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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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gepickt, aus denen Qualm kräuselte – wahrscheinlich Kamine, überlegte Sarmotte.
    Durchaus ähnlich wie die Steinriesen auf der Osterinsel standen die Bauwerke in langen, einander hin und wieder kreuzenden Reihen.
    Auf den Straßen und Wegen, die sich durch diese Konstellationen ergaben, wimmelte es von Verkehr.
    Sie überflogen die Siedlung im Schutz ihres Deflektorfeldes. Von oben betrachtet wurde deutlich, dass die Türme nicht mit Dächern abschlossen. Hoch im Inneren der Türme, von Wänden umschlossen, waren Zisternen oder Traufen zu sehen, anscheinend randvoll mit Wasser. Die Türme waren mit einer braunen Substanz grob und rau verputzt; weiße oder graue, horizontale Linien verzierten die Außenwände.
    Sie glitten über die Siedlung hinweg und landeten einige Kilometer entfernt von den letzten, besonders großen und wuchtigen Türmen.
     
    *
     
    Die Luft schmeckte nach Rauch, verbranntem Holz, verbrannter Braunkohle. Wie auf ein Kommando schlossen Sarmotte und Toufec ihre SERUN-Helme.
    Die Barkasse blieb unsichtbar hinter ihnen zurück. Nur im Visier ihrer Helme zeichneten sich die gerechneten Konturen ab.
    Choursterc ging voran. Seine Schritte holten weit aus und wirkten zugleich kräftig und ein wenig marionettenhaft. Sarmotte war sicher, dass sein Schutzanzug unter den deckenden Textilien mit einem kraftverstärkenden Außenskelett ausgerüstet war.
    Aes Qimae setzte sich der Atmosphäre völlig ungeschützt aus. Immerhin trug er um die pfahldürre Körpermitte einen Gürtel, der mit Instrumenten bestückt war, vielleicht auch mit Waffen.
    Sie waren keine Viertelstunde gelaufen, als sie den ersten Zopai begegneten.
    Sie waren zu zweit und saßen einander in einem Abstand von nicht ganz hundert Metern auf großen, fragil anmutenden Fahrzeugen gegenüber. Es waren Dreiräder mit zwei hohen Rädern am hinteren, ausladenden Teil und einem kleineren Rad vorn am verjüngten Bug, das über eine schlanke Säule mit einem Lenker verbunden war.
    Auf der hinteren Ladefläche stieß eine Dampfmaschine Qualmwolken aus. Kurbeln und Stangen verbanden den Kessel mit den Hinterrädern wie mit dem Vorderrad. Sarmotte tupfte kurz in das technische Verständnis der beiden Zopai und las die Wirkungsweise der Steuerungsscheibe ab, die Drehbewegung in Längenbewegung übersetzte. Sie erfasste Aufwerfhebel und Schieberschubstange, Kreuzkopf, Voreilhebel, Schwinge und Gegenkurbel – das austarierte Gegen- und Miteinander der mechanischen Antriebsorgane.
    Der Fahrer saß vorn, deutlich erhöht, die Beine so über den Lenker geschlagen, dass er mit ihnen das Fahrzeug steuern konnte. Es waren lange, muskelbepackte und sehnige Beine. Sie verfügten offenbar über zwei Kniegelenke.
    Gesäß und Oberschenkel steckten in einer Hose aus eisernen Kettengliedern. Am bloßen Oberkörper mit der breiten Brust schimmerte die schwarze Haut feucht.
    Der Kopf saß auf einem kaum sichtbaren, kurzen Hals; er war kugelrund; die Augen wirkten wie dem Schädeldach aufgepflanzt. Der Mund war hornig und breit; Sarmotte konnte auf der Oberseite drei Nasenöffnungen sehen. Ohrmuscheln waren keine zu entdecken.
    In ihren langen Armen hielt jeder von beiden eine Lanze.
    Der eine Zopai war von gedrungener Statur, sicher keine eineinhalb Meter groß. Der andere dagegen war ein Hüne von mindestens zwei Metern.
    Ein Ruf erklang, tief, rau und bellend, Sarmotte wusste nicht, welcher der beiden Zopai ihn ausgestoßen hatte.
    Vielleicht beide. Und zugleich.
    So schrien Adler.
    Allmählich kamen die beiden Dreiräder in Bewegung und rollten, immer schneller werdend, aufeinander zu.
    Während die beiden fuhren, klemmten sie sich die Lanzen unter den Arm und umschlossen die Schäfte mit ihren knochigen Fingern.
    »Was sagt man dazu?«, murmelte Sarmotte.
    »Ich setze eine Weihrauchharzperle auf den Zwerg«, bot Toufec an.
    »Sosonderbar«, hörte sie Aes Qimae sagen.
     
    *
     
    Sarmotte suchte telepathischen Kontakt mit den beiden. Wären die Zopai Menschen gewesen, hätte sie vermutet, dass sie sich mit den Lanzen duellieren wollten – Ritter, die um die Ehre kämpften oder andere imaginären Habseligkeiten einer an materiellen Gütern armen Kultur.
    Was dachten die beiden? Zunächst war da der Eindruck einer gewissen Unschärfe. Sarmotte brauchte einen Moment, um sich darauf einzurichten – so, wie man bei einer leichten Fehlsichtigkeit den Gegenstand, den man anschauen will, auf den richtigen Abstand bringen muss. Oder die Augen entsprechend

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