Pippi Langstrumpf
noch mehr Haie, und sie war gezwungen, noch mehr Kokosnüsse hinunterzuwerfen. Eine davon traf Buck auf den Kopf.
„Himmel, warst du das?“ sagte Pippi, als Buck aufschrie. „Von hier oben siehst du genau aus wie ein großer abscheulicher Hai.“
Jim und Buck beschlossen jetzt, auf die Kinder zu warten.
„Wenn sie Hunger bekommen, werden sie schon abhauen“, sagte Buck mürrisch. „Und da sollen sie was erleben!“
Er schrie den Kindern zu:
„Ihr tut mir leid, wenn ihr da so lange in der Höhle sitzen müßt, bis ihr verhungert!“
„Du hast ein gutes Herz“, sagte Pippi. „Aber für die nächsten vierzehn Tage brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Dann werden wir vielleicht anfangen, die Kokosnüsse etwas zu rationieren.“
Sie brach eine große Kokosnuß auf, trank die Milch aus und aß von dem herrlichen Kern.
Jim und Buck fluchten. Die Sonne war im Begriff unterzugehen, und sie fingen an, ihre Vorbereitungen zu treffen, um am Strand zu übernachten. Sie wagten nicht, zum Dampfschiff hinauszurudern, um dort zu schlafen, denn dann konnten ja die Kinder mit allen Perlen davonklettern. Sie legten sich mit ihren nassen Kleidern auf die harten Felsen. Es war sehr unbehaglich.
Oben in der Höhle saßen alle Kinder mit schimmernden Augen und aßen Kokosnüsse und Brotfruchtmus. Das schmeckte gut, und alles war so spannend und schön. Hin und wieder steckten sie die Köpfe hinaus, um nach Jim und Buck zu schauen. Es war jetzt so dunkel geworden, daß sie sie nur undeutlich auf dem Felsplateau sehen konnten. Aber sie konnten sie da unten fluchen hören.
Plötzlich kam ein Wolkenbruch von dieser heftigen Art, wie er in den Tropen vorkommt. Ein Meer von Regen stürzte vom Himmel herunter. Pippi steckte ihre äußerste Nasenspitze aus der Höhle.
„Ob es wohl noch jemand gibt, der so ein Glück hat wie ihr?“ rief sie Jim und Buck zu.
„Was meinst du damit?“ fragte Buck hoffnungsvoll. Er dachte, daß die Kinder jetzt Reue bekommen hätten und ihnen die Perlen geben wollten. „Was meinst du damit, daß wir Glück haben?“
„Ja, denkt bloß, was für ein unendliches Glück, daß ihr schon naß wart, bevor der Wolkenbruch kam. Sonst wärt ihr ja jetzt in diesem Regenwetter ganz durchweicht worden.“
Man hörte jemand da unten fluchen, aber es war unmöglich, zu unterscheiden, ob es Jim oder Buck war.
„Gute Nacht, gute Nacht, und schlaft gut“, sagte Pippi. „Denn das wollen wir jetzt tun.“
Alle Kinder legten sich auf den Boden der Höhle nieder. Thomas und Annika lagen ganz dicht bei Pippi und hielten ihre Hand. Sie lagen so schön. Es war gerade richtig warm und behaglich in der Höhle. Draußen brauste der Regen herab.
Pippi bekommt genug von Jim und Buc k
Die Kinder schliefen gut die ganze Nacht durch. Aber von Jim und Buck konnte man das nicht sagen. Sie fluchten bloß über den Regen, und als es aufgehört hatte zu regnen, fingen sie an, sich gegenseitig zu beschimpfen, wer schuld daran war, daß sie die Perlen nicht bekommen hatten, und wer eigentlich auf den dummen Gedanken gekommen war, zur Taka-Tuka-Insel zu fahren.
Aber als die Sonne aufging und ihre nassen Kleider trocknete und Pippi ihr fröhliches Gesicht aus der Höhle steckte und ihnen guten Morgen wünschte, waren sie mehr als je fest entschlossen, zu versuchen, die Perlen zu bekommen und als reiche Männer davonzufahren. Sie wußten nur noch nicht, wie sie es anstellen sollten.
Inzwischen hatte Pippis Pferd angefangen, sich zu wundern, wo Pippi und Thomas und Annika geblieben waren. Herr Nilsson war von seinem Familientreffen im Dschungel zurückgekommen, und auch er wunderte sich. Und er war gespannt, was Pippi sagen würde, wenn sie entdeckte, daß er seinen kleinen Strohhut verloren hatte.
Herr Nilsson sprang auf den Schwanz des Pferdes, und das Pferd trabte davon, um nach Pippi Ausschau zu halten. So nach und nach fand es sich dann zur Südseite der Insel hin. Und da sah es Pippi den Kopf aus der Höhle stecken. Es wieherte fröhlich.
„Schau mal, Pippi, da kommt dein Pferd!“ schrie Thomas.
„Und Herr Nilsson sitzt auf seinem Schwanz“, sagte Annika. Jim und Buck hörten das. Sie hörten, daß das Pferd, das da am Strand entlang kam, diesem rothaarigen Ungetüm dort oben
in der Höhle gehörte. Buck ging zu dem Pferd hin und faßte es an der Mähne.
„Hör mal, du kleine Hexe“, schrie er, „jetzt schlage ich dein Pferd tot.“
„Du willst mein Pferd totschlagen, das ich so sehr liebe?“ sagte
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