Planetenwanderer: Roman (German Edition)
kommen und dich vernichten.«
» VERDAMMT SOLLST DU SEIN! «, schrie Nevis. Er setzte einen riesigen, flachen Fuß auf den Kopf des Cybertechs und trat mit seinem ganzen Gewicht darauf. Stahl und Knochen zerbrachen unter dem Druck, und Nevis bewegte den Fuß vor und zurück, vor und zurück, bis unter dem Absatz nur noch eine gräulich rote Masse zurückgeblieben war, durchsetzt von weißen und silbernen Flocken.
Und dann, endlich, hatte er Ruhe.
Über eine lange Strecke, zwei Kilometer oder mehr, verliefen die sechs Spuren auf dem Boden parallel, wobei nur die silberne leuchtete. Zuerst bog die rote an einer Kreuzung nach rechts ab. Die violette endete einen Kilometer weiter vor einer breiten Tür, die sich als Eingang zu einem blitzblanken automatisierten Küchen- und Speisesaal-Komplex erwies. Rica Morgenstern war in Versuchung, eine Pause zu machen und ihn etwas genauer zu untersuchen, aber die silberne Spur pulsierte, und die Deckenlampen gingen eine nach der anderen aus und trieben sie vorwärts, weiter den Hauptgang hinunter.
Schließlich gelangte sie an ihr Ziel. Der breite Korridor, dem sie gefolgt war, bog plötzlich nach links ab und traf auf einen anderen, ebenso großen Korridor. Die Kreuzung bildete ein riesiges Rad, von dem wie Speichen ein halbes Dutzend kleinerer Gänge abzweigten. Die Decke war sehr hoch über ihr. Als sie nach oben schaute, sah Rica mindestens drei weitere Ebenen, die über Stege, Brücken und große, umlaufende Balkone miteinander verbunden waren. In der Mitte des Rades befand sich ein einziger großer Schacht, der vom Boden bis zur Decke reichte – eindeutig ein Fahrstuhl.
Die blaue Spur folgte der einen Speiche, die gelbe einer zweiten, die grüne einer dritten. Die leuchtende silberne Spur führte geradewegs zur Fahrstuhltür. Die Tür öffnete sich vor ihr. Rica lenkte ihr Fahrzeug zum Fuß des Schachtes, hielt an, stieg ab, zögerte. Der Fahrstuhl lockte sie. Aber darin sah es fürchterlich eng aus.
Sie zögerte zu lange.
Alle Lichter gingen aus.
Es gab nur noch die silberne Spur, eine einzige, dünne Linie, die wie ein Finger geradeaus zeigte. Und den Fahrstuhl, der immer noch hell erleuchtet war.
Rica Morgenstern runzelte die Stirn, zog ihren Nadler und trat ein. »Nach oben, bitte«, sagte sie. Die Tür schloss sich, und der Fahrstuhl stieg empor.
Jefri Löw lief beschwingt weiter, trotz des Gewichts der vielen Waffen, die er trug. Er fühlte sich besser, seit er Celise Waan hinter sich gelassen hatte; diese Frau war sowieso ein einziges Ärgernis, und er bezweifelte, dass sie während eines Kampfes von großem Nutzen sein würde. Er hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, sich heimlich davonzustehlen, und wieder verworfen. Er hatte keine Angst vor Kaj Nevis und seinem Kampfanzug. Oh, er war ausgezeichnet gepanzert, daran gab es keinen Zweifel, aber er war letztlich außerirdischer Herkunft, und Löw war mit den tödlichsten Waffen des Erdimperiums bestückt, den Höhepunkten des technologischen und militärischen Könnens des Föderalen Imperiums der Alten Erde kurz vor ihrem Ende. Er hatte noch nie etwas von den Unqisch gehört, also konnten es keine großartigen Krieger sein. Zweifelsohne irgendeine obskure Hrangan-Sklavenrasse. Er würde mit Nevis kurzen Prozess machen, wenn er ihn fand, und mit dieser verräterischen Rica Morgenstern ebenso – mit ihr und ihrem dummen Nadler. Er wollte doch mal sehen, wie ein Nadler es mit einer Plasmakanone aufnehmen würde. Ja, das wollte er wirklich gern sehen.
Löw fragte sich, welche Pläne Nevis und seine Anhänger mit der Arche hatten. Bestimmt irgendwas Illegales und Unmoralisches. Nun, eigentlich war es egal, denn er würde sich dieses Schiff holen – er, Jefri Löw, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Militärgeschichte am ShanDellor-Zentrum und ehemaliger Zweiter Taktischer Analyst des Dritten Flügels von Skaeglays Freiwilligen. Er war dabei, ein ÖIK -Saatgutschiff zu übernehmen, vielleicht mit Tufs Hilfe, wenn er ihn finden konnte, aber er würde es auch ohne ihn schaffen. Danach würde er diesen Schatz nicht einfach aus materiellen Gründen verkaufen. Nein, er würde das Schiff bis nach Avalon bringen, zur Großen Akademie des Menschlichen Wissens, und es dort unter der Voraussetzung übergeben, dass er es für seine Studien benutzen durfte. Dieses Projekt würde ihn den Rest seines Lebens beschäftigen, und nach seinem Ende würde man ihn, Jefri Löw, Wissenschaftler und Krieger, im gleichen
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