Planet der Affen
Und auch hier gab es Versuchspersonen, einen Mann und eine Frau. Sie lagen, mit Gurten festgeschnallt, auf zwei nebeneinander stehenden Pritschen und starrten uns unverwandt an. Der assistierende Gorilla empfing uns mit unartikuliertem Gebrumme, und Helius und er verständigten sich mittels Zeichensprache. Es war ein ungewöhnliches Schauspiel, einen Schimpansen und einen Gorilla auf diese Weise die Finger bewegen zu sehen. Ich weiß nicht, warum es mir derart grotesk vorkam – beinahe hätte ich laut aufgelacht.
»Alles in Ordnung. Sie sind ruhig. Wir können gleich einen Versuch starten«, sagte Cornelius.
»Worum handelt es sich?«, erkundigte ich mich.
»Lassen Sie sich überraschen«, erwiderte der Schimpanse und lächelte.
Der Gorilla narkotisierte die Patienten, und sobald sie eingeschlafen waren, schaltete er diverse Apparate ein. Dann trat Helius auf den Mann zu, wickelte vorsichtig dessen Kopfverband ab und schloss die Elektroden an. Der Mann rührte sich nicht. Ich warf Cornelius einen fragenden Blick zu – und da geschah das Wunder. Der Mann sprach. Seine Stimme übertönte das Surren des Generators. Es geschah so plötzlich, dass ich zusammenzuckte. Ich täuschte mich nicht. Der Mann sprach in der Sprache der Affen, und seine Stimme klang wie die eines Erdenmenschen oder eines Sororaffen.
Triumph lag in den Gesichtszügen der beiden Wissenschaftler. Ihre Augen funkelten mich hämisch an, und sie weideten sich an meiner Verblüffung. Ich wollte dieser gerade laut Ausdruck verleihen, da bedeuteten mir die Schimpansen, zu schweigen und zuzuhören. Der Mann stammelte unzusammenhängendes, angelerntes Zeug. Offenbar wurde er schon längere Zeit im Institut gefangen gehalten und wiederholte jetzt ohne Unterlass einige Sätze, wie sie häufig von Wissenschaftlern oder Wärtern verwendet werden.
»Aus diesem hier ist nicht mehr herauszuholen. Aber Hauptsache, er spricht«, sagte Helius.
»Unglaublich!«, rief ich.
»Das war noch gar nichts. Der Mann spricht wie ein Papagei oder ein Tonbandgerät.« Helius zeigte auf die friedlich daliegende Frau. »Doch bei dieser hier habe ich weit mehr erreicht.«
»Weit mehr?«
»Bedeutend mehr«, versicherte Cornelius, der die Erregung seines Kollegen teilte. »Hören Sie gut zu. Auch diese Frau spricht, Sie werden es selbst erleben. Doch sie wiederholt nicht nur während der Gefangenschaft aufgeschnappte Wörter. Was sie sagt, ist von außerordentlicher Bedeutung. Durch eine Kombination physikalischchemischer Vorgänge, deren Beschreibung ich Ihnen erspare, ist es dem genialen Helius gelungen, in der Frau nicht nur das individuelle, sondern das kollektive Unbewusste zu erwecken. Unter der Wirkung der Elektroschocks werden menschliche Ureindrücke lebendig, atavistische Erinnerungen, die eine ferne Vergangenheit wieder auferstehen lassen. Können Sie mir folgen, Ulysse?«
Ich hielt das alles für Unsinn und dachte im ersten Moment, er sei verrückt geworden. Denn auch bei den Affen gibt es Wahnsinnige, besonders unter den Intellektuellen. Doch schon hantierte Helius mit den Elektroden und schloss sie an das Gehirn der Frau an. Wie der Mann blieb sie zunächst reglos liegen, dann stieß sie einen langen Seufzer aus und begann zu sprechen, ebenfalls in der Affensprache, sehr deutlich, wenn auch mit leicht belegter Stimme, die häufig die Klangfarbe wechselte, so als gehörte sie verschiedenen Personen. Und alles, was sie sagte, hat sich mir tief ins Gedächtnis eingegraben.
»Diese Affen … Wo soll das noch hinführen?«, begann die Frau. »Seit einiger Zeit vermehren sie sich ohne Unterlass, obwohl es doch so ausgesehen hat, als würden sie früher oder später aussterben. Wenn das so weitergeht, werden sie bald ebenso viele sein wie wir. Und sie werden immer frecher. Sie halten unserem Blick stand. Es war ein Fehler, sie zu zähmen und denen, die wir als Hausangestellte verwenden, gewisse Freiheiten einzuräumen, denn das sind die Unverschämtesten. Vor ein paar Tagen hat mich auf der Straße ein Schimpanse angerempelt, und als ich die Hand hob, hat er mich dermaßen bedrohlich angesehen, dass ich nicht wagte, ihn zu bestrafen. Anne, die im Laboratorium arbeitet, hat mir erzählt, dass sich auch dort einiges verändert hat. Sie traut sich nicht mehr allein in die Käfige. Und jeden Abend vernimmt man dort so etwas wie Getuschel und Hohngelächter. Einer der Gorillas macht sich gar über den Chef lustig, indem er seine Eigenheiten nachäfft.«
Sie machte eine
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