Pippi Langstrumpf
Pippi. „Mein liebes, gutes Pferdchen? Das kannst du nicht tun!“
„Ja, ich werde wohl dazu gezwungen sein“, sagte Buck, „falls du nicht herkommen und uns alle Perlen geben willst. Alle, merk dir das! Sonst schlage ich dein Pferd tot, jetzt sofort!“
Pippi sah ihn ernsthaft an.
„Mein lieber Mann“, sagte sie, „ich bitte dich, so sehr ich nur kann: Schlag mein Pferd nicht tot, und laß die Kinder ihre Perlen behalten.“
„Du hast gehört, was ich gesagt habe“, sagte Buck. „Her mit den Perlen – augenblicklich! Sonst …“
Und dann sagte er leise zu Jim:
„Warte nur, bis sie mit den Perlen kommt. Dann schlage ich sie gelb und grün zum Dank für die Regennacht. Und das Pferd nehmen wir mit auf unser Schiff und verkaufen es auf einer anderen Insel.“
Er schrie wieder zu Pippi hinauf:
„Na, was wird nun? Kommst du oder kommst du nicht?“
„Ja, dann muß ich wohl kommen“, sagte Pippi. „Aber vergiß nicht, daß du selbst es warst, der darum gebeten hat.“
Sie lief mit solcher Leichtigkeit über die kleinen Felsvorsprünge, als ob es der geradeste Promenadenweg wäre, und dann sprang sie hinunter auf das Plateau zu Buck und Jim und dem Pferd. Sie hielt vor Buck an. Da stand sie,- klein und dünn, mit dem Schurz um den Bauch und mit den zwei roten Zöpfen, die seitwärts abstanden. Ihre Augen hatten einen gefährlichen Glanz.
„Wo hast du die Perlen, Mädchen?“ schrie Buck.
„Es gibt keine Perlen heute“, sagte Pippi. „Statt dessen werdet ihr Bock springen.“
Da stieß Buck ein solches Gebrüll aus, daß Annika oben in der Höhle zu zittern anfing.
„Jetzt schlage ich wahrhaftig dich und das Pferd tot“, schrie er, und er stürzte auf Pippi zu.
„Langsam, mein guter Mann!“ sagte Pippi. Sie faßte ihn um den Leib und warf ihn drei Meter hoch in die Luft. Er schlug sich ganz ordentlich auf dem felsigen Boden, als er herunterfiel.
Da kam Leben in Jim. Er zielte einen furchtbaren Schlag auf Pippi, aber sie sprang mit einem kleinen, zufriedenen Lachen zur Seite. Und einen Augenblick später flog auch Jim gegen den hellen Morgenhimmel hinauf. Und dann saßen Jim und Buck auf dem Felsplateau und stöhnten laut. Pippi ging hin und ergriff sie, einen mit jeder Hand.
„Man soll nicht so erpicht darauf sein, Murmeln zu spielen, wie ihr es zu sein scheint“, sagte sie. „Etwas maßhalten muß man ja mit seiner Vergnügungssucht.“
Sie trug sie zur Jolle hinunter und warf sie hinein.
„Fahrt jetzt nach Hause und bittet eure Mutter, daß sie euch fünf Öre für Steinmurmeln geben möchte“, sagte sie. „Ich versichere euch, man kann genauso gut damit spielen.“
Eine Weile später töffte das Dampfschiff von der Taka-Tuka-Insel fort. Seitdem hat man es nie wieder in diesem Fahrwasser gesehen.
Pippi streichelte ihr Pferd. Herr Nilsson sprang auf ihre Schulter. Und hinter der äußeren Spitze der Insel tauchte jetzt eine lange Reihe von Kanus auf. Darin waren Kapitän Langstrumpf und seine Gefolgschaft, die von einer wohlgelungenen Jagd heimkehrten. Pippi rief ihnen zu und winkte, und sie grüßten mit den Paddeln.
Dann spannte Pippi rasch wieder das Seil, so daß Thomas und Annika und die anderen ohne Gefahr die Höhle verlassen konnten. Und als die Kanus etwas später an der kleinen Bucht neben der Hoppetosse anlegten, stand die ganze Kinderschar bereits da und nahm sie in Empfang.
Kapitän Langstrumpf streichelte Pippi.
„Ist alles ruhig gewesen?“ fragte er.
„Vollkommen ruhig“, sagte Pippi.
„Aber nein, Pippi, das stimmt ja nicht“, sagte Annika. „Es hätte ja beinah ein Unglück gegeben.“
„Ja, ja, natürlich, das habe ich vergessen“, sagte Pippi. „Ruhig ist es wirklich nicht gewesen, Vater Efraim. Sobald du den Rücken drehst, passiert alles mögliche.“
„Ja aber, mein Kind, was ist denn passiert?“ fragte Kapitän Langstrumpf unruhig.
„Etwas Schreckliches“, sagte Pippi. „Herr Nilsson hat seinen Strohhut verloren.“
Pippi verläßt die Taka-Tuka-Insel
Herrliche Tage folgten, herrliche Tage in einer warmen, herrlichen Welt, voll von Sonne und glitzerndem blauem Wasser und duftenden Blumen.
Thomas und Annika waren jetzt so braun, daß man beinah keinen Unterschied zwischen ihnen und den Taka-Tuka-Kindern sehen konnte. Und Pippi hatte Sommersprossen auf jeder Stelle ihres Gesichtes.
„Dieser Ausflug ist eine richtige Schönheitskur für mich“, sagte sie zufrieden. „Ich bin sommersprossiger und schöner als je zuvor. Wenn
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