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1619 - Die Vampir-Echse

1619 - Die Vampir-Echse

Titel: 1619 - Die Vampir-Echse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Shao dachte kurz nach. Es war hin und wieder vorgekommen, dass die Mitglieder des Computer-Clubs nach den beiden abendlichen Stunden noch etwas tranken. In der Regel taten sie das gemeinsam. Shao hätte auch nichts dagegen gehabt, mit Lisa noch einen Schluck zu nehmen, aber sie war an diesem Abend rechtschaffen müde, und das sagte sie der Bekannten auch.
    »Im Prinzip habe ich nichts dagegen, Lisa. Nur nicht heute. Ich bin irgendwie müde und froh, wenn ich mich hinlegen kann. Außerdem wartet jemand auf mich.«
    »Suko oder?«
    »Genau.«
    Lisa senkte den Blick. »Du magst ihn sehr, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Na ja…« Lisa räusperte sich. »Vielleicht klappt es bei mir ja auch mal wieder. Meine letzten beiden Beziehungen sind zusammengefallen wie das berühmte Kartenhaus. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
    »Das sollte man auch nicht.«
    Lisa Dell lächelte etwas verkrampft, als sie Shaos Hände umfasste.
    »Dann wünsche ich dir noch eine ruhige Nacht.«
    »Ich dir auch.«
    »Und wir telefonieren wieder miteinander?«
    Shao nickte. »Klar.« Sie reckte ihr Kinn vor. »Und gib gut auf dich acht.«
    »Immer.«
    Shao hatte das nicht grundlos gesagt. Zwar wohnte ihre Bekannte nicht weit weg, aber die Nacht war dunkel, und viel Licht gab es in dieser Gegend nicht. Das traf besonders auf die schmale Straße zu, die Lisa Dell gehen musste, um ihr Ziel zu erreichen.
    Ihre Wohnung lag in einem Wohnpark, der von einem schmalen Grüngürtel umspannt wurde. Eine Stichstraße führte hin, in der keine Häuser standen, dafür die Rückseiten zweier Betriebe. Zum einen eine Reparaturwerkstatt, zum anderen grenzte die Mauer das Gelände eines Ölhändlers ein, der dort seine Transporter parkte.
    Es gab nur eine Lampe in der Mitte der Straße. Sie hing wie ein großer heller Tropfen an der rechten Mauerseite.
    Lisa war schon im Gehen, als sie sagte: »Hier ist noch nie etwas passiert. Außerdem musst du zur U-Bahn.«
    »Ja, da ist es zum Glück heller.«
    »Ich komme schon klar, danke.« Lisa winkte. »Wir sehen uns dann in der nächsten Woche. Und grüß bitte zu Hause.«
    »Ja, mach ich.«
    Ein letztes Winken, und Lisa war in der Dunkelheit untergetaucht.
    Shao wartete noch einige Sekunden, dann drehte sie ab. Sie hatte vor, die Tube zu nehmen. Bis zur Station waren es nur rund zweihundert Meter, eine Strecke, die sie normalerweise rasch hinter sich brachte und die sie auch genau kannte. Sollte sie jedoch in der Nähe der Haltestelle ein Taxi finden, würde sie sich in den Wagen setzen und sich nach Hause fahren lassen.
    Shao wusste selbst nicht, warum sie noch wartete. Es war einfach ein Gefühl, das sie dazu trieb. Dabei gab es keinen Grund für sie, aber ihr war schon seltsam zumute.
    Lisa Dell hatte es wirklich nicht weit. In zwei, drei Minuten konnte sie die Straße hinter sich gelassen haben. Shao wollte noch so lange warten.
    Sie hatte Suko keine genaue Uhrzeit genannt. So blieb sie auf dem Gehsteig stehen und schaute auch den Autos nach, die sie passierten.
    Dann war die Spanne vorbei.
    Shao drehte sich zur Seite, um die Straße zu überqueren. Sie kam nur einen Schritt weit.
    Da hörte sie den Schrei!
    Er war nicht in ihrer Nähe aufgeklungen, aber nah genug, um ihn zu hören. Es war eine Frauenstimme gewesen, und dieser Schrei war aus der Gasse geklungen, die hinter ihr lag.
    Lisa!, dachte Shao.
    Weitere Gedanken machte sie sich nicht, denn einen Moment später rannte sie bereits los…
    ***
    Lisa Dell fand es etwas schade, dass ihre Bekannte nicht mit ihr gekommen war, aber damit musste sie sich abfinden. So war das nun mal, wenn man in einer Partnerschaft lebte, und in dieser Phase befand sich Lisa zurzeit nicht.
    Der letzte Versuch war ebenso schiefgegangen wie der vorletzte. Beiden Typen hatte sie die Koffer vor die Tür gestellt und lebte nun allein in ihrer Wohnung, die recht groß war, und die sie nur bezahlen konnte, weil ihre verstorbene Tante ihr etwas vererbt hatte. Mit dem Verdienst einer Friseuse und Maniküre hätte sie sich eine derartige Wohnung nicht leisten können. Wenn sie sparsam war, würde sie noch einige Jahre die Miete bezahlen können. Außerdem war in der Wohnung Platz für zwei Personen. Vielleicht klappte es ja beim dritten Versuch mit einem Partner. Mit zwei Einkommen war alles leichter.
    Sie beneidete die Frauen im Club, die in einer Partnerschaft lebten. Lisa war fünfunddreißig Jahre alt. Da sollte man schon wissen, wohin man gehörte.
    Sie fand Shao sehr

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