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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Schalter, Anzeigen und Hebel, mit denen . die gewaltigen gespeicherten Energien verteilt und umgelenkt werden können. In der Ecke, nicht weit vom Schaltpult entfernt, hängt ein Bild Tangids, des zwiegesichtigen Herrn der Kraft.
    Die beiden Dienst habenden Techniker sitzen in bequemen Stühlen vor den Kontrolltafeln und verbringen die Arbeitszeit meist mit dem Lesen von Zeitschriften. Die Station ist weitgehend automatisiert, aber die Gewerkschaft besteht darauf, dass das Personal für Notfälle anwesend sein muss. Die Techniker bekommen sogar eine Gefahrenzulage, denn es könnten ja irgendwann einmal Terroristen zur Tür hereinstürmen und mit vorgehaltener Maschinenpistole eine Prise Energie fordern.
    Aiah wird zum Archiv eskortiert. Lastene und Grandshuk folgen ihr wie gehorsame Hunde. Ein paar Minuten später ist sie wieder im Batterieraum. Sie und ihre Helfer sind mit Bündeln von Karten, Klarsichtfolien und Nachträgen bepackt, alles ordentlich mit den amtlichorangefarbenen Schnüren verzurrt. Sie setzt sich in der Nähe des Steuerpults an einen Tisch und schnürt die Bündel auf.
    Die Luftaufnahmen sind einander überlappende Chromographien, die zusammengesetzt eine Karte des Gebiets ergeben. Die Maßstäbe sind genau eingehalten, um dem Betrachter eine Vorstellung von den Größenverhältnissen der Objekte zu vermitteln. Klarsichtfolien zeigen, was unter der Erdoberfläche liegt. Manche der Folien sind alt, vergilbt oder sogar durchlöchert. Alles, was die Entstehung des Plasmas beeinflussen könnte, sollte auf den Folien oder den Nachträgen eingezeichnet sein. Aber das ist eine reine Wunschvorstellung.
    Es ist einfacher, dem freien Unternehmertum das Feld zu überlassen – ihm und der Gier der Menschen.
    Die Behörde weiß, dass gewaltige Mengen von Plasma gestohlen werden und dass eine echte Kontrolle nicht möglich ist. Aber wenn ein Plasmataucher eine neue Quelle findet, wird er früher oder später angezeigt, weil jemand die Belohnung kassieren will, und dann stößt die Behörde auf die Quelle und bezieht sie in ihr Netz ein.
    Aiah beschäftigt sich über eine Stunde lang mit den Karten. Das Gebiet zwischen dem Börsenviertel und der Grand City ist riesig, ein paar hundert Quadratradien groß. Sie nimmt das Maß am Raster der Karte ab und markiert die Entfernungen zwischen verschiedenen Gebäuden, dann legt sie nacheinander die Klarsichtfolien darauf und vervollständigt das Bild. Nach einer Weile verschwimmt ihr die Karte vor den Augen.
    Ihr wird klar, dass man ihr eine Aufgabe gestellt hat, die sie unmöglich bewältigen kann. Mengene will auf irgendetwas hinaus, überlegt sie sich. Vielleicht will er sogar, dass sie scheitert.
    Aiah beschließt, über diesen Aspekt noch gründlicher nachzudenken.
    Sie sieht sich nach ihren Helfern um, die inzwischen die Zeitschriften der Techniker durchblättern. »Ihr könnt jetzt gehen, wenn ihr wollt. Ich fahre jetzt nach Hause.«
    Grandshuk schaut seinen Partner an, dann wieder Aiah. »Wir hatten gehofft, wir könnten ein paar Überstunden abreißen.«
    »Ich kriege ein Festgehalt«, erklärt Aiah. »Überstunden werden nicht bezahlt. Aber ihr könnt eure Stunden von mir aus in der Bar da drüben absitzen. Wir treffen uns morgen früh zum Schichtbeginn wieder hier.«
    Grandshuk sieht noch einmal seinen Partner an und nickt. »Na gut, wenn das für dich in Ordnung ist.«
    »Ja, klar doch. Viel Spaß.«
    Sie betrachtet noch einmal die Karten, die vergilbten Klarsichtfolien mit den Versorgungsleitungen, den alten U-Bahntunneln, den Fundamenten von Gebäuden, die schon vor langer Zeit den Abrissbirnen oder einem Erdbeben zum Opfer gefallen sind. Wenn sie irgendwo aufs Geratewohl eintauchen würde, könnte sie vielleicht etwas Plasma finden. Damit könnte sie sich wieder im Büro melden: So, bitte, Problem gelöst. Man würde ihr auf die Schulter klopfen, und sie würde sich wieder an den gelbäugigen Computer und die Gradscheibe setzen und Tellas Kind beim Schreien zuhören.
    Nein, beschließt sie. So würde sich vielleicht ihr Bruder Stonn verhalten. Er würde sich wahrscheinlich sogar in seiner Gerissenheit sonnen, bis der nächste Klasse A-Vorfall die Fenster der Börse platzen lässt.
    Es muss doch einen anderen Ausweg geben, überlegt sie. Einen listigen Ausweg.
    Einen Barkazil-Weg.
    Sie ist eine vom listigen Volk, denkt sie sich. Es wird Zeit, ihre listigen Gene zur Geltung zu bringen.
     
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