PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
von euch Gyvien und den anderen Völkern fordert.«
»Ich hatte Phasen der geistigen Desorientierung, ja. Aber dann half mir der Antuu, zurück auf den rechten Weg zu finden.«
»Stell dir einmal vor, bloß des Gedankenexperiments willen, es wäre genau umgekehrt: dass deine kritischen Überlegungen vernünftig, logisch und richtig sind, der Antuu sie aber jedes Mal unterdrückt, wenn sie aufflackern. Weil er nämlich eigenständiges Denken nicht zulassen kann, will er seine Macht nicht gefährden.«
Diese Argumentation, musste Ynirt zugeben, klang nachvollziehbar. Fast als Beweis wertete er, dass er insgeheim fürchtete, jeden Moment würde der Antuu seine neu erwachte Skepsis bemerken und gleich wieder zuschlagen.
Der Fremde erriet Ynirts Gedanken. »Ich könnte dich aus dem mentalen Würgegriff des Schlangenwesens befreien. Dazu müsste ich ihm zuerst den Zugriff auf deinen Kopf versperren. Aber ich mache es nur, wenn du mir zuvor dein Einverständnis gibst.«
»Schneidest du mir dabei etwas weg?«
»Im Gegenteil.« Der Zweibeiner lachte. »Ich trete dir etwas von mir ab. Ein Pulver, eine Art Medizin, ja? Sie wirkt dann nach einiger Zeit gegen die Impulse der Schlange, ähnlich wie ein Schirm gegen Regen.«
»Du musst nicht mit mir reden, als wäre ich ein Kind. – Wird mich dein Pulver manipulieren?«
»Nein. Aber es wird dich vor der Manipulation durch das, was du für den Antuu hältst, bewahren.«
»Willst du etwa unterstellen, er wäre nicht echt?«
»Genau. Sondern ein Popanz, den die wahren Schurken dir vorgaukeln. Die Völker dieser Welt werden seit Langem aufs Gemeinste betrogen.«
Ynirt wurde heiß und kalt. Er ahnte, dass er überaus gefährliches Terrain betreten hatte.
Um harmlosere Gedanken bemüht, stellte er sich den heimatlichen Tswejun vor. Da fielen ihm die in den Stamm geschnitzten Worte seiner seligen Lehrmeisterin Trapc'ett ein: »Betrüger darf man betrügen.«
Das und Ynirts angeborene Neugier gaben den Ausschlag. »Her mit deiner Medizin, schnell!«
*
Nachdem er dem Gyvie die Nanogenten eingeflößt hatte, löste Toufec sein Versprechen ein. Während sie gemessen ausschritten, erzählte er seine eigene Vorgeschichte.
Ynirt zeigte sich erheitert darüber, dass Toufec ebenfalls ein Gauner gewesen war, der unvorsichtige Geldsäcke um ihre Barschaft erleichtert hatte. Räuber und Trickbetrüger, meinte er, gehörten zwar verschiedenen Gilden an, aber sie hatten doch auch recht viel gemeinsam.
Als Pazuzu signalisierte, er könne nun das Risiko eingehen, erklärte Toufec seinem neuen Freund ausführlich, was es mit den wahren Herrschern dieser Welt auf sich hatte und welche neuromanipulative Strategie die Sayporaner anwendeten. »Das mag dir wie Zauberei oder göttliches Wirken erscheinen, aber es ist in Wahrheit ebenso Technik wie deine Prothese, nur viel ausgefeilter.«
Er hielt auch nicht damit hinter dem Berg, dass eines seiner Ziele die Zerstörung der dafür eingesetzten Apparaturen war. Ob ihm dies gelingen würde, stand freilich in den Sternen. Aber was seine Absichten betraf, log er ja nicht: Er wollte das Regime der Sayporaner beenden.
»Auf meine Mithilfe kannst du zählen«, sagte Ynirt wild entschlossen.
*
Die kleinen, durchsichtigen Vögel, die der Zweibeiner ausgesendet hatte, um die Lage zu sondieren, kehrten zurück. Der mit ihnen verwandte Flaschengeist präsentierte die Ergebnisse ihrer Vermessungen.
Demzufolge hatte die schwarze Pyramide, die Ynirt als Zinne der Verklärung kannte, eine quadratische Basis mit 2600 Metern Kantenlänge. Das gewaltige Bauwerk war 1500 Meter hoch und endete in einem Plateau von circa 850 mal 850 Metern.
»Unterhalb des Plateaus«, sagte Toufecs bizarrer Diener, »existiert ein kreisrunder Schacht mit einem Durchmesser von 690 Metern. Seine Tiefe konnten die Nanofalken nicht exakt vermessen. Er reicht aber etwa hundert Meter tiefer als das Bodenniveau der Pyramide.«
Davon hörte Ynirt zum ersten Mal. Allerdings hatte er ja keine der Zinnen je von oben gesehen.
In besagtem Schacht, erläuterte der halbstoffliche Flaschengeist weiter, ruhe senkrecht ein zylindrischer Körper, eine Röhre von 550 Metern Durchmesser. Gewisse Signaturen ließen vermuten, dass dieser Zylinder sich erst seit wenigen Tagen in der Pyramide befand.
Toufec stieß einen schrillen Pfiff aus. »Das muss die Akademie für Logistik sein! Wir haben sie gefunden, und damit, wenn nicht alles täuscht, den Aufenthaltsort von Paichander: Der
Weitere Kostenlose Bücher