ihn gewesen.
Um ihm zu zeigen, daß er ihn nicht fürchtete, riß Loxagon den eisernen Speer aus dem Boden und bog die Enden zusammen. Hart traten bei dieser Anstrengung seine ausgeprägten Muskeln hervor.
Als Croon bis auf fünf Schritte herangekommen war, hob Loxagon gebieterisch die Hand, und der Höllenkiller blieb stehen. Die Beulen in seiner widerlichen Fratze überzogen sich mit einem wechselnden Farbenspiel.
»Ich habe dich gesucht«, sagte Croon mit seltsam klirrender Stimme.
Loxagon musterte den Gedrungenen mißtrauisch. »Weshalb? Hat dich jemand bezahlt, damit du versuchst, mich zu töten?«
»Du weißt, daß du der einzige bist, gegen den ich nie meine Hand erheben würde.«
Loxagon wußte, daß Croon log. Niemand, nicht einmal Asmodis, war vor dem Höllenkiller sicher, deshalb tat man gut daran, ihn nie zu nahe an sich heranzulassen.
»Mit deinem Vater passiert etwas Rätselhaftes!« sagte Croon.
Loxagons Blick verdüsterte sich. »Was?« wollte er wissen.
»Etwas schwächt ihn. Nach außen hin wirkt er stark wie eh und je, und er bemüht sich, diesen Schein zu wahren, aber mich kann er nicht täuschen. Er ist nicht mehr derselbe. Er hat sich verändert und wird sich weiter verändern. Diese verborgene Schwäche ist nichts Vorübergehendes. Der Höllenfürst wird sich davon nicht erholen. Es geht mit Asmodis bergab. Er weiß es, aber er würde jeden grausam töten, der ihm das ins Gesicht sagte.«
Loxagon kniff die Augen argwöhnisch zusammen. »Warum erzählst du mir das? Um mich zu verleiten, etwas gegen meinen Vater zu unternehmen? Sollst du mich in seinem Auftrag prüfen?«
»Du bist Asmodis’ Sohn…«
»Der Höllenfürst hat viele Nachkommen.«
»Kein anderer stieg so hoch auf wie du. Nur dir erlaubt er, gemeinsam mit ihm die Hölle zu regieren«, sagte Croon. »Du bist der einzige, der ihn ablösen kann, wenn die Schwäche es ihm unmöglich macht, das große Höllenreich weiter mit gnadenloser Härte zu regieren. Der Tag, an dem du an seiner Stelle auf dem Höllenthron sitzt, rückt für dich in greifbare Nähe.«
»Und da möchtest du dich rechtzeitig mit mir gutstellen«, sagte Loxagon verächtlich.
»Du kannst jederzeit über mich verfügen«, erwiderte Croon.
»Was bezweckst du mit diesem Angebot?«
»Daß du
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