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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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der Krankenstation des Kastells fort.
    Shamsur Routh schlief unter der Obhut der Geräte. Die Prognose hatte sich nicht geändert: Der Journalist war nicht einsatzfähig und würde es wohl auch nie wieder werden. Trotz der kurzen klaren Gespräche, die sie miteinander geführt hatten, hatte sein behandelnder Arzt klar zu verstehen gegeben, dass Rouths neuronale Struktur fortschreitenden Schaden nahm. Sein Geist zerfiel. Kirte Otorongo gab ihm nur noch wenige Wochen.
    Vermutlich hatte das biomechanische Gerät, das Routh am Arm trug, etwas damit zu tun. Bislang hatte man ihm allerdings nicht entlocken können, woher er es hatte oder welchem Zweck es diente. Sein sayporanischer Adoptivvater Chourtaird hatte im Lauf eines Gespräches behauptet, es bilde eine glückliche Einheit mit Routh. Das war bislang die einzige Aussage, die sie dazu erhalten hatten, und sie war sehr in Zweifel zu ziehen. Sonderlich glücklich war Routh im Moment nicht.
    Der Resident verwarf den Gedanken, auch Chourtaird aufzusuchen. Er konnte ihm im Moment nicht helfen. Beim kommenden Einsatz kam es auf Bulls eigenes Wissen und Erfahrung an.
    Es wurde Zeit, die Dinge anzugehen.
     
    *
     
    »Es ist demütigend. Eine Schande. Inakzeptabel.«
    Marschgeber Velgren hielt den hinteren Arm hochgereckt, um seine Entrüstung auszudrücken.
    »Wir haben die Kontrolle, und uns werden die Hände gebunden. Unsere Mannschaften werden sinnlos über die Welt der Räuber verstreut, wo sie nichts finden werden. Wer wohl kann nur den Diebstahl ALLDARS begangen haben? Ihre Kämpfer! Ihre Flotte! Hier oben müssen wir nach den Antworten suchen, aber jetzt, da wir es frei tun könnten, werden uns die Hände gebunden!«
    Marschgeber Tulerans Armspitzen zuckten zustimmend.
    »Stattdessen sollen wir tatenlos zusehen, wie uns die Kontrolle wieder entrissen wird«, fuhr Velgren fort. »Ich sage: Nein! Sollen sie da unten sich von den Terranern einlullen lassen – wir hier oben denken weiter so klar wie der Weltraum. Und darum müssen wir selbst die Initiative ergreifen, ehe alles zu spät ist. Wir werden herausfinden, wo sie ALLDAR hingebracht haben!«
    Eine Projektion der Umgebung ihrer Sternengaleonen erschien. Sein Arm stieß vor, direkt auf ein Schiff der Feinde zu. Es war ein beeindruckendes Schiff, größer als eine Sternengaleone.
    »Wir werden auf dieses Schiff gehen. Ich habe ein größeres Schiff gewählt, weil sie wichtige Daten nicht auf irgendwelchen kleinen Schiffen haben werden. Wir werden zu ihrer Positronik vordringen und uns holen, was wir wissen wollen – alles über ihre Flotte, ihre Technik und vor allem über ALLDAR! Wir werden beweisen, dass sie schuldig sind, und diesen verleumderischen Gerüchten über einen Betrug der Nachhut ein Ende setzen!«
    »Jawohl! Das werden wir!« Tuleran war begeistert.
    Machono reagierte zurückhaltender. »Das ist offene Befehlsverweigerung«, sagte er. »Man könnte es als Verrat auslegen.«
    »Der Hohe Marschgeber Chossom ist von diesem ekligen Lateralen, diesem Marrghiz, in die Irre geführt worden. Ist es nicht unsere hohe Pflicht unserem Volk gegenüber, solche Irrtümer zu erkennen und ihnen entgegenzusteuern? Wir dürfen keine blinden Befehlsempfänger sein! Wir müssen tun, was das Richtige ist: für unser Volk, für ALLDAR!«
    »Für ALLDAR«, wiederholte Tuleran.
    Machono kippte die Zentralscheibe.
    »Also gut. Ich helfe dir. Aber ich unterstelle meine Leute nicht deinem Befehl.«
    Velgren beherrschte seine Arme und zeigte nicht, wie wenig ihm diese Einschränkung gefiel. »Solange wir uns einig sind, ist das nicht von Belang«, sagte er. »Sie haben uns nichts entgegenzusetzen. Wir werden siegen. Für ALLDAR!«
     
    *
     
    Ein Déjà-vu-Gefühl erfasste Reginald Bull, als er in der TOLBA materialisierte. Sekundenlang flimmerte auf seiner Netzhaut ein Nachbild, das an eine vielfarbig schimmernde, ovalen Linse erinnerte. Es erinnerte ihn an etwas aus der fernen Vergangenheit, etwas Verschollenes. Er haschte nach der Erinnerung und glaubte bereits, sie zu haben, als eine Stimme sie ihm wieder entriss.
    »Willkommen, Bully. Ich hoffe, du hast die Zeit nutzbringend einsetzen können.«
    Wie immer ganz in Weiß stand Delorian in dem kahlen Raum. Bull trat von dem Podest, auf dem er erschienen war. Weder ein Käfig noch ein Torbogen ragte darüber auf. Entweder waren die Anlagen unsichtbar in die Wand dahinter eingelassen, oder das Podest selbst diente als Empfangsstation, ähnlich den Transitparketts der

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