Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
Vom Netzwerk:
streichelte das treue Tier, von dem er sich nie mehr trennen würde. Plötzlich ging ein Gedanke blitzartig durch seinen Kopf.
    »Hört, Herr«, wandte er sich an Michel. »Ich habe vielleicht die Lösung gefunden, jedenfalls die Teillösung. Ich werde die Muskatnußinsel für Euch suchen. Den Weg in das Innere des Archipels allerdings müßt Ihr selber finden.«Michel blickte ihn zweifelnd an.
    »Ich danke Euch für Euern guten Willen. Aber eine Vorstellung, wie Ihr ihn in die Tat umsetzen
wollt, habe ich nicht.«
Mutatullis Augen leuchteten.
»Karo!« sagte er.
    »Hm, er ist ein sehr gescheites Tier. Aber was kann uns der Hund dabei nützen?« »Er wird die Insel finden.«
    »Nicht möglich, Mutatulli. Dazu müßte er wenigstens schon einmal dagewesen sein. Er hat doch keine Witterung davon. Und außerdem reicht die Witterung eines noch so vorzüglich ausgebildeten Schäferhundes niemals über breitere Wasserarme hinweg. — Ausgeschlossen.« Mutatulli blieb zuversichtlich.
    »Ihr vergeßt, daß Karo auf einer Muskatnußinsel groß geworden ist. Zur Zeit der Reife liegt ein kaum merklicher, für eine gute Nase aber dennoch wahrnehmbarer Duft über der ganzen Insel. Hier unten ist die Reife wahrscheinlich schon vorbei; aber wenn nur Reste davon in der Luft zu spüren sind, so wird Karo sie wahrnehmen.«
    »Und wie wollt Ihr ihn auf die Spur setzen, damit er überhaupt weiß, was er suchen soll?«
»Ganz einfach. Wir zerkleinern eine Muskatnuß und halten sie ihm vor die Schnauze. Wir — —
—«
Mutatulli sprang aufgeregt davon.
    »Vielleicht schaffen wir es doch«, sagte Michel später zu Marina. »Wenn wir erst einmal innerhalb des Korallenringes sind, kann uns Mutatulli vielleicht helfen.« »Mit der Muskatnuß?« entgegnete Marina spöttisch.
    Auch Señor Virgen und Jardín konnten ein zweifelndes Lächeln nicht unterdrücken.
    »Warum sollte es nicht gehen?« mischte sich Tscham ein. »Wir haben in Indien sehr kluge Hunde gehabt. Manche haben geradezu Wunder der Spürkunst vollbracht.«
    »Hoffen wir das Beste.« Marina behielt ihre Skepsis. — Am nächsten Morgen setzte um das Schiff herum ein emsiges Leben und Treiben ein. Die Boote wurden zu Wasser gelassen. Mit Stöcken und Rudern suchten die Männer das Meer ab, um festzustellen, wo sich Korallenriffe vor den Augen der Menschen heimtückisch verbargen, wo man eventuell eine Durchfahrt für die Segler finden konnte, damit sie in das Innere des Archipels gelangten.

    74

    Es wurde Mittag, ohne daß auch nur annähernd so etwas wie eine Fahrtrinne entdeckt wurde. Der Schweiß lief den Männern in Strömen von den Körpern.
    »Es sieht so aus«, meinte Marina, »als sei unsere Sorge, die Muskatnußinsel zu finden, ganz ohne Belang gewesen. Solange wir hier festsitzen und nicht einfahren können, ist selbst Mutatullis Hund nutzlos.«
    Señor Virgen stieg nach geraumer Zeit selbst in ein Boot und nahm ein Lot mit. Er befahl seinen Ruderern, ihn stets in steilem Winkel auf die Küste zuzurudern. Immer und immer blieb die Leine irgendwo hängen. Selbst wenn sie einmal glatt nachgezogen werden konnte, war doch einen halben Meter neben dieser Stelle wieder ein Hindernis. Stunde um Stunde verrann. Als es dunkelte, war man nicht weiter gekommen. »Wie wäre es, wenn wir den Plan aufgäben?« fragte Marina.
    »Auch unsere Meinung«, schlossen sich Virgen und die Kapitäne der beiden anderen Schiffe an. »Wir richten hier nichts aus.«
    Der Pfeifer spielte mit seinem Becher. Es schien, als starre er gedankenverloren vor sich auf die
Tischplatte. Aber es schien nur so. In Wahrheit kam sein Kopf nicht eine Minute zur Ruhe.
Er blickte auf. In seinen Augen stand großer Ernst.
»Gut«, meinte er, »wir brechen ab. — Aber was dann?«
    Niemand antwortete ihm auf diese Frage. Jeder wußte ja, daß sie unbedingt irgendein Handelsgut haben mußten, wenn sie weiter bestehen wollten.
    »Wir können nicht aufgeben. Wir haben auch schon schwierigere Aufgaben bewältigt.« »Vielleicht ist diese versteckte Muskatnußinsel nur ein Produkt der Phantasie Mutatullis«, wandte Marina ein. »Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß die Holländer ausgerechnet auf dieser Insel vergessen haben, die Bäume auszurotten.«
    »Man kann annehmen, daß sie sie bestimmt nicht übersehen haben!« »Na also. — Was hat das Ganze dann für einen Zweck?«
    »Daß wir doch welche finden werden«, sagte der Pfeifer. »Nach allen Erfahrungen, die ich bisher mit Eingeborenen gemacht habe, entstehen

Weitere Kostenlose Bücher