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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Meine Feststellung war reiner Zweckoptimismus. Wenn ich es recht bedachte, ging es mir weniger um den Regenriesen. Ich trug die Verantwortung für Milliarden Menschen im Solsystem. Ich war ihr Anwalt und nicht der eines Giganten, von dem ich nicht einmal wusste, in welchem Verhältnis er zu uns Terranern eigentlich stand.
    Als Gegner sah ich ihn nicht unbedingt, als Freund leider ebenso wenig. Eher schrieb ich ihm einen neutralen Status zu. Er hatte an Bord der Sternengaleone eine Aufgabe erfüllt und war ein Werkzeug.
    »Schmerzen ...«, übersetzte der Translator.
    »Nachtaugs Beisohn ist müde ... braucht Ruhe.«
    »Wir müssen dich in Sicherheit bringen«, drängte ich. »Ich will, dass du am Leben bleibst.«
    Der Riese gab mir keine Antwort.
     
    *
     
    Vielleicht war Nachtaugs Beisohn schon zu erschöpft. Die Versuchung lag nah, von seiner enormen Größe auf eine besondere Vitalität zu schließen. Ich durfte mich keinesfalls zu diesem Trugschluss verleiten lassen, dennoch ertappte ich mich immer wieder dabei.
    Der Utrofar hatte den Abschuss seines Schiffs überstanden. Ich konnte wohl nicht einmal annähernd nachvollziehen, welche Belastung für den Riesen damit verbunden war. Enormer psychischer und physischer Stress auf jeden Fall. Dazu seine Verwundungen. Und möglicherweise waren die Bemühungen, seine Blutungen zu stillen, absolut falsch gewesen. Die fremde Atmosphäre machte ihm vielleicht ebenso zu schaffen wie die feuchte Schwüle des Regenwalds.
    Außerdem durfte ich nicht übersehen, dass Nachtaugs Beisohn seit Stunden dem Ansturm von Myriaden fremder Keime ausgesetzt war. Seine körpereigene Abwehr arbeitete zweifellos auf Hochtouren. Immerhin schien er bisher in der Sterilität des Weltraums existiert zu haben, auf welche Weise auch immer das möglich war.
    »Womöglich ist sein Schweigen eine Schockreaktion.«
    »Das liegt im Bereich des Wahrscheinlichen«, rief mir Umbrahm Dellinger zu.
    Der Bordmediker der LADY LAVERNA stand auf der linken Schulter des Riesen, während ich mit dem Flugaggregat einige Meter seitlich über ihm schwebte. Er hatte die Arme ausgebreitet, und es sah aus, als wolle er Beisohns klobigen Hals umfassen. Ein müßiges Unterfangen.
    Allerdings befestigte er lediglich mehrere faustgroße Messgeräte. Wenn er versucht hätte, Karabinerhaken einzuschlagen und sich quer über den Oberkörper des Giganten abzuseilen ...
    Ich verscheuchte die Erinnerung an Mount Rushmore, an die einstigen Versuche einiger Unentwegter, den vier Präsidentenporträts ein Abbild des Arkoniden Crest hinzuzufügen, und das alles in Handarbeit und ohne technische Hilfsmittel. Mit Kletterausrüstung hatten sie wochenlang in den Black Hills gearbeitet. Endlich war mir bewusst, an was mich Nachtaugs Beisohn die ganze Zeit über erinnerte. Aber die aus dem Stein herausgeschlagenen Köpfe waren sogar noch größer als sein Schädel. Mit dem Unterschied, dass der Utrofar lebte und ein intelligentes Wesen war.
    Der Mediker trug ebenfalls ein einfaches Flugaggregat. Er stieß sich ab und schwebte auf mich zu.
    »Ich habe keine Normvorgaben, die Analogieschlüsse zulassen würden.« Das klang beinah wie eine Entschuldigung. »Die Messwerte allein sind insofern nur sehr bedingt aussagefähig.«
    Ich schaute ihn auffordernd an. Er zeigte mir eine kleine Holoprojektion.
    »Das hier ist seine Pulsfrequenz.« Umbrahm markierte eine Linie mit Leuchtfunktion. »Nicht gerade optimale Vitalität, trotzdem keine Tiefschlafphase. Eher würde ich den Wert als Erschöpfungszustand interpretieren.«
    »Was mich nicht wundert«, kommentierte ich.
    »Hautwiderstand, Energieumsatz ... Alles, was relativ leicht angemessen werden kann, deutet auf einen stark eingeschränkten Stoffwechsel hin.«
    »Du meinst, wir brauchen keine besondere Absicherung ...?«
    »Doch«, unterbrach er mich. »Die leichteste Veränderung äußerer Reize kann seine Körperfunktionen wieder hochfahren. Damit müssen wir rechnen. Ich möchte ihn keinesfalls unkontrolliert um sich schlagend in meiner Nähe haben.«
    »Das heißt, eine zeitaufwendige Vorbereitung ist unumgänglich«, stellte ich fest.
    »Daran führt kein Weg vorbei, solange wir ihn und uns unbeschadet ans Ziel bringen wollen.«
    Einmal mehr fragte ich mich, was Homer wusste – oder ob er ein Hasardspiel durchzog, basierend auf Ahnungen der nahen Zukunft.
    Natürlich hatte er ein Fingerspitzengefühl, mit dem nur wenige Menschen gesegnet waren. Andernfalls wäre er bei seinen

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