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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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es in der Fachsprache heißt.
    Ich konnte mich nicht genug zu meinem Scharfsinn beglückwünschen und brannte darauf, mit ihm zu prahlen. Sowie mein Gorilla nach Beendigung seiner Runde an mir vorbeikam, bemühte ich mich mit allen Mitteln, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich klopfte an die Stäbe und ich deutete auf meinen Mund, bis er sich bereit fand, das Experiment noch einmal zu versuchen. Kaum hatte er die Pfeife angesetzt, und lange bevor er die Frucht vorzeigte, begann ich zu geifern wie ein Irrer, wie ein Rasender, ich, Ulysse Merou, als hinge mein Leben davon ab, so sehr bemühte ich mich, ihm meine rasche Auffassungsgabe zu beweisen. Tatsächlich schien er aus dem Konzept zu geraten, rief seinen Kollegen herbei und beriet sich lange mit ihm. Ich konnte mir vorstellen, wovon die Rede war: Da haben wir einen Menschen, bei dem noch vor einer Weile keinerlei Reaktionen zu beobachten waren, und plötzlich zeigt er bedingte Reflexe, was bei anderen beachtliche Zeit und Geduld erfordert. Ich bedauerte ihren Mangel an Verstand, der sie daran hinderte, den wahren Grund dieses raschen Fortschritts zu erkennen – nämlich meine Intelligenz. Ich war überzeugt, dass Zira eine weit größere Auffassungsgabe besaß.
    Unterdessen zeitigte meine Klugheit und mein Übermaß an Eifer einen ganz anderen Erfolg, als ich erhofft hatte. Die Gorillas entfernten sich, ohne mir die Frucht gegeben zu haben, die nun der eine selbst aufaß. Es war nicht nötig, mich zu belohnen, denn das angestrebte Ziel war ja erreicht worden.
    Tags darauf kamen sie mit anderen Utensilien wieder. Einer brachte eine Glocke mit, der andere schob einen auf einen fahrbaren Untersatz montierten Apparat herein, der wie ein Tonbandgerät aussah. Da ich mir über die Art der Experimente, denen wir unterworfen werden sollten, im Klaren war, wusste ich diesmal gleich, wozu die Instrumente dienten.
    Sie begannen mit Novas Nachbarn, einem großen, starken Burschen, der ans Gitter gekommen war und die Stäbe mit den Händen umklammerte, wie wir es inzwischen alle taten, wenn die Affen erschienen. Der eine Gorilla begann die Glocke zu schwingen, die einen vollen Ton von sich gab, während der andere ein von dem Apparat ausgehendes Kabel am Käfig befestigte. Als die Glocke schon eine ganze Weile geläutet wurde, begann er an einer Kurbel an dem Gerät zu drehen. Der Mann machte einen Satz nach hinten und stieß klagende Schreie aus.
    Das wiederholte sich einige Male, denn das Versuchsobjekt ließ sich immer wieder durch angebotene Früchte an die Eisenstäbe locken. Das Ganze zielte, wie mir wohl bekannt war, darauf ab, den Mann beim ersten Ton der Glocke zurückspringen zu lassen, noch bevor er einen elektrischen Schlag bekam. Also wieder ein bedingter Reflex. Doch an jenem Tag begriff er es nicht, sein Wahrnehmungsvermögen war nicht so weit entwickelt, dass er zwischen Ursache und Wirkung eine Beziehung hätte herstellen können.
    Ich hingegen erwartete die Gorillas voll Schadenfreude und Ungeduld, um sie den Unterschied zwischen Instinkt und Verstand merken zu lassen. Beim ersten Ton der Glocke ließ ich schnell die Stäbe los und wich bis zur Mitte des Käfigs zurück. Gleichzeitig fasste ich sie scharf ins Auge und lächelte spöttisch. Die Gorillas runzelten die Stirn. Diesmal lachten sie nicht über mich, zum ersten Mal schienen sie zu argwöhnen, dass ich mich über sie lustig machte. Dennoch wollten sie das Experiment offenbar noch einmal durchführen – doch dazu kam es nicht. Neue Besucher traten ein.

15
    Drei Gestalten kamen den Gang entlang: Die Schimpansin Zira und zwei andere Affen, von denen einer offensichtlich ein hohes Amt bekleidete. Es war ein Orang-Utan, der erste, den ich auf dem Planeten Soror erblickte. Er war nicht so groß wie die Gorillas und vom Alter gebeugt. Seine Arme waren unverhältnismäßig lang, als bewegte er sich oft mit Hilfe der Hände fort, was die anderen Affen nur selten tun. Er wirkte noch absonderlicher dadurch, dass er sich auf zwei Spazierstöcke stützte. Der Kopf mit dem langen fahlroten Haar steckte tief zwischen den Schultern, auf seinem Gesicht lag der starre Ausdruck schulmeisterlicher Gelehrsamkeit. Er wirkte auf mich wie ein alter Hohepriester, ehrwürdig und feierlich. Auch in seiner Kleidung unterschied er sich von den anderen: Er trug einen langen schwarzen Gehrock, dessen Aufschlag ein roter Stern schmückte, und eine schwarzweiß gestreifte Hose – das Ganze ziemlich verstaubt.
    Eine

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