Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Laß die Toten ruhen, Mister, sonst liegst du schneller unter der Erde als du denken kannst!«
    Die Stimme des Mannes klang rauh und bitterernst. Bill Conolly sah den Sprecher noch nicht genau. Er spürte ihn mehr hinter seinem Rücken und konzentrierte sich gleichzeitig auf die Scheibe des kleinen Schaufensters, in der sich die Gestalt abzeichnete. Sie sah nicht eben schmal aus. Der Mann hatte sich auch bewaffnet. Zwar malte sich der Baseball-Schläger nicht überdeutlich ab, aber er war schon zu sehen, und der Typ hielt ihn locker in der Hand.
    Bill war kein Mensch, der schnell durchdrehte. Zuviel hatte er schon erlebt. Deshalb blieb er auch ruhig und gab sein Vorhaben, das kleine Geschäft zu betreten, zunächst auf.
    Bill drehte sich um.
    Jetzt stand der Sprecher vor ihm. Er sah aus wie der Dorfschläger, der immer dann ins Gefecht geschickt wurde, wenn andere Argumente nicht mehr griffen. Er trug eine flache Mütze, die das rote Haar nicht unbedingt verdeckte; es quoll unter den Rändern hervor. Das Gesicht war hart, knochig. Die Nase war breit und hatte einen Höcker. Eine blasse Haut mit Sommersprossen. Breite Schultern unter der graugrünen Jacke. Schaufelartige Hände, kleine Augen und eben dieser Baseball-Schläger, den er jetzt locker hinund herwippte. Er war etwas größer als Bill und sich seiner Kraft sehr bewußt.
    Der Reporter blieb freundlich. »Pardon, Mister, von welchen Toten haben Sie gesprochen?«
    »Das weißt du genau.«
    Bill zuckte mit den Schultern. »Sorry, aber da komme ich nicht mit.«
    »Du schnüffelst hier herum. Du und dieser verdämmte Fotograf. Es ist uns zuviel, das sage ich dir. Wir haben dich schon einmal gewarnt. Wir wissen, wer du bist, wo du herkommst, aber du hast nicht auf unsere Warnungen gehört. Wir wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Ihr seid auch nicht aus Trimball verschwunden, habt alle Warnungen in den Wind geschlagen, und deshalb werde ich dir eine Lehre erteilen. Keine Sorge, der andere ist auch noch dran.«
    »Was meinen Sie mit den Toten? Habe ich ein Grab geschändet? Habe ich mich falsch verhalten? Was ist los?«
    »Wir wollen euch nicht.«
    »Das ist ein freies Land.«
    »Ja, aber nicht hier, verdammt! Es ist groß genug, damit ihr eure Freiheit genießen könnt. Haut wieder ab in die Stadt. Da seid ihr am besten aufgehoben, aber nicht bei uns, verflucht.«
    Bill blieb stur. »Mich hat bisher niemand vertrieben«, erklärte er mit ruhiger Stimme.
    »Es gibt bei allem immer ein erstes Mal.« Der Kerl ließ sich nicht beirren. Er hob seinen Baseball-Schläger etwas an, und sein Gesicht spannte sich noch mehr. Er musterte Bill mit starrem Blick. Wahrscheinlich suchte er den Punkt, den er treffen wollte, um mit einem Schlag alles zu beenden.
    Die Szene spielte sich am hellichten Tag ab und war nicht unbeobachtet geblieben. Es hatten sich Gaffer versammelt. Die Leute behielten eine respektable Distanz. Keiner wollte sich einmischen. Es gab auch niemand, der Bill zu Hilfe geeilt wäre, denn die Fronten waren klar. Gegen einen derartigen Schläger würde der Reporter nicht ankommen.
    Er räusperte sich, lächelte. »Es ist nicht so, wie Sie meinen, Mister. Ich möchte hier nur in das Geschäft und etwas erledigen.«
    »Ich weiß. Fotos entwickeln lassen.«
    »Nein. Aber ist das ein Verbrechen?«
    »Es kommt auf die Fotos an.«
    Bill verdrehte die Augen. »Sie wären harmlos. Es wären Aufnahmen, die ich hier von der Gegend geschossen habe. Können oder wollen Sie das nicht begreifen?«
    »Wir wollen es nicht!«
    »Ich werde trotzdem hineingehen.«
    »Nein!«
    Bill hatte schon am Klang der Stimme gehört, daß dem Typen der Geduldsfaden gerissen war. Er wollte keine Sekunde länger warten, und Bill hörte das Fauchen, als der Mann den Schläger hochschwang. Er wollte es richtig machen. Erst ausholen, dann zuschlagen. Aber er war von sich selbst zu sehr überzeugt. Er wollte es genießen, den anderen fertig zu machen. Vor allem unter den Augen der Zuschauer. Bill hörte noch sein Knurren, und im nächsten Augenblick wich dieses Geräusch einem pfeifenden Laut, der aus den beinahe zusammengepreßten Lippen hervorstieß.
    Da hatte ihn Bills Tritt erwischt. Ziemlich tief. Die Bauchdecke war in Mitleidenschaft gezogen worden. Mit einer schlaffen Bewegung fielen die Arme nach unten, zusammen mit dem Baseball-Schläger, der noch über den Boden kratzte.
    Der Typ keuchte. Er war rot angelaufen. Bill mußte eine Schwachstelle erwischt haben. Dann drehte der Mann

Weitere Kostenlose Bücher