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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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verlorengegangenen Geheimnis der Erdimperialen, einem Feld, das im wörtlichen Sinne die Zeit selbst krümmen und verändern konnte, wenn auch räumlich sehr begrenzt und mit riesigen Energiekosten. Auf diese Art wurden die Klone innerhalb von Stunden zur Reife gebracht oder jahrtausendelang unverändert am Leben gehalten.
    Haviland Tuf betrachtete die Arbeitsplätze, die Computerstation und Pilzchen, dessen kleinen Körper er immer noch mit sich trug.
    Das Klonen begann mit einer einzigen Zelle.
    Die entsprechenden Verfahren waren ohne Zweifel im Computer gespeichert. Vielleicht gab es sogar ein Instruktionsprogramm. »In der Tat«, verkündete Haviland Tuf sich selbst. Es schien völlig logisch. Er war kein Cybertech, so viel stand fest, aber er war ein intelligenter Mann, der in seinem Leben schon mit vielen Computern gearbeitet hatte.
    Haviland Tuf trat an die Arbeitsstation, legte Pilzchen vorsichtig neben die Haube des Mikroschirms und schaltete die Computerkonsole ein. Er konnte zuerst keinen Sinn in den Befehlen sehen, aber er gab nicht auf. Nach ein paar Minuten war er in seine Arbeit vertieft – so vertieft, dass er das laute gurgelnde Geräusch hinter sich nicht hörte, als die gelbe Flüssigkeit aus dem Dinosauriertank abfloss.
    Kaj Nevis kam aus der Nebenstation gestürmt und suchte jemanden, den er umbringen konnte.
    Er war wütend – wütend auf seine eigene Ungeduld und Unüberlegtheit. Anittas hätte von großem Nutzen sein können, doch Nevis hatte einfach nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Luft im Schiff kontaminiert sein könnte. Er hätte den verdammten Cybertech natürlich letzten Endes sowieso getötet, aber das wäre nicht weiter schwierig gewesen. Und jetzt fiel alles auseinander. Nevis fühlte sich im Kampfanzug sicher, aber auch unbehaglich. Es gefiel ihm nicht, dass Tuf und die anderen irgendwie an Bord gekommen waren. Tuf wusste schließlich mehr über diesen verdammten Anzug als er, vielleicht kannte er auch seine Schwachstellen.
    Kaj Nevis hatte bereits selbst eine dieser Schwachstellen herausgefunden – sein Luftvorrat ging zu Ende. Ein moderner Druckanzug wie der, den Tuf trug, besaß einen Luftfilter. Die Bakterien, die diesem Filter zugesetzt wurden, verwandelten Kohlendioxid in Sauerstoff mit der gleichen Geschwindigkeit, in der ein Mensch Sauerstoff in Kohlendioxid verwandelte, sodass keine Gefahr bestand, jemals zu wenig Sauerstoff zu haben, bis diese verdammten Viecher irgendwann starben. Aber dieser Kampfanzug war primitiv; er verfügte über einen großen, aber begrenzten Sauerstoffvorrat in den vier großen Tanks auf dem Rücken. Und die Anzeige in seinem Helm teilte ihm mit, dass einer dieser Tanks fast leer war, wenn er es richtig deutete. Blieben also noch drei, was ihm genug Zeit verschaffen sollte, die anderen loszuwerden, wenn er sie nur finden würde. Trotzdem bereitete es Nevis Unbehagen. Er war umgeben von perfekt atembarer Luft, aber nach allem, was mit dem Cybertech geschehen war, wäre er verdammt, wenn er seinen Helm öffnen würde. Der organische Teil von Anittas’ Körper war schneller verfallen, als Nevis für möglich gehalten hätte, und das schwarze Zeug, das den Cybertech von innen heraus aufgefressen hatte, war ekelhafter als alles, was Kaj bisher in seinem Leben gesehen hatte, das voller ekelhafter Anblicke gewesen war. Lieber würde er ersticken, hatte Kaj Nevis entschieden.
    Aber diese Gefahr bestand nicht. Wenn die verdammte Arche kontaminiert werden konnte, dann konnte sie auch wieder gesäubert werden. Er würde den Kontrollraum finden und herausbekommen, wie das ging. Eine saubere Sektion würde schon genügen. Natürlich hatte Anittas gesagt, dass Rica Morgenstern bereits im Kontrollraum war, aber das beunruhigte ihn nicht. Tatsächlich war er begierig auf dieses Wiedersehen.
    Er wählte ganz spontan eine Richtung und setzte sich in Bewegung, seine gepanzerten Schritte donnerten über das Deck. Sollen sie ihn ruhig hören – was kümmerte es ihn. Er mochte diesen Anzug.
    Rica Morgenstern machte es sich im Sessel des Kapitäns bequem und sah sich die Anzeigen an, die sie auf den Hauptschirm projiziert hatte. Gut gepolstert, groß, überzogen mit bequemem altem Plastik, fühlte sich der Stuhl an wie ein Thron. Ein guter Platz zum Ausruhen. Das Problem war nur, dass man von hier aus kaum etwas anderes tun konnte, als sich auszuruhen. Die Brücke war augenscheinlich so entworfen worden, dass der Kapitän in seinem Sessel saß

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