Ponyhof kleines Hufeisen - 11 - Molly soll leben
kommt gleich“, sagte der Mann zu Stefan.
„Na du?“ Sabine strich dem Rappen sanft über die Nüstern. Sie hoffte, dass das Pony zu denen gehörte, die mit auf den Ponyhof kommen sollten.
Dr. Schröder hatte den Kleinen schon untersucht. Jetzt kam er heraus und sah das Pony nachdenklich an. „Ich weiß nicht recht“, murmelte er. „Hier haben wir einen echten Grenzfall.“ Er sah noch einmal in die Papiere, die er vom Institut bekommen hatte. „Seine Leberwerte sind nicht gut, aber er könnte sich trotzdem noch einmal erholen. Was mir Sorgen macht, ist sein Alter. Trotzdem, er hat Appetit ... und er hat Vertrauen in die Menschen“, fügte er hinzu.
Sabine sah das ergraute Maul und die tiefen Einbuchtungen über den Augen des Ponys. Dr. Schröder hatte ihr erklärt, dass sie entweder auf das hohe Alter eines Pferdes schließen ließen, oder auf körperliche Strapazen und starke Entbehrungen, die das Tier durchgemacht hatte.
„Wie alt schätzen Sie ihn denn?“, fragte Stefan besorgt.
Dr. Schröder sah sich noch einmal die Zähne des
Rappen an. „Ich würde sagen, er ist etwa fünfundzwanzig“, sagte er.
„Das ist doch gar nicht so alt!“, rief Sabine. Wie oft hatte Cornelia von Isländern erzählt, die über dreißig Jahre alt wurden und dabei topfit blieben.
„Kommt darauf an. Cornelia kann die geretteten Pferde ja nicht behalten, das hat sie mir schon gesagt. Ein so altes Pferd kauft niemand mehr, es sei denn ein Gnadenhof.“
„Meinen Sie, dass er ohne Schmerzen leben kann?“, wollte Stefan wissen.
„Es ist wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. Er ist das einzige Tier hier, bei dem ich nicht sicher bin, wisst ihr. Wenn der Rappe sich wieder erholt, gut, aber es kann auch sein, dass er bleibende Schäden davongetragen hat.“
„Bitte!“, sagte Sabine. „Geben Sie ihm eine Chance. Er ist ein so netter Kerl. Sicher findet sich ein Gnadenhof, der ihn aufnimmt. Sonst wird Cornelia ...“ Sie verstummte.
Nun sagte auch Stefan drängend: „Einschläfern lassen kann man ihn immer noch, wenn sich herausstellt, dass er nicht mehr gesund wird. Lassen Sie ihn uns mitnehmen!“
„Also gut.“ Dr. Schröder war einverstanden, er nickte. „Cornelia wollte alle Pferde haben, die ohne Schmerzen leben können“, erklärte er. Noch einmal ging er die Liste sorgfältig durch. „Das wären also insgesamt zehn Ponys. Wann könnt ihr sie abholen?“
Stefan versicherte, dass Cornelia sie noch heute holen würde.
Dr. Schröder packte seine Sachen zusammen und brachte sie zu seinem Wagen. Er bedankte sich noch einmal bei Stefan und Sabine für ihre Hilfe.
Auf dem Rückweg zum Ponyhof sprachen Sabine und Stefan nicht. Es war traurig gewesen, die vielen Ponys zu sehen, denen nicht mehr zu helfen war. Sie kannten sich gut genug, um zu wissen, wie sehr sie sich gewünscht hatten, alle Ponys zu retten, nicht nur zehn.
Immerhin würden aber doch diese Ponys heute Abend schon auf dem Ponyhof Kleines Hufeisen sein. Dieser Gedanke tröstete Sabine ein wenig. Sie legte die Arme um Stefan und lehnte ihren Kopf an seinen Rücken. Weinen konnte sie nicht, sie war sehr müde. Als sie die Einfahrt zum Ponyhof hinauffuhren, schloss sie die Augen und ließ sich vom Fahrtwind die Haare aus der Stirn wehen.
Eine Überraschung
„Ich hab nicht sehr viel erreichen können“, erzählte ihnen Cornelia bedrückt, als sie sich etwas später alle um den großen alten Tisch in der Küche versammelten. Sie berichtete, dass zwei Gnadenhöfe sich bereit erklärt hatten, den Kauf dreier Ponys zu finanzieren und diese Ponys auch zu übernehmen. Aber für die anderen sieben - oder wenigstens vier oder fünf - mussten sie jetzt ein neues Zuhause finden.
„Es muss doch möglich sein, noch jemanden für die Rettungsaktion zu interessieren“, sagte Stefan. „Oder?“ Hilflos sah er Volker an.
Der junge Mann rührte nachdenklich in seiner Kaffeetasse. „Ich hoffe, dass wir uns mit den Ponys nicht übernehmen“, sagte er ernst. „Noch sieben Ponys, die alle aufgefüttert werden sollen, kann unser Etat nicht verkraften.“
Iris Kleine, Sabines Mutter, stellte einen frisch gebackenen Käsekuchen auf den Tisch.
Obwohl Sabine Käsekuchen liebte und es verlockend gut roch, hatte sie jetzt keinen Appetit. Ununterbrochen dachte sie an die Ponys. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, die Tiere unterzubringen. Und sie mussten auch Cornelia bei der Rettung helfen. Der Ponyhof Kleines Hufeisen schaffte doch sonst immer alles,
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