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PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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zurückkehren zu können. Aber eine Rakete, mit denen sie mit viel Glück und Wagemut ihren Trabanten erreicht haben, hilft dir dabei nicht weiter.«
    »Gut. Und warum hast du mich jetzt geweckt?«
    »Es geht nicht um die Rakete, sondern um etwas anderes. Um jemand anderen.«
    »Wenn ich Kraft hätte«, sagte ich zu Rico, »würde ich dich packen und durchschütteln, um dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen zu müssen! Sei froh, dass mein Körper noch halb im Tiefschlaf steckt ...«
    Dieses Mal streckte der Roboter die linke Hand aus. Darin hielt er ein flaches Metallplättchen, auf dem ein winziger Speicherkristall lag. Rico fuhr über ein Sensorfeld auf dem Plättchen, und vor seiner Hand formte sich eine frei in der Luft schwebende Holografie.
    Zuerst tanzten nur einige sprühende Funken in der Luft, wie umherwirbelnder Staub, der in einem grellen Sonnenstrahl glänzte. Einen Augenblick später bildeten sich Konturen heraus, eine abenteuerliche, bleistiftförmige Rakete in einem gewaltigen Trägergestell. Die Rakete startete ...
    ... und explodierte.
    Trümmerteile rasten umher und zerschmetterten den Asphalt des Startfelds. Metallteile bohrten sich tief in die Erde, schnitten metertiefe Krater. Ein gezacktes Stück der Außenhülle mit mehreren Metern Durchmesser schmetterte in ein Gebäude, zerfetzte das Dach, rasierte ein ganzes Stockwerk ab. Brände loderten auf, das Trägergestell knickte ein, brach ab und donnerte auf.
    Alles geschah in der Wiedergabe völlig lautlos, geradezu gespenstisch.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Rico schaute mich an, mit ausdruckslosem Gesicht. Er ist ein Roboter, rief ich mir in Erinnerung, und wenn er noch so lebendig wirkt.
    »Was das ist?«, wiederholte er. »Das, Atlan, ist dein Ziel ...«
     
    Eine Stunde später wusste ich mehr und verließ die Tiefschlafkammer. Draußen, in der größeren Kammer, atmete ich auf. Es tat gut, sie wieder zu sehen. Mein Portal in die Welt.
    Ich schaute zum Becken am anderen Ende des Raums, fast dreißig Meter entfernt. Das Tauchboot lag darin und wartete auf uns. Ricos Erklärungen hatten mich überzeugt. In der Tat, ich musste eingreifen. Die Dinge spitzten sich zu, nach all den Jahrtausenden, in denen ich die Entwicklung dieser Art beobachtet und in meinem Sinn beeinflusst hatte.
    Der Mond ... für die Menschheit mochte es ein gewaltiger Schritt sein, für mich nur ein winziges Tapsen in Richtung Arkon. So durfte es nicht weitergehen! Ich rief mir die Bilder der explodierenden Rakete in Erinnerung. Mein Ziel, hatte Rico es genannt.
    »Also los!«, forderte ich meinen Begleiter auf.
    »Bald«, herrschte mich der Roboter an, viel schärfer, als ich es von ihm gewohnt war. »Oh«, sagte er und murmelte eine Entschuldigung. »Ich war abgelenkt. Ehe wir aufbrechen, will ich dir noch einige Eindrücke aus dem Leben auf diesem Planeten vermitteln. Alles hat sich verändert, seit du zum letzten Mal draußen warst. Aber zuerst sollte dich warnen.« Seite an Seite durchquerten wir die Halle. Unsere Schritte hallten in dem weiten Raum. »Das Tauchboot hat gelitten seit der Zeit, als du es zuletzt genutzt hast.«
    »Wie das?«
    Er winkte ab. »Ich musste die Kuppel verlassen und noch einige Dinge regeln, die nach deiner ... Intervention offen geblieben sind.«
    »Du warst allein unterwegs?«
    Rico nickte. »Nicht der Rede wert. Ich konnte die anfallenden Nacharbeiten selbst erledigen und musste dich nicht stören. Du erinnerst dich an deine letzte Mission?«
    Selbstverständlich tat ich das. Es war das Jahr 1962 gewesen, im Oktober. Die Medien hatten das weltpolitische Problem Kubakrise genannt, und die Menschen hätten sich damit fast selbst in den Untergang gerissen. Ich hatte einige unschöne Dinge tun müssen, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Es war noch schwerer als sonst gewesen, hinter den Kulissen lenkend und beschwichtigend einzugreifen. Ich mochte sie ja, die Menschen, aber die meisten waren erbärmliche Dickköpfe, von einem umfassenden Egoismus angetrieben.
    Und damit unterscheiden sie sich ja so sehr von uns Arkoniden, lästerte mein Gedankenbruder. Ein Einwurf, dem ich nicht widersprechen konnte.
    »Seitdem hat es eine rasante technologische Entwicklung in allen Alltagsgebieten gegeben«, erläuterte Rico. »Hin und wieder könnte man den Eindruck gewinnen, die Menschen wären in vielerlei Hinsicht von ihren technischen Errungenschaften abhängig.«
    Er schaute mich mit undeutbarer Mimik an – oder einfach ausdruckslos,

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