Planet der Affen
mit Essen und erneuern das Heu, auf dem wir schlafen, sobald es zu schmutzig wird. Sie sind nicht bösartig und nur streng zu denjenigen von uns, die aufsässig sind und sich weigern, die Kunststücke auszuführen, die sie uns unbedingt beibringen wollen. Und die haben es in sich! Ich füge mich ihren Launen ohne Widerspruch, ich laufe auf allen vieren, schlage Purzelbäume, und so sind sie sehr nett zu mir. Ich bin nicht unzufrieden. Die meisten von uns finden sich mit den Verhältnissen ab.«
Diesmal legte die Frau eine sehr lange Pause ein, und Cornelius sah mich mit einer Eindringlichkeit an, die mir unangenehm war. Ich erriet nur zu genau seine Gedanken. Hatte sich eine Menschheit, die sich so ohne weiteres aufgab, nicht tatsächlich überlebt, musste sie nicht einer edleren Rasse weichen? Mir schoss das Blut ins Gesicht, und ich wandte die Augen ab. Dann redete die Frau weiter, und ihre Stimme klang immer verzagter: »Jetzt haben sie bereits die ganze Stadt besetzt. Einige hundert von uns haben hier Zuflucht gefunden, doch unsere Lage ist kritisch. Wir sind die letzten Menschen in der Umgebung der Stadt, und die Affen werden uns in ihrer unmittelbaren Nähe wohl kaum dulden. Einige unserer Leidensgefährten sind in den Dschungel weitergeflohen, andere haben sich aus Hunger ergeben. Wir übrigen sind hauptsächlich aus Trägheit hier geblieben. Wir schlafen. Wir bringen es nicht fertig, uns zum Widerstand aufzuraffen … Der gefürchtete Augenblick ist nun da. Ich höre schräge Töne, wie verzerrte Militärmusik … Die Affen kommen! Sie umzingeln uns. Riesige Gorillas sind ihre Anführer. Sie haben sich unsere Trompeten, unsere Trommeln und unsere Uniformen angeeignet, bestimmt auch unsere Waffen … Nein, sie haben keine Waffen. O Schande über uns! Da rücken sie an, eine ganze Armee – und schwingen Peitschen!«
9
Einige von Helius' Testresultaten sind schließlich doch an die Öffentlichkeit gelangt. Vermutlich hat der Schimpanse selbst, vom Erfolg berauscht, den Mund nicht halten können. Nun hört man in der Stadt an allen Ecken und Enden, dass es gelungen sei, Menschen zum Sprechen zu bringen. Außerdem berichtet die Presse über die Funde in der versunkenen Stadt, und obwohl deren Bedeutung meist nicht klar gesehen wird, kommen manche Journalisten mit ihren Vermutungen der Wahrheit doch ziemlich nahe. Als Folge breitet sich Unbehagen in der Bevölkerung aus, und auf den höheren Ebenen wächst das Misstrauen mir gegenüber und nimmt von Tag zu Tag beunruhigendere Formen an.
Cornelius hat Feinde. Er wagt es nicht, seine Entdeckung zu veröffentlichen. Täte er es, hätte er zweifellos die Behörden gegen sich. Die Orang-Utans, mit Zaius an der Spitze, intrigieren gegen ihn. Sie sprechen von einer Verschwörung gegen die Affenwelt und bezeichnen mich mehr oder weniger direkt als einen der Aufrührer. Die Gorillas haben noch nicht offiziell Stellung genommen, doch sie sind im Grunde immer gegen den, der die öffentliche Ordnung bedroht.
Der heutige Tag war ziemlich aufregend, denn das so lang erwartete Ereignis ist endlich eingetreten. Zuerst war ich vor Freude ganz außer mir, aber bei näherer Betrachtung wurde ich mir der Gefahr bewusst, die es mit sich bringt. Ich habe nun ein Kind, einen Sohn – auf dem Planeten Soror. Ich habe ihn gesehen. Es war sehr schwierig, das zu arrangieren, denn die Geheimhaltungsvorschriften sind immer strenger geworden und ich konnte Nova in der Woche vor ihrer Entbindung nicht besuchen. Zira überbrachte mir die Nachricht – sie wenigstens hält, komme was wolle – zu mir und ermöglichte mir einen Besuch bei meiner neuen Familie. Einige Tage nach der Geburt führte sie mich hin, spät nachts, da der Neugeborene tagsüber dauernd überwacht wird.
Ich habe ihn also gesehen. Ein Prachtkind, so schön wie seine Mutter. Er lag auf dem Stroh, an Novas Brust geschmiegt. Sie knurrte drohend, als ich die Tür öffnete – auch sie ist voller Unruhe –, richtete sich auf, die Hände mit gekrümmten Fingern abwehrbereit erhoben, doch dann erkannte sie mich und beruhigte sich. Es lässt sich nicht leugnen, dass sie sich durch die Geburt zu ihrem Vorteil verändert hat. Der flüchtige Funke Intelligenz in ihren Augen ist einer beständigen Flamme gewichen. Bewegt küsse ich meinen Sohn und will nicht an die dunklen Wolken denken, die sich über unseren Köpfen zusammenziehen.
Er wird zu einem richtigen Menschen heranwachsen, da bin ich mir sicher. Verstand leuchtet aus
Weitere Kostenlose Bücher