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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ihnen unterschied. Denn er mochte K'culy-Katzen. Er hielt sich sogar eine als Haustier, und hin und wieder glaubte er, sie könne ihn besser verstehen als all seine Artgenossen. Als wäre sie intelligent.
    Diesen Gedanken verbarg er vor den anderen Cruny strengstens. Sie würden ihn dafür erst recht auslachen. Er vermochte ihr Keckern förmlich zu hören und zu sehen, wie sie ihr oberes Armpaar aneinanderrieben und mit den Chitin-Sehnen zwischen den Fingern höhnisch schabten: Szimon ist ein Narr, Szimon ist so dumm!
    Er flog eine weitere Runde über die schroffen Felshügel des südlichen Endes der Wabenstadt und genoss die Hitze, die von dem Gestein ausstrahlte, auf das den ganzen Tag die Sonne niederbrannte.
    Ein angenehmes Prickeln lief über seinen Körper. Die Rallato-Kriecher unter seinem Rückenpanzer mochten Wärme und erwachten zu lebhafter Intensität. So viele wie dieses Jahr hatten sich lange nicht mehr bei ihm eingenistet. Herrlich! Ein gutes Zeichen.
    Er war auf dem richtigen Weg, das spürte er; und wenn er entschied, sich von den anderen abzusondern, würde er notfalls aussiedeln.
    Die Stadt verlassen? Plötzlich bekam er Angst vor seinen eigenen Gedanken. Kein Cruny hielt sich länger als absolut notwendig auf den weiten, unbesiedelten Flächen des Planeten auf! Niemand ging freiwillig ...
    Er stockte und schalt sich selbst. Offenbar hing er in seinen Überlegungen noch immer in den typischen Mustern fest! Er war genauso gefangen wie die anderen! Man tat es nicht ... also tat er es auch nicht? Wollte, durfte er sich von solchen Lügen bestimmen lassen?
    Szimon bekam kaum noch Luft. Das Gewicht seines Chitinpanzers schien ihn in die Tiefe reißen zu wollen. Er drehte um, flog mit raschem Flügelschlag zurück zur Stadt.
    Wie immer waren die Holzrinnen des Berieselungssystems das Erste, was sich aus der gleichförmigen Landschaft schälte. Der Anblick der perfekten Quadrate erfreute ihn, das musste er zugeben. Überall tröpfelte Wasser auf den Boden und sickerte in die Tiefe.
    Bald drängte sich der ewige Chor der tausend fremden Bewusstseine in seinen Kopf. Das Kollektiv wartete mit einer Unzahl Gedankenströme auf, die sich gegenseitig überschnitten:
    gehst du heute abend im sonnenuntergang mit – wir sind zu viele, der nährbrei wird – müde, ich bin viel zu müde, um – mir spazieren – nicht reichen – die arbeit noch zu erledigen.
    Das meiste blendete er automatisch aus, behielt nur die grobe Linie bei, das Befinden der gesamten Gemeinschaft. Alles war in Ordnung, ging seinen geregelten Lauf.
    willkommen, szimon, es ist schön, dass du – endlich kann ich – siebzehn, es sind siebzehn und – zurückgekommen bist, wir haben dich vermisst.
    Der Willkommensgruß kam nicht nur von einem, sondern von vielen. Auch von Hhanahorl, wie Szimon erfreut feststellte. Wenn er ehrlich war, stellte sie den einzigen Grund dar, warum er nicht schon längst weggegangen war.
    Ein Blick auf sie, und er wusste, dass es sich lohnte, in der Wabenstadt zu bleiben. Sie war die jüngste Tochter der Königin; und ganz sicher die schönste.
    In diesem Moment war ihm allerdings nicht nach Gesprächen zumute, auch nicht, wenn sie nur gedanklich stattfanden. Also schottete er sich ab, soweit es eben ging mitten in der Stadt, und schlüpfte durch das Erdloch, das in seine Wabenkammer führte.
    Das tröpfelnde Geräusch der Berieselung blieb über ihm zurück, genau wie das einfallende Tageslicht. Wohltuende Dunkelheit umfing ihn. Die feuchten Lehmwände rochen angenehm modrig.
    Die Heimat spendete ihm Trost, das konnte er nicht leugnen. Weil seine K'culy-Katze nicht zu Hause war, rollte er sich sofort in der Schlafecke zusammen und schlürfte etwas Nektar aus der Nahrungskuhle.
    Müde vom langen Flug schlief er ein und schlüpfte aus seinem Körper, sah ihn dort unten liegen, steif und bewegungslos, einer der Fühler über den Facettenaugen abgeknickt.
    Eine Tran-Schabe trieb im Nektarsud und ruderte hilflos mit den Beinchen. Szimon fand schon immer, dass diese Insekten einem Cruny verblüffend ähnelten, nur eben als Miniaturversion; und natürlich waren sie Tiere ohne Verstand und Bewusstsein. Außerdem hatten sie kein zusätzliches Armpaar entwickelt, um komplizierte Arbeiten zu erledigen.
    Mit diesem Gedanken trieb er im kollektiven Gedankenstrom davon.
     
    *
     
    Sich mit dem Kollektiv zu vereinen und im Strom zu treiben war herrlich und entsetzlich zugleich. Wie das Leben.
    Wenn ein Cruny schlief, konnte er

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