PR 2681 – Welt aus Hass
ihrer Abgesandten aufzunehmen. Allerdings benötigte er keine Rücksprache, keine weiteren Instruktionen, um zu wissen, dass das Weltenschiff aus deren Sicht einen Frevel darstellte.
Ein derart machtvolles Instrument, das reichlich Kosmokratentechnik enthielt und benutzte, jedoch nicht unter Kontrolle der Kosmokraten oder eines von diesen ausdrücklich mit der Schiffsführung Beauftragten stand – so etwas durfte nicht existieren, Punktum! Deshalb sollte Eroin das Weltenschiff am besten in die nächste Sonne steuern und sich sodann mit der SCHRAUBE-B auf die Suche nach der LEUCHTKRAFT begeben.
Ach, wenn es nur so einfach wäre!
Mit Alraska, dem Einzigen, den er um Rat fragen konnte, hatte er noch nicht darüber gesprochen. Dafür war keine Zeit gewesen.
Sie hatten mit den Mitteln der beiden Schiffe die Reste von Sholoubwas Positronikwald beseitigt und anschließend die Ordnung im Nahroin-System wiederhergestellt. Nachdem feststand, dass die Bedrohung des Planeten durch das Meteoriten-Bombardement abgewendet war und seine primitiven Bewohner wieder eine faire Überlebenschance hatten, waren sie hurtig aufgebrochen.
Gleichwohl: Eroin kannte den Maskenmann mittlerweile gut genug, um dessen Haltung zu dieser Sache auch ohne lange Fragerei einzuschätzen. Gewiss würde Alraska einer sofortigen Vernichtung des Weltenschiffs nicht zustimmen.
Ihre Interessen differierten. Simpler ausgedrückt: Sie waren sich uneins.
Ehe sie sich's versahen, konnten Freunde zu Gegnern werden. Schon bald würde Eroin Blitzer eine Entscheidung treffen, sich zu einer Seite bekennen und zur anderen illoyal verhalten müssen.
Ein Gefühl wallte in ihm auf, dessen fähig zu sein er noch vor Kurzem abgestritten hätte: Wut.
Am liebsten hätte er Sholoubwa verflucht, zusammen mit dem obszönen, verbotenen Kugelschiff, das der tragisch gescheiterte Roboter ihnen unabsichtlich angehängt hatte.
Aber Androiden fluchten nicht.
*
»Das fragmentarische, organische Relikt in deinem Gesicht«, sagte die wohlmodulierte kühle Stimme der Medostation, »ist auf zellulärer Ebene hochgradig erregt. Fühlst du es nicht?«
Gegen den sanften Widerstand der fleischfarbenen Nischenwand schüttelte Alaska Saedelaere den Kopf. »Es besteht keine neurologisch-sensorische oder mentale Verbindung. Normalerweise.«
»Wurde es kürzlich ungewöhnlichen hyperphysikalischen Umweltbedingungen ausgesetzt?«
Alaska musste nicht lange nachdenken. »Allerdings. Sholoubwa ist es gelungen, im Nahroin-System die Hyperimpedanz abzusenken, sodass kurzzeitig der alte, vor der Erhöhung gültige Wert wiederhergestellt wurde.«
»Hat dein Fragment darauf reagiert?«
»Und wie.« Das Cappinfragment hatte stärker denn je geflackert.
Er schilderte die Symptome: ein Brennen, als wolle es ihm das Fleisch vom Schädelknochen schmelzen. Hinter der Maske waren Blitze hervorgeschossen wie lodernde Flammen in allen Farben des Regenbogens.
»Ein mehrdimensionaler Reflex, der von der Veränderung der Naturkonstante hervorgerufen wurde und noch immer nachschwingt«, diagnostizierte die Medostation. »Nach außen hat sich das Fragment beruhigt. Innerlich befindet es sich nach wie vor in Aufruhr.«
»Grund zur Besorgnis?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten. Mir fehlen Vergleichswerte. Ein Fremdkörper, wie er dir appliziert wurde, taucht in den Datenspeichern der SCHRAUBE-B nicht auf.«
»Das dachte ich mir schon. Kannst du vielleicht herausfinden, welchen Ursprung das Cappinfragment hat?«
»Ich verstehe nicht. Wie meinst du das?«
»Handelt es sich zum Beispiel um originales Genmaterial, oder wurde es geklont?«
»Worin bestünde für mich der Unterschied?«
Alaska sah ein, dass er in einer Sackgasse gelandet war. »Du hast ein drittes ›Geschenk‹ erwähnt.«
»Eines von immaterieller Natur, eine Art psionischer Imprint, den ich nur indirekt anzumessen vermag.«
»Im Reich der Harmonie sagt man dazu Escaran. Es handelt sich um den Splitter einer Superintelligenz namens TANEDRAR. Könnte es sein, dass er mit dem Fragment und/oder dem Zellaktivatorchip interagiert?«
»Unwahrscheinlich, doch nicht völlig auszuschließen.«
»Ich hatte das winzige Bruchstück bereits im Verdacht, mich auf einer weitgehend unterbewussten Ebene zu beeinflussen, indem es meine Gefühle verstärkt.«
»Gibt es Indizien dafür?«
»Auf Nahroin, bei der Begegnung mit einem Eingeborenen, empfand ich sowohl Mitleid als auch Zorn in ungekanntem, erschreckendem
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