Power - die 48 Gesetze der Macht
Dissimulieren einen Meister abgeben. Er wird, mit großer Feinheit, Den, dessen glänzende Eigenschaften an seinem Herzen nagen, scheinbar als unbedeutend gänzlich übersehn, gar nicht gewahr werden und gelegentlich ganz vergessen haben. Dabei aber wird er, vor allen Dingen, bemüht seyn, durch heimliche Machinationen, jenen Vorzügen alle Gelegenheit, sich zu zeigen und bekannt zu werden, sorgfältig zu entziehn. Sodann wird er über sie, aus dem Finstern, Tadel, Hohn, Spott und Verläumdung aussenden, der Kröte gleich, die aus einem Loch ihr Gift hervor spritzt. Nicht weniger wird er unbedeutende Menschen, oder auch das Mittelmäßige, ja Schlechte, in derselben Gattung von Leistungen, enthusiastisch loben.
ARTHUR SCHOPENHAUER, 1788–1860
Besonders gefährlich ist im Reich der Macht der plötzliche Glücksfall – eine unerwartete Beförderung, ein Sieg oder ein Erfolg, der aus dem Nichts zu kommen scheint. So etwas erregt mit Sicherheit den Neid derer, die zuvor noch auf einer Stufe mit Ihnen standen.
Nur wengen Menschen ist dies angeborne Art, Den Freund, ward Glück ihm hold, neidlos zu ehren noch; Der Missgunst Gift ja, das im Herzen fest sich setzt, Not macht’s, zweifache dem, den überkam die Sucht; Von seinem eignen Leid schon wird er schwer bedrückt, Und blickt auf fremdes Glück er hin, seufzt er und stöhnt.
AISCHYLOS, UM 525–456 V. CHR.
Als Erzbischof Retz 1651 Kardinal wurde, war ihm klar, dass viele seiner früheren Kollegen ihn beneideten. Da er wusste, wie gefährlich es war, die unter ihm vor den Kopf zu stoßen, tat der Kardinal, was er konnte, um seine Verdienste herunterzuspielen und seinen Erfolg der glücklichen Fügung zuzuschreiben. Um die Menschen einzulullen, verhielt er sich so ehrerbietig und unterwürfig, als hätte sich nichts geändert. Er schrieb, diese kluge Politik »zeigte gute Wirkung, indem sie dem Neid die Kraft nahm, der mir entgegengebracht wurde, was das größte aller Ge h eimnisse ist«. Folgen Sie seinem Beispiel. Unterstreichen Sie subtil, wie viel Glück Sie einfach gehabt haben, und stellen Sie Ihren Erfolg so auch anderen Menschen in Aussicht, damit nehmen Sie ihrem Neid die Schärfe.
Seine Geschicklichkeit verbergen zu können, ist ein Zeichen großer Geschicklichkeit.
FRANÇOIS DE LA ROCHEFOUCAULD, 1613–1680
Um Neid abzuwenden, sollten Sie Schwäche zeigen, ein harmloses Laster zugeben oder eine kleinere soziale Indiskretion begehen.
Hüten Sie sich vor den vielen Maskeraden des Neids. Übergroßes Lob ist ein fast sicheres Anzeichen, dass die Lobredner Sie beneiden; entweder bereiten sie Ihren Sturz vor – es wird unmöglich, ihren Lobpreisungen Genüge zu leisten –, oder sie wetzen hinter Ihrem Rücken schon die Messer. Genauso beneiden Sie wahrscheinlich jene, die Sie zu sehr kritisieren oder Sie öffentlich verleumden. Erkennen Sie in deren Verhalten verkappten Neid, dann gehen Sie nicht in die Falle, sich gegenseitig eine Schlammschlacht zu liefern oder sich ihre Kritik zu Herzen zu nehmen. Rächen Sie sich, indem Sie die Gegenwart dieser Kleinkarierten einfach ignorieren, und Sie in einer selbst erschaffenen Hölle schmoren lassen.
Symbol: ein Garten voll Unkraut. Sie pflegen es nicht, es breitet sich einfach aus, wenn Sie den Garten gießen. Sie erkennen vielleicht nicht, wie, doch das Unkraut wuchert in all seiner Größe und Hässlichkeit und verhindert, dass irgendetwas Schönes gedeiht. Hören Sie damit auf, den ganzen Garten gleichmäßig zu gießen, ehe es zu spät ist. Vernichten Sie das Unkraut des Neids, indem Sie ihm das Wasser abgraben.
Garant: Sich verzeihliche Fehler erlauben … Dem ganz Vollkommnen wird [der Neid] es zum Fehler anrechnen, daß es keine Fehler hat, und wird es als ganz vollkommen ganz verurtheilen. Er wird zum Argus, um am Vortrefflichen Makel zu suchen, wenn auch nur zum Trost … und man affektire einige Nachlässigkeiten, sei es im Genie, sei es in der Tapferkeit … um das Mißwollen zu besänftigen, daß es nicht berste vor Gift. Man werfe gleichsam dem Stier des Neides den Mantel zu, die Unsterblichkeit zu retten. (Baltasar Gracián, 1601–1658)
GESETZ
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SCHIESSE NIE ÜBER DAS ZIEL HINAUS – DER SIEG IST DER ZEITPUNKT ZUM AUFHÖREN
WAS HEISST DAS?
Der Moment des Sieges ist oft der Moment größter Gefahr. Im Siegestaumel kann übergroßes Selbstvertrauen Sie über das Ziel hinausschießen lassen. Und damit machen Sie sich vielleicht mehr Feinde, als Sie besiegt haben. Lassen Sie sich
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