Pippi Langstrumpf
jetzt. In zwei Sekunden hatte er das Land erreicht und stürzte aus dem Wasser. Wütend war er, und Angst hatte er, und es schien so, als ob er glaubte, es wäre Pippis Schuld, daß es hier Haie im Wasser gab.
„Pfui, schäm dich, Mädel“, schrie er. „Das Meer ist ja voller Haie!“
„Habe ich etwas anderes behauptet?“ fragte Pippi und legte ihren Kopf anmutig zur Seite. „Immer lüge ich nicht, verstehst du?“
Jim und Buck gingen hinter den Busch und zogen sich wieder an. Sie fanden, es sei jetzt Zeit, an die Perlen zu denken. Man konnte nicht wissen, wie lange Kapitän Langstrumpf und die anderen fortbleiben würden.
„Hört mal, Kinderchen“, sagte Buck, „ich habe gehört, daß hier in der Gegend gute Perlenfischerei sein soll. Wißt ihr, ob das richtig ist?“
„Und ob!“ sagte Pippi. „Die Perlmuscheln rasseln einem nur so um die Füße da unten auf dem Meeresgrund. Geh runter und sieh nach, dann kannst du dich selbst davon überzeugen.“
Aber Buck wollte nicht.
„In jeder Muschel sind große Perlen“, sagte Pippi. „Ungefähr wie die hier.“
Sie hielt eine riesengroße schimmernde Perle hin.
Jim und Buck wurden so gierig, daß sie kaum stillstehen konnten.
„Habt ihr mehr solche?“ fragte Jim. „Wir möchten sie von euch kaufen.“
Das war nicht wahr. Jim und Buck hatten kein Geld, um Perlen zu kaufen. Sie wollten sie sich nur erschwindeln.
„Ja, wir haben wohl mindestens fünf, sechs Liter Perlen hier in der Höhle“, sagte Pippi.
Jim und Buck konnten ihre Freude nicht verbergen.
„Ausgezeichnet“, sagte Buck. „Komm her damit, dann kaufen wir sie alle.“
„Ach nein“, sagte Pippi. „Womit sollen die armen Kinder dann spielen?“
Jim und Buck brauchten eine lange Weile, um zu begreifen, daß es nicht anging, sich die Perlen zu erschwindeln. Aber was sie nicht mit List bekommen konnten, wollten sie mit Gewalt nehmen. Jetzt wußten sie ja, wo die Perlen waren. Sie brauchten nur hinüber in die Höhle zu klettern und sie zu nehmen.
Ja, hinüber zur Höhle klettern, das war es ja gerade! Während die beiden überlegten, hatte Pippi vorsichtigerweise das Hibiskusseil abgehakt. Das war jetzt in gutem Gewahrsam in der Höhle.
Jim und Buck fanden nicht, daß es so besonders verlockend aussah, zur Höhle hinüberzuklettern. Aber es gab offenbar keinen anderen Weg.
„Mach du es, Jim“, sagte Buck.
„Nee, mach du es, Buck“, sagte Jim.
„Mach du es, Jim“, sagte Buck. Er war stärker als Jim.
Jim begann zu klettern. Er griff verzweifelt nach allen Vorsprüngen, an die er herankommen konnte. Der kalte Schweiß rann ihm den Rücken hinunter.
„Halt dich um Gottes willen fest, damit du nicht runterfällst“, sagte Pippi ermunternd.
Da fiel Jim ins Wasser. Buck schrie und fluchte am Strand. Jim schrie auch, denn er sah zwei Haie, die direkt auf ihn zusteuerten. Als sie nur noch zwei Meter von ihm entfernt waren, warf Pippi ihnen eine Kokosnuß mitten vor die Nase. Das erschreckte sie gerade so lange, daß Jim Zeit hatte, bis zum Strand zu schwimmen und auf das kleine Plateau hinaufzuklettern. Das Wasser rann an seinen Sachen herunter, und er bot einen traurigen Anblick. Buck schimpfte ihn aus.
„Mach du es doch selbst! Dann kannst du sehen, wie das ist“, sagte Jim.
„Ja, ich werde dir schon zeigen, wie man es macht“, sagte Buck und fing an zu klettern.
Alle Kinder schauten ihm zu.
Annika bekam beinah etwas Angst, als er immer näher und näher kam.
„Ach, ach, klettre nicht dort, sonst fällst du runter“, sagte Pippi.
„Wo?“ fragte Buck.
„Dort“, sagte Pippi und wies auf eine Stelle. Buck schaute auf seine Füße hinunter.
„Das kostet zu viele Kokosnüsse“, sagte Pippi einen Augenblick später, als sie wieder eine hinuntergeworfen hatte, um die Haie daran zu hindern, Buck aufzufressen, der kläglich im Wasser herumzappelte. Raus kam er, wütend wie eine Biene, aber Angst hatte er nicht. Er fing sofort eine neue Klettertour an, denn er hatte es sich in den Kopf gesetzt, zu der Höhle zu kommen und die Perlen zu kriegen.
Diesmal ging es besser. Als er beinah an der Öffnung der Höhle war, schrie er triumphierend:
„Jetzt, Kinder, jetzt will ich es euch heimzahlen.“
Da streckte Pippi ihren Zeigefinger vor und piekte ihn in den Bauch.
Platsch, machte es.
„Du konntest deine Kokosnuß gern selbst mitgenommen haben, als du abfuhrst“, rief Pippi ihm nach, während sie einen zudringlichen Hai auf die Nase traf. Aber es kamen
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