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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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kleinwüchsige Schimpansin folgte ihm mit einer schweren Aktentasche. Ihrer Haltung nach hätte sie seine Sekretärin sein können. Ich glaube, es ist nicht weiter verwunderlich, dass ich jede Haltung und jeden auffallenden Zug der Affen beschreibe. Jedes denkende Wesen wäre wohl zu der gleichen Schlussfolgerung wie ich gelangt beim Anblick dieses Paares, das sich wie ein verdienstvoller Wissenschaftler mit seiner ihm ergebenen Sekretärin gebärdete. Bei dieser Gelegenheit gewann ich wieder einmal den Eindruck, dass unter den Affen eine bestimmte Rangordnung zu herrschen schien. Zira bekundete dem alten Herrn unverhohlenen Respekt. Und die beiden Gorillas gingen ihm, sobald sie ihn erblickt hatten, entgegen und begrüßten ihn untertänig. Der Orang-Utan machte eine herablassende Geste.
    Die Gruppe bewegte sich direkt auf meinen Käfig zu. Natürlich – war ich nicht der interessanteste Fall weit und breit? Ich empfing den Prominenten mit meinem gewinnendsten Lächeln und einer kurzen, in hochtrabendem Ton vorgebrachten Rede.
    »Teurer Orang-Utan«, sagte ich, »wie glücklich bin ich, endlich die Gegenwart eines Wesens zu genießen, das Weisheit und Intelligenz ausstrahlt. Ich bin sicher, dass wir uns verständigen werden, du und ich.«
    Der Greis war beim Klang meiner Stimme zusammengezuckt. Er kratzte sich lange das Ohr, und sein argwöhnischer Blick suchte den Käfig ab, so als witterte er einen Betrug. Dann ergriff Zira das Wort und las aus ihrem Heft die über mich gemachten Notizen vor. Sie sprach auf ihn ein, doch ich merkte, dass sich der Orang-Utan nicht überzeugen lassen wollte. Großspurig äußerte er zwei, drei Sätze, zuckte mehrmals mit den Achseln, schüttelte den Kopf, legte dann die Hände auf den Rücken und begann vor meinem Käfig auf und ab zu spazieren, wobei er mir nicht gerade wohl wollende Seitenblicke zuwarf. Die anderen Affen warteten ehrfürchtig schweigend auf sein Urteil.
    Diese Ehrfurcht schien allerdings nur geheuchelt zu sein, denn ich überraschte einen Gorilla dabei, wie er dem anderen heimlich ein Zeichen machte, über dessen Bedeutung man sich nicht täuschen konnte: Sie machten sich über den Alten lustig. Das, zusammen mit dem Ärger, den ich über seine Haltung mir gegenüber empfand, verleitete mich dazu, ihm eine kleine Szene vorzuspielen, um ihn von meinen Fähigkeiten zu überzeugen. Ich begann, den Käfig der Länge und der Breite nach zu durchschreiten, wobei ich seine Haltung nachahmte, gebeugt, die Hände auf den Rücken gelegt, die Augenbrauen wie nachdenklich zusammengezogen.
    Die Gorillas erstickten beinahe vor Lachen, und sogar Zira gelang es nicht, ernst zu bleiben. Und die Sekretärin sah sich gar gezwungen, ihre Schnauze in die Aktentasche zu versenken, um ihre Erheiterung zu verbergen. Ich freute mich über meinen Einfall, bis zu dem Augenblick, da ich merkte, dass er mir gefährlich werden könnte. Denn als der Orang-Utan sah, wie ich mich aufführte, wurde er zornig und äußerte mit barscher Stimme einige strenge Worte, worauf sofort wieder Ruhe eintrat. Dann blieb er vor mir stehen und fing an, der Sekretärin seine Beobachtungen zu diktieren.
    Er diktierte eine ganze Menge, wobei er die Sätze mit gravitätischen Gesten unterstrich. Ich hatte bald genug von seiner Borniertheit und beschloss, ihm eine weitere Probe meiner Talente zu liefern. Also streckte ich die Arme nach ihm aus und sagte, mich von meiner besten Seite zeigend: »Mi Zaius.« Es war mir nämlich aufgefallen, dass sich seine Untergebenen immer mit diesen Worten an ihn wandten. Daraus folgerte ich, dass der Alte Zaius hieß und ›Mi‹ einen Ehrentitel darstellte.
    Die Affen wurden starr vor Staunen. Jetzt hatten sie nicht die geringste Lust mehr zu lachen, insbesondere Zira, die außerordentlich verstört dreinschaute, erst recht, als ich, mit dem Finger auf sie zeigend, hinzufügte: »Zira.« Diesen Namen, der nur ihrer sein konnte, hatte ich mir ebenfalls gemerkt. Was Zaius betrifft, so wurde er von heftiger Nervosität befallen und ging wieder im Gang auf und ab, wobei er ungläubig den Kopf schüttelte.
    Als er sich endlich beruhigt hatte, gab er den Befehl, mich in seiner Anwesenheit jenen Tests zu unterziehen, die man bereits an mir vorgenommen hatte. Ich bestand sie mühelos. Ich geiferte beim ersten Triller der Pfeife. Ich sprang beim Klang der Glocke sofort zurück. Das letztere Experiment ließ er zehnmal wiederholen. Dabei diktierte er der Sekretärin endlose Kommentare.

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