PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

ameisenhaft winzige Gestalten eilten unten emsig von hier nach dort. Oben zogen Fluggeräte ihre Bahn über den trüben Himmel.
    Das Leben ging immer weiter, so oder so.
    Toufec hütete sich, das Gespräch zu eröffnen. Längst wusste er, dass der Mann, das mächtige Wesen, dem er sein Leben verdankte, es schätzte, wenn man nicht ungefragt drauflosplauderte.
    Schließlich richtete Delorian, weiterhin bewegungslos wie eine Statue sitzend, das Wort an ihn. »Du bist einverstanden, den bevorstehenden Einsatz zu leiten?«
    »Ja.«
    »Auch wenn er dich zurück nach Druh führt?«
    Abermals bejahte Toufec.
    »Ich habe dich gebeten, dein persönliches Team zusammenzustellen. Hast du darüber nachgedacht?«
    »Hat der Falke einen Schnabel und Schwingen?«
    Delorian lachte leise. »Ich bin wirklich neugierig, ob dir jemals die Spruchweisheiten ausgehen werden. Oder erfindest du sie, wie es dir gefällt?«
    »Selten.«
    »Hm. Wen benennst du – nach reiflicher Überlegung, wie ich hoffe?«
    »Barizza Dooh.«
    »Ah, der Mann mit der Trommel; eine gefestigte Persönlichkeit. Integrität steht ihm über alles. Gute Wahl. Weiter.«
    »Masuka.«
    »Die mit Mahamba, dem Sturmwind, tanzt. Die du gerettet hast, nachdem sie ihren Peinigern entflohen war. Ich beginne, ein Muster zu erkennen. – Wer noch?«
    »Samuel Knox und Madison Clay.«
    »Ha! Fürchtest du, dir könnte langweilig werden?« Delorian wartete keine Antwort ab. »Ebenfalls Sturköpfe durch und durch, alle beide. Aber du hast schon recht. Druh geht an die Substanz, nicht wahr?«
    »Diese Erfahrung habe ich gemacht.«
    »Du setzt auf ausgeprägte Individualisten. Dir ist aber wohl bewusst, dass solche Leute nicht leicht zu führen sind?«
    »Nichts in der Welt ist schwierig; es sind nur unsere Gedanken, welche den Dingen diesen Anschein geben«, zitierte Toufec aus der arabischen Philosophie.
    »Wohl gesprochen. – Wir haben uns für Sechser-Teams entschieden. Ein Mitglied fehlt noch.«
    »Clara Esleve.«
    Delorian nickte nachdenklich. »Ausgerechnet Clara Esleve? Und da spielen keinerlei persönliche Motive mit?«
    »Bist du dir sicher«, gab Toufec zurück, »dass bei deinen Unternehmungen keine persönlichen Motive im Spiel sind?«
     
    *
     
    Via Hyperfunk verabschiedete Reginald Bull den Kommandanten der Flotte, die zusammen mit der TOLBA den Umschwung im Weltenkranz-System bewirken sollte.
    Stariou Jalhay war ein Klotz von Mann, wuchtig, klobig, knapp zwei Meter groß, mit stiernackigem Glatzkopf und Pranken, die wahrscheinlich einen Basketball zwischen zwei Fingern halten konnten. Der nach innen gekehrte, leicht melancholische Gesichtsausdruck und die perfekten Umgangsformen auch und gerade gegenüber Untergebenen passten nicht so recht zum Rest des Erscheinungsbilds. Er hatte jenes Kontingent der Mobilen Einsatzflotte befehligt, von dem nur ein Teil direkt im Solsystem positioniert gewesen war.
    »Du kennst die bei solchen Anlässen üblichen Floskeln zur Genüge«, sagte Bully. »Daher beschränke ich mich auf Hals- und Beinbruch, und kommt einigermaßen heil wieder heim!«
    Jalhay salutierte lässig. »Auch euch die besten Wünsche.«
    »Ein Letztes, Admiral, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Delorian Rhodan ist unser Verbündeter, und wir vertrauen ihm. Punkt. Lass dich trotzdem auf keine Spielchen ein. Er mag Perrys Sohn sein und grundsätzlich gutwillig. Aber er verfolgt seine eigenen Ziele, die sich nicht unbedingt mit unseren decken müssen.«
    »Ich werde ihn, sein Schiff und seine Leute im Auge behalten.«
    »Guten Flug, Admiral!«
     
    *
     
    Auf den Holos seines Arbeitsraums beobachtete Bull, wie die TOLBA und die in ihrem Gefolge fliegende Flotte die um das Solsystem liegende Sextadimblase passierten.
    Sie wurde von 48 gewaltigen, in der Normaloptik bläulich spiegelnden Kristallkugeln erzeugt. Seit dem 28. November 1469 NGZ bildeten diese je 18 Kilometer durchmessenden Objekte entlang eines etwa 16 Milliarden Kilometer durchmessenden Kreises, haargenau auf der Ebene der Ekliptik des Solsystems, die Eckpunkte eines regelmäßigen 48-Ecks.
    Delorian hatte sie herangeschafft, gerade noch rechtzeitig. Die Spiegelkugeln bestanden aus beachtlichen Ansammlungen von Chanda-Kristallen aller Varianten, von Ramol-0 bis zur hochwertigen Gattung Ramol-4, sowie aus programmierbaren Nanomaschinen, die quasi beliebig eingesetzt werden konnten.
    Ursprünglich, hatte Delorian sich zu erläutern bequemt, waren die Kristallkugeln von der negativ-parasitären