Planet der Affen
Pause, seufzte mehrmals beklommen und sprach dann weiter: »Da haben wir es! Einer von ihnen hat angefangen zu sprechen. Es stimmt. Ich habe es in einer Frauenzeitschrift gelesen. Man hat sein Bild veröffentlicht. Es ist ein Schimpanse.«
»Ein Schimpanse war der erste! Ich habe es gewusst!«, rief Cornelius dazwischen.
»Und dann gelingt es auch anderen. Die Zeitungen sind voll davon. Manche Gelehrte halten das für einen großen Erfolg der Wissenschaft. Sehen sie denn nicht, wohin das führt? Wie man hört, hat einer dieser Schimpansen grobe Beleidigungen von sich gegeben. Kaum können sie sprechen, da schimpfen sie auch schon, wenn man Gehorsam von ihnen verlangt.«
Die Frau schwieg wieder eine Weile und fuhr dann im Tonfall eines dozierenden Mannes fort: »Was jetzt geschieht, war vorauszusehen. Geistige Trägheit breitet sich unter den Menschen aus. Keine Bücher mehr, sogar Kriminalromane strengen das Gehirn zu sehr an, und nicht einmal so etwas Kindisches wie das Kino kann uns mehr reizen. Inzwischen machen sich die Affen ihre Gedanken – und sie sprechen. Nicht viel zwar und kaum zu uns, es sei denn, um sich gegen einen Menschen aufzulehnen, der es noch wagt, ihnen Befehle zu erteilen, doch nachts, wenn sie allein sind, tauschen sie untereinander Erfahrungen aus und unterrichten sich gegenseitig.«
Wieder eine Pause. Dann sprach sie mit der Stimme einer verängstigten Frau weiter: »Ich habe mich so sehr gefürchtet, dass ich vor meinem Gorilla aus meinem eigenen Haus geflohen bin. Er war seit Jahren bei mir und hat mir treu gedient. Doch nach und nach hat er sich verändert, hat sich angewöhnt, abends auszugehen und an Versammlungen teilzunehmen, hat sprechen gelernt und jede Arbeit verweigert. Es ist jetzt einen Monat her, dass er mir befahl, zu kochen und das Geschirr zu spülen. Dann hat er begonnen, von meinen Tellern, mit meinem Besteck zu essen. Und vergangene Woche hat er mich aus meinem Zimmer vertrieben, und ich musste in einem Sessel im Wohnzimmer übernachten. Da ich ihn weder zu schelten noch zu bestrafen wagte, versuchte ich es mit gutem Zureden. Doch er hat sich nur umso mehr herausgenommen. Schließlich habe ich alles aufgegeben und mich in den Wald geflüchtet, gemeinsam mit anderen Frauen, die dasselbe erlebt haben wie ich. Auch Männer sind hier, viele von ihnen nicht mutiger als wir. Aus der Stadt vertrieben, fristen wir ein elendes Leben. Wir schämen uns und sprechen kaum ein Wort miteinander.«
Die Frau brach ab, und eine Männerstimme setzte den Bericht fort: »Ich glaubte ein Heilmittel gegen Krebs entdeckt zu haben und wollte es testen, wie meine früheren Entdeckungen. Natürlich war ich misstrauisch, aber nicht genug. Seit einiger Zeit zeigten die Affen bei diesen Experimenten größten Widerwillen, also betrat ich den Käfig des Schimpansen George erst, als meine Assistenten ihn auf mein Geheiß festhielten. Ich schickte mich an, ihm den Krebserreger zu injizieren, was notwendig war, um ihn anschließend heilen zu können. George rührte sich nicht, doch seine schlauen Augen blickten mir über die Schulter. Zu spät begriff ich. Die sechs Gorillas, die ich für andere Versuche in Reserve hielt, hatten sich befreit. Eine Verschwörung. Sie überwältigten uns, und George erteilte in unserer Sprache Anweisungen. Er ahmte mich aufs genaueste nach, gab Befehl, uns auf dem Tisch festzuschnallen, und die Gorillas folgten ihm unterwürfig. Dann griff er zur Spritze und impfte uns dreien die tödliche Flüssigkeit ein. Danach tätschelte er mir freundlich die Wange, wie ich es oft bei den Affen zu nun pflegte. Ich habe sie immer gut behandelt, bei mir haben sie stets mehr Zärtlichkeiten als Schläge bekommen. Einige Tage später – sie hatten mich in einen Käfig gesperrt – stellte ich die ersten Krankheitssymptome an mir fest. George ebenfalls, und ich hörte ihn zu den anderen sagen, er werde nun mit der Behandlung beginnen. Doch ich hatte das Vertrauen in das Heilmittel verloren, und in der Nacht gelang es mir, das Gitter aufzubrechen und zu fliehen. Ich schlug mich in den Wald zu den anderen Menschen durch. Jetzt habe ich noch zwei Monate zu leben und dämmere vor mich hin …«
Nun ertönte wieder eine Frauenstimme: »Ich war Dompteuse und führte im Zirkus eine Dressur mit zwölf Orang-Utans vor, herrlichen Tieren. Nun bin ich es, die in ihrem Käfig sitzt, zusammen mit anderen Artisten. Doch man muss gerecht sein. Die Affen behandeln uns gut, versorgen uns reichlich
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