PR 2621 – Der Harmoniewächter
Kopf so deutlich an die Oberfläche spülte. Er konnte sich kaum auf etwas anderes konzentrieren, die Erinnerungen gewannen die Oberhand.
Womit der Kandran allerdings nicht hatte rechnen können, war die Tatsache, dass der Zellaktivatorchip die Wirkung des Giftes bekämpfte und neutralisierte.
Die Schlieren vor Saedelaeres Wahrnehmung lösten sich auf, das Feuer verschwand aus dem Nacken und dem Kopf. Er konnte wieder klarer denken, und das Erste, das er wahrnahm, war eine leichte, kitzelnde Berührung am Hals. Das Firibirim rollte sich dort ein, und die Nähe des kleinen Wesens half ihm auf eigenartige Weise, sich besser zu konzentrieren.
»Also noch einmal«, verlangte der Kandran, der von den Vorgängen in Saedelaeres Kopf nichts wissen konnte. Das Deckenlicht zauberte Schatten auf die warzenübersäte Froschhaut seiner Arme. Hinter den Sehschlitzen der Gesichtsmaske wölbten sich dunkle Augen kugelartig vor, stießen fast an die Maske.
»Wer seid ihr und was wollt ihr im Reich der Harmonie?« Die Stimme klang dumpf, aber geradezu gönnerhaft freundlich.
Also erzählte der Aktivatorträger die Geschichte ein weiteres Mal: wie er nach vielen dramatischen Verwicklungen den Verwaltungspalast aus der Anomalie gerettet hatte, deren Natur sie immer noch nicht verstanden, und wie sie anschließend unter Befehl von Herzogin Yukk und Gardeleutnant Pridon die Koordinaten der Welt Klion ansteuerten.
Anfänglich wirkte der Kandran zögerlich, dann zunehmend wütend. Was wohl in ihm vorging? Er musste glauben, dass Saedelaere unter dem Einfluss des Serums die Wahrheit sagte. Vielleicht stellte dies alles sogar eine Möglichkeit dar, ihn davon zu überzeugen, dass seine Gefangenen nicht logen.
Doch weit gefehlt. Der Krötenartige blähte seinen Kehlsack und gab ein Geräusch wie das Zischeln einer Schlange von sich.
»Interessant«, grollte er dann. »Wahrscheinlich ist dieser seltsame Chip unter deinem linken Schlüsselbein der Grund dafür, dass das Serum bei dir keine Wirkung zeigt und du immer noch lügst. Wie man mir mitteilt ...«, er tippte gegen die Seite seines Schädels, wo unter dem Rand der Maske das Gehörorgan liegen musste, »... misst man bei diesem Chip momentan größere Aktivität an, wenn auch völlig unverständliche Werte. Ein seltsames Stück Technologie.«
Saedelaere durchfuhr ein heißer Schreck. Es gefiel ihm gar nicht, dass der andere von dem Zellaktivator wusste; man hatte ihn offenbar besser durchsucht, energetisch abgetastet und analysiert, als es zunächst den Anschein erweckt hatte. »Du täuschst dich, ich ...«
Der Kandran ließ ihn nicht aussprechen. »Worum immer es sich handelt, wir werden den Chip entfernen und die Befragung wiederholen.«
»Nein!«, entfuhr es Saedelaere unwillkürlich. Alles in ihm drängte danach, aufzuspringen, diesen Irrsinn zu beenden. Doch sein Körper lag nach wie vor wie gelähmt unter dem Fesselfeld.
Die Maske des Kandran schob sich in sein Gesichtsfeld. Sie kam ihm vor wie die Fratze in einem alten Schauspiel, die den Tod symbolisierte.
»Habe ich deinen wunden Punkt also entdeckt. Schneller als gedacht, sehr schön. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Was bedeutet dieses seltsame Stück Technologie in deinem Körper?«
Saedelaere schwieg. Er malte sich in Gedanken aus, was geschah, wenn ihm der Chip tatsächlich entfernt wurde. Der Zellaktivator hielt ihn am Leben, schon viele Jahrhunderte. Ohne ihn würde explosiver Zellverfall eintreten ...
»Ich werde einen Medizinal-Roboter anfordern, sodass der Schnitt sauber vonstatten geht«, kündigte das krötenartige Wesen an. »Die Operation dürftest du gut überstehen. Wenn du aber eine entsprechende Menge an Betäubungsmittel vermeiden möchtest, sag mir, wie dieser Chip die Wirkung meines Serums neutralisieren konnte. Du hattest nie zuvor Berührung damit, kennst die Zusammensetzung nicht.«
»Den Chip zu entfernen, ist sinnlos! Ich habe dir die Wahrheit bereits mitgeteilt! Wie du selbst erwähnt hast, gab es einmal eine Herzogin mit dem Namen Rhizinza Yukk, ihre Familie hat ihren Stammsitz noch immer auf dem Planeten Klion, ganz in der Nähe dieser Position.«
Die Worte sprudelten nur so aus dem Aktivatorträger heraus, ganz entgegen seiner sonstigen Schweigsamkeit. Es ging um sein Leben, und er konnte es nur auf eine einzige Weise verteidigen – indem er sein Gegenüber auf seine Seite zog.
Doch das entsprach offenbar nicht dem, was der Kandran hören wollte: Er verließ ohne ein weiteres Wort
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