Power - die 48 Gesetze der Macht
überraschenderweise zurück und behandelte ihn wieder gut. Abermals verwirrt fragte sich der Höfling, ob er seine Erwartung, befördert zu werden, zu offensichtlich zur Schau gestellt hatte, was vielleicht den Herzog beleidigt hatte, und tat daraufhin so, als wäre er an solch einer Ehre nicht mehr interessiert. Dann rügte ihn der Herzog wegen seines mangelnden Ehrgeizes und schickte ihn fort.
Dabei ist es ganz einfach, mit so einem Filippo umzugehen: Nehmen Sie nie an, dass Sie wissen, was er will. Versuchen Sie nicht zu erraten, was ihm gefallen wird. Bringen Sie niemals Ihren Willen ein, beugen Sie sich einfach seinem Willen. Dann wartenSie ab, was passiert. Inmitten all der Konfusion und Unsicherheit, die er hervorrief, regierte der Herzog überlegen, unhinterfragt und in Frieden.
Die Menschen versuchen ständig, die Motive hinter Ihren Handlungen herauszufinden und Ihre Berechenbarkeit gegen Sie zu wenden. Machen Sie einen völlig unerklärlichen Zug, und Sie zwingen sie in die Defensive.
Führe wenn möglich den Feind immer in die Irre, überrasche ihn, gib ihm Rätsel auf … diese Taktik bringt immer den Sieg ein, und eine kleine Armee kann so eine viel größere zerschlagen.
GENERAL STONEWALL JACKSON, 1824–1863
Eine Zeit lang arbeitete Picasso mit dem Kunsthändler Paul Rosenberg zusammen, dann erklärte er ihm eines Tages ohne ersichtlichen Anlass, dass er ihm keine Werke mehr überlassen würde. Picasso erklärte später: »Die nächsten 48 Stunden versuchte Rosenberg herauszufinden, warum. Hielt ich etwas für einen anderen Kunsthändler zurück? Ich arbeitete und schlief einfach weiter, während Rosenberg seine Zeit mit Grübeln verbrachte. Nach zwei Tagen war er wieder da und sagte sichtlich ängstlich und nervös: ›Wie dem auch sei, mein guter Freund, Sie werden mich doch nicht fallen lassen, wenn ich Ihnen so viel mehr [er nannte eine wesentlich höhere Summe] für jene Gemälde anbiete als das, was ich Ihnen bislang dafür bezahlt habe, oder?‹«
Unberechenbarkeit ist nicht nur eine Einschüchterungswaffe: Wenn Sie Ihre Verhaltensmuster von Tag zu Tag ändern, erregen Sie Aufsehen und wecken Interesse. Die Leute sprechen über Sie, unterstellen Ihnen Motive und liefern Erklärungen, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben, dank derer sie aber ständig an Sie denken. Je kapriziöser Sie sich geben, desto mehr Respekt werden Sie letztlich erheischen. Nur definitiv Subordinierte verhalten sich berechenbar.
Symbol: ein Sturm, den man nicht vorhersieht. Plötzliche Ausschläge des Barometers, unerklärliche Änderungen der Richtung und Stärke. Es gibt keine Verteidigung: Ein Zyklon sät Terror und Konfusion.
Garant: Der kluge Regent ist so rätselhaft, daß er nirgendwo zu verweilen scheint, so unerklärlich, daß niemand ihn finden kann … Er verweilt nichthandelnd über den anderen, während seine Gefolgsleute sich unter ihm fürchten. (Han Fei-tzu, chinesischer Philosoph, 3. Jh. v. Chr.)
GESETZ
18
BAUE ZU DEINEM SCHUTZ KEINE FESTUNG – ISOLATION IST GEFÄHRLICH
WAS HEISST DAS?
Die Welt ist böse, und Feinde lauern überall. Jeder muss sich schützen. Eine Festung scheint da am sichersten. Doch Isolation bringt mehr Gefahren, als sie fernhält: Sie schottet Sie von wichtigen Informationen ab, exponiert Sie und macht Sie zum leichten Ziel. Mischen Sie sich lieber unter die Leute, suchen Sie sich Verbündete. Das Rudel schützt vor Feinden.
SCHLÜSSEL ZUR MACHT
Machiavelli weist nach, dass eine Festung militärisch betrachtet immer ein Fehler ist. Sie wird zum Symbol für die Isolation der Macht und ist ein leichtes Ziel für die Feinde des Erbauers. Die Festung soll schützen, doch in Wahrheit schneidet sie die Hilfe ab und engt die Flexibilität ein. Sie mag uneinnehmbar erscheinen, doch sobald Sie sich darin verschanzen, weiß jeder, wo Sie sich befinden. Und eine Belagerung muss noch gar nicht erfolgreich sein, um die Festung schon in ein Gefängnis zu verwandeln. Ihre räumliche Enge und Beschränktheit macht Festungen zudem extrem anfällig für die Pest und andere Infektionskrankheiten. Strategisch gesehen bewirkt die Isolation in einer Festung keinen Schutz, sondern mehr Probleme, als sie löst.
Einsamkeit ist gefährlich für den Verstand, ohne der Tugend zu nützen … Vergiss nicht, dass der einsame Sterbliche sicher verschwenderisch, wahrscheinlich abergläubisch und möglicherweise verrückt ist.
DR. SAMUEL JOHNSON, 1709–1784
Weil Menschen von Natur
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