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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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...«
    »Bereite alles vor!«
    Einer der Tentakelarme näherte sich Saedelaere, eine Art Skalpell blitzte darin. Mit einer raschen Bewegung schlitzte die Klinge Alaskas Kleidung über Schulter und Brustkorb auf, ohne die Haut auch nur zu ritzen.
    Der Aktivatorträger fühlte eine kalte Berührung, dann zogen die Greiffinger des Roboters die Stoffbahnen beiseite. Er kam sich vor wie in einem finsteren Folterkeller längst vergangener Zeiten, wie ein Delinquent, der der Hexerei angeklagt worden war und unter Folter etwas gestehen sollte, das eben gerade nicht der Wahrheit entsprach.
    »Du kannst doch nicht ...«, begann er.
    »Die Wahrheit!«, verlangte der Kandran.
    »Gib mir ein wenig Zeit!«
    »Damit du dir eine andere Lügengeschichte ausdenken kannst?«
    Exakt! Eine, die du mir dann vielleicht glauben wirst ...
    »Die Wahrheit benötigt keine Zeit, Fremder. Aber ein Jyresca wie du nimmt es in dieser Hinsicht selbstverständlich nicht so genau, das wundert mich nicht.«
    Saedelaere schloss die Augen. »Ich kann dir nichts anderes sagen als das, was ich bereits mitgeteilt habe. Daran ändern weder Druck noch Folter etwas.«
    Er blendete die Welt aus.
    Eines Tages hatte es ja so weit kommen müssen.
    Er hätte eher an einen Kampf geglaubt, ein explodierendes Raumschiff oder ein kosmisches Phänomen, das ihn verschlang ... nicht an einen Medoroboter als Werkzeug eines bizarren Verhörs, das letzten Endes auf einem Missverständnis basierte.
    Ein leises Summen erklang.
    Unwillkürlich öffnete Saedelaere doch die Augen. Das Skalpell vibrierte und senkte sich auf ihn herab.
    Nur Zentimeter trennten die Klinge von seiner Haut.
     
     
    Herzogin Rhizinza Yukk
     
    Sie dachte nach, und all das gefiel ihr überhaupt nicht. Mehr noch, es war absurd, dass man ausgerechnet mit ihr so verfuhr!
    Was planten ihre Entführer? Ein anderes Wort fand die Herzogin für diese widerlichen Maskenträger nicht, die sie und ihre gesamte Besatzung gefangen genommen hatten. Sie waren es nicht wert, Escalianer genannt zu werden, denn jeder Bürger des Reiches der Harmonie hätte ihr, der Herzogin, Ehre erwiesen!
    Rhizinza Yukk saß auf einem einfachen Stuhl. Die Querverstrebungen der Rückenlehne drückten unangenehm ins Kreuz, doch sie konnte ihre Lage kaum verändern, denn – der Gipfel der Ungeheuerlichkeiten! – mehrere Schnallen fixierten ihre Arme an den harten, dünnen Armlehnen.
    Die Wände rundum waren verspiegelt. Schaute die Herzogin geradeaus, sah sie unendlich oft sich selbst, wieder und wieder gespiegelt. Sonst gab es in diesem Raum nichts, außer einer Tür, die offen stand, vor der aber eine immaterielle Energiewand flimmerte.
    Rhizinza hatte Bilder eines solchen Verhörraums gesehen, die ihr zur Genehmigung vorgelegt worden waren – im Planungsstadium! Dass man sie längst verwirklicht hatte, ohne ihr Wissen oder das der anderen Herzöge, verärgerte sie nur weiter.
    Was bildete das Militär sich eigentlich ein? Die Spiegel standen symbolisch dafür, Fremden die Maske vom lügnerischen Gesicht zu reißen und sie anschließend mit psychedelischen Licht- und Lasereffekten zu zermürben.
    Seit einer gefühlten Ewigkeit saß sie auf diesem Stuhl, von einem Kandran abgeliefert, der sich danach wortlos zurückgezogen hatte. Was das alles sollte, wusste sie nicht, doch wenigstens die Maske hatte man ihr gelassen.
    Ihr Nacken schmerzte von der ungewohnt aufrechten Sitzposition. Sie war nahe daran, jedes Zeichen von Beherrschung und Würde zu verlieren und nach ihren Bewachern zu rufen. Aber ihr Widerstandswille war stärker.
    Noch flackerte die Ehre in ihr und übertünchte die Neugierde und die Angst. Niemand hatte es für nötig gehalten, ihr zu sagen, worum es bei dieser ganzen Aktion ging, warum man sie festgesetzt hatte. Sie, die Herzogin! Sie, Rhizinza Yukk persönlich! Sie konnte es nicht fassen.
    So saß sie und schaute sich an in tausend Spiegelbildern. Unendlich oft sah sie ihre Maske aus technoider Nanoseide, die sich eng um fast den gesamten Kopf schmiegte.
    Die Maske erstrahlte in fast überirdischem Glanz, sogar jetzt noch. Ein sinnverwirrendes Muster aus Goldfäden, das ihre emotionale Lage spiegelte, schlängelte sich darüber. Dem Betrachter öffnete dieses Labyrinth in Kombination mit den leuchtenden Feuersteinchen eine unendliche Tiefe, riss ihn förmlich in sich hinein; es trug nicht unwesentlich zum unwiderstehlichen Charisma der Herzogin bei.
    Nur nutzte es ihr in dieser Lage nicht das Geringste.
    Die Augen

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