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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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viele Shandas mochte es geben?
    Näher betrachtet, wollte sie es gar nicht wissen.
    »Sei nicht böse«, wiederholte sie.
    »Ich hab dir doch gesagt ...«
    »Es tut mir leid, dass ich so dumm bin«, sagte sie.
    Er richtete sich auf, hob sie hoch und nahm sie in die Arme. So war sie sicher wie in einem Turm der Festung Sonnenstein.
    »Du bist nicht dumm«, flüsterte ihr Vater mehr in ihr Haar als in ihr Ohr. Sie spürte, dass der Satz ein bisschen gemogelt war.
    »Du bist nicht dumm«, wiederholte ihr Vater. »Ich werde immer für dich da sein.«
    Ihre Hände fuhren über seinen Rücken. Sie spürte seine Schulterblätter, das Rollen seiner Muskeln, als er sie so fest an sich drückte, dass es ihr die Luft nahm. Sie spürte nicht weniger deutlich die Verzweiflung, die in sein Versprechen eingepackt war wie in goldschimmerndes Bonbonpapier.
    »Du musst keine Angst haben«, sagte sie ihm leise ins Ohr und vertraute ihm ihr Geheimnis an: »Ich weiß doch immer, was die Räder tun wollen.«
    »Natürlich weißt du das«, sagte ihr Vater und wiegte sie, als ob sie noch ein Baby wäre, das einschlafen sollte, langsam hin und her. Ihre Füße pendelten in der Luft.
    Unvermittelt stand sie allein. Sie betrachtete das Räderwerk und beobachtete, wie es sich verwandelte. Es blühte auf, entfaltete sich, überwucherte sie. Es war bereits so groß wie ein Labyrinth.
    Sie ging hindurch, furchtlos und allwissend. »Siehst du«, sagte sie. »Du musst keine Angst haben.«
    Ihr Vater antwortete nicht. Sie rief nach ihm.
    »Shanda«, hörte sie ihn sagen. »Hast du vergessen, dass ich tot bin?«
    Sie erschrak. Sie hatte es tatsächlich vergessen. Wie dumm von ihr.
    »Du bist nicht dumm«, sagte er.
    Sie spürte, wie ihr Gesicht aufglühte vor lauter Freude.
    »Wir haben unser Ziel erreicht«, bemerkte ihr Vater. Aber seine Stimme klang ein wenig, als würde ein guter Teil seiner Aufmerksamkeit von etwas anderem beansprucht.
    Das ließ sie eifersüchtig werden.
    Ein wenig.
    »Wir schwenken in den Orbit ein.«
    Sie riss die Augen auf. Die Decke war silbergrau wie Eisen. Sie richtete sich auf, fasste in den Schaumstoff, der ihre Körperwärme angenommen hatte, und rollte aus der Schlafkuhle.
    Sie sah sich um und spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Es war nichts Menschliches in dieser Kammer. Auch die Stimme, die durch die Akustikfelder zu ihr gesprochen und sie damit geweckt hatte, war nicht menschlich.
    Ich werde immer für dich da sein, zitierte sie sich das erträumte Versprechen. Während sie sich ankleidete, wiederholte sie es mehrfach – so lange, bis der Satz ein wenig vom Tonfall und Geruch ihres Vaters angenommen hatte.
    Dann öffnete sie die Tür und ging hinaus auf den Korridor.

3.
    Erste Blicke auf Zyor Zopai
     
    Zum ersten Mal betraten Sarmotte und Toufec die Zentrale.
    Es war still im Raum. Choursterc betrachtete das holografische Abbild des Planeten, das auf dem hufeisenförmigen Schirm zu sehen war. Die eingeblendeten Schriftzeichen, die dem Sayporaner vermutlich Daten über den Himmelskörper vermittelten, konnte Sarmotte nicht lesen.
    Choursterc blickte kurz zu ihr und Toufec hinüber. Er nickte langsam und sagte dann mit seiner Achiary-Stimme: »Zyor Zopai ist Planet Nummer vier von sechs. Er ist geringfügig kleiner als Terra. Dennoch hat er etwas mehr Masse. Die Schwerkraft liegt bei 1,13 Gravos.«
    »Kein Mond«, stellte Toufec fest.
    »Kreuzen außer uns andere Raumschiffe im System?«, fragte Sarmotte.
    »Nein«, sagte Choursterc. »Sternenzoll ortet keine Raumschiffe. Stattdessen andere Objekte.« Er streckte den Arm aus, der ein wenig zitterte, und wies ins Holobild. Die Schirmsensorik vergrößerte den angezeigten Ausschnitt. Eine Raumstation wurde sichtbar. Sie war ringförmig gebaut und rotierte gemächlich. Ein Muster aus goldenen Zeichen, Ziffern oder Hieroglyphen bedeckte ihre Hülle.
    »Werden wir angerufen?«, wollte Toufec wissen. Unwillkürlich hatte er seine Stimme gedämpft. Die Hand lag wie zufällig auf dem flaschenartigen Behältnis, in dem Pazuzu auf seinen Einsatz wartete.
    »Nein«, sagte Choursterc. »Und Anrufe von unserer Seite werden nicht beantwortet. – Weiter!«, wies der Sayporaner die Sensorik an.
    Der rotierende Ring sank außer Sicht, eine weitere Raumstation erschien: ein Würfel, dessen sechs Flächen von einer transparenten Kuppel überspannt waren.
    »Kein Anruf, keine Antwort«, griff Choursterc ihrer Frage vor.
    »Wie viele Stationen sind es insgesamt?«,

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