Playing with Fire - Verbotene Gefühle
Ausnahmsweise hatte es ihr einmal die Sprache verschlagen.
Er gluckste anerkennend. «Aber du hast Potenzial, keine Frage. Mit etwas Übung könnte das noch richtig was werden, mit dem Küssen, meine ich. Bis dann, Kleine.» Damit marschierte er davon.
Ein Kichern drang durch die Stille. Mit einer schrecklichen Vorahnung drehte sie sich um und entdeckte eine ihrer Freundinnen, die in einem Gebüsch in der Nähe kauerte. O nein. Jetzt würden es alle erfahren.
In jenem Augenblick traf sie ihre erste bewusste Entscheidung: Nie wieder würde sie sich von Nick oder sonst einem Jungen derartig demütigen lassen. Die einzige Liebe, auf die Verlass war, auf die es ankam, war die Liebe ihrer Familie und ihrer Freundinnen. Jungen, diese Lektion hatte sie jetzt gelernt, konnte man nicht vertrauen. Und sie war klug genug, diese Erfahrung kein weiteres Mal zu wiederholen.
Fluchtartig wandte sie sich um und rannte davon, ohne sich um das Versteckspiel zu scheren, und rätselte, was das für ein dumpfer Schmerz in ihrer Brust war.
Sie war noch zu jung, um zu verstehen, was es mit diesem Schmerz auf sich hatte. Erst Jahre später sollte sie erkennen, was der Grund dafür war.
Nick hatte ihr soeben das Herz gebrochen.
[zur Inhaltsübersicht]
1
Sie brauchte einen Mann.
Vorzugsweise einen, der 150000 Dollar übrig hatte.
Alexandria Maria McKenzie starrte in das kleine improvisierte Lagerfeuer auf dem Boden ihres Wohnzimmers und fragte sich, ob sie wohl endgültig den Verstand verloren hatte. Auf dem Blatt Papier in ihrer Hand standen all die Eigenschaften, über die der Mann ihrer Träume verfügen sollte. Treue. Intelligenz. Humor. Einen stark entwickelten Familiensinn und Tierliebe. Ein solides Einkommen.
Die meisten ihrer Zutaten kokelten bereits vor sich hin: ein Haar von einem männlichen Angehörigen – ihr Bruder war deswegen noch immer sauer. Ein Gemisch aus duftenden Kräutern, vermutlich, damit ihr Zukünftiger auch zärtlich sein würde. Und das kleine Stöckchen für … nun, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
Sie atmete ein letztes Mal tief durch, dann warf sie die Liste in den silbernen Eimer und beobachtete, wie das Papier in Flammen aufging. Es kam ihr selbst idiotisch vor, dass sie auf einen solchen Liebeszauber zurückgriff. Aber sie hatte kaum etwas zu verlieren. Und als Inhaberin eines originellen Buchladens in einer angesagten kleinen Universitätsstadt in Upstate New York, beruhigte sie sich, durfte sie sich eine gewisse Exzentrik durchaus erlauben. Also konnte sie auch ein Gebet an Gaia schicken, die große, gütige Erdmutter, damit sie ihr den perfekten Mann sandte.
Während die Flammen emporloderten, streckte Alexa die Hand nach dem kleinen Feuerlöscher neben sich aus. Der aufsteigende Qualm erinnerte sie an die verkohlte Pizzakruste in ihrem Tischbackofen. Mit gerümpfter Nase sprühte sie das Löschmittel in den Eimer. Anschließend stand sie auf, um sich zur Feier des Tages ein Glas Rotwein einzuschenken.
Ihre Mutter würde Tara verkaufen müssen.
Das Haus ihrer Familie.
Alexa schnappte sich eine Flasche Cabernet Sauvignon, entkorkte sie und sann dabei über ihr Dilemma nach. Der Buchladen war hoffnungslos mit Hypotheken belastet. Das Café, um das sie ihn demnächst erweitern wollte, würde sorgfältiger Planung bedürfen, und sie hatte selbst keinen Cent übrig. Ein kurzer Blick durch ihre kleine Altbauwohnung genügte, um festzustellen, dass sie nichts besaß, was sie hätte verkaufen können. Nicht mal bei eBay.
Mit ihren siebenundzwanzig Jahren hätte sie wahrscheinlich in einer eleganten Eigentumswohnung mit Schränken voller edler Designermode hausen und jedes Wochenende mit einem anderen Verehrer ausgehen sollen. Stattdessen kümmerte sie sich ehrenamtlich um herrenlose Hunde im örtlichen Tierheim und gönnte sich höchstens mal einen schicken neuen Schal oder ein Tuch, um ihre Garderobe etwas aufzupeppen. Sie liebte es, draußen in der Sonne herumzustromern, und glaubte daran, dass man im Leben stets offen für Neues sein und immer seinem Herzen folgen sollte. Lauter positive Eigenschaften, von denen jedoch leider keine dazu geeignet war, das Haus ihrer Mutter zu retten.
Sie trank einen Schluck von dem rubinroten Wein und gestand sich ein, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Niemand in der Familie hatte genug Geld, und wenn ihrer Mutter diesmal der Steuerbescheid ins Haus flatterte, würde es kein glückliches Ende geben. Alexa war keine Scarlett
Weitere Kostenlose Bücher