PR 2703 – Tod im All
persönliche Nachricht für sie eintraf. Sie kehrte aus ihren Gedanken zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Anzeige. Die Nachricht stammte von Dr. Lhukas Scalsi, dem Nachrichtenkopf zufolge ein Mediker der Khomo-Serenti-Klinik in Terrania.
»Chefwissenschaftlerin«, begrüßte sie der Arzt, ein jung aussehender Mann von höchstens vierzig Jahren, mit schmalen, blassen Zügen und krausem Haar. »Mir wurde gesagt, dass du informiert werden wolltest, sobald es eine Möglichkeit gäbe, mit Tasso Cormac zu sprechen.«
Der Mediker hielt kurz inne, als müsse er sich seine nächsten Worte erst überlegen. Da es sich um eine Aufzeichnung handelte – Sichu hatte jeden Direktruf blockiert, um während ihrer Arbeit nicht ständig von Leuten gestört zu werden, die etwas von ihr wollten –, antwortete sie nicht, sondern wartete einfach ab, was er noch zu sagen hatte.
»Äh, also, ich wollte nur rasch Bescheid geben, dass Tasso Cormac jetzt in gewissen Grenzen für ein Gespräch bereitsteht«, fuhr der Mediker fort. »Du kannst gern vorbeikommen. Ich werde noch vier Stunden hier im Dienst sein. Ich freue mich auf deinen Besuch.«
Elektrisiert beugte Sichu sich in ihrem Kontursitz nach vorne. »Das ist ja ausnahmsweise mal eine gute Neuigkeit«, sagte sie zu sich selbst. Wie es aussah, war der einzige Überlebende der Katastrophe erwacht!
Ihr war bewusst, dass sie nicht zu viel erwarten durfte. Tasso Cormac war nur ein Mann. Vielleicht hatte er gar nichts mitbekommen. Womöglich aber doch. Er hatte als Waffenleitoffizier auf der HILDEGARD VON BINGEN gedient, und wenn ein Schiff vor seiner Zerstörung Zeit gehabt haben dürfte, Daten zu sammeln, dann eine LFT-BOX.
Es war eine Chance, eine kleine zwar, aber immerhin!
Einen Moment lang war Sichu versucht, Lhukas Scalsi zurückzurufen. Doch stattdessen erhob sie sich mit einem Ruck von ihrem Platz. Warum Zeit verschwenden? Sie würde lieber gleich zur Klinik hinüberfahren und schauen, was sie dort in Erfahrung bringen konnte.
2.
23. Juni 1514 NGZ, 18.35 Uhr
KRUSENSTERN, über Luna
»Rhodan! Willkommen an Bord der KRUSENSTERN!«
Mit einem einnehmenden Lächeln betrat Viccor Bughassidow den Raum hinter der Schleusenkammer, durch die Perry Rhodan an Bord des umgebauten Fragmentraumers gekommen war.
Normalerweise strahlte ein solcher Ort, an dem man sich seines Raumanzugs entledigte, ausgesuchte Nüchternheit aus. In diesem Fall allerdings fühlte sich Rhodan an die Umkleidekabine eines russischen Bades erinnert. Die Türen zu den Alkoven, in denen die Anzüge hingen, wiesen bronzefarbene Verzierungen auf. Und Wände und Decke waren mit weißen Stuckarbeiten geschmückt.
Das Ganze wirkte ein wenig exzentrisch. Aber Rhodan wusste von seinem früheren Besuch an Bord, dass die gesamte Privatyacht des Multimilliardärs und Hobby-Astroarchäologen Bughassidow einen sehr eigenwilligen Stil besaß.
Privatyacht ...
Schon diese Bezeichnung war für den gigantischen Würfel mit 2500 Metern Kantenlänge, auf dessen Oberseite eine überdimensionale Nachbildung der Moskauer Basilius-Kathedrale thronte, recht eigenwillig. Aber Bughassidow hatte Geld, und das nicht zu knapp. Das gestattete ihm gewisse Freiheiten.
»Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns so bald wiedersehen«, gestand der Milliardär. »Du siehst mich ziemlich überrascht. Als wir deinen Funkspruch mitten aus einem Kampfgebiet bekamen, dachte ich, ich hätte mich verhört.«
»Ich habe ein paar unerfreuliche Tage auf Luna hinter mir, die in einer ziemlich spektakulären Flucht gipfelten«, antwortete Rhodan lakonisch. Er dachte an den Huckepackritt auf der Außenhülle der PYTUU, ein Erlebnis, das er nicht unbedingt wiederholen wollte.
Erstaunt hob Bughassidow die Augenbrauen. »Luna? Du warst hinter dem Repulsor-Wall?«
Rhodan nickte. »Es handelte sich um eine geheime Operation. Wir wollten uns ein Bild von der Lage dort machen.« Was er dort alles erlebt und erfahren hatte, konnte er noch immer kaum fassen. Luna hatte im Transit aus dem Neuroversum mehr als fünfzig Jahre mehr gebraucht, als im Rest der Galaxis verstrichen waren. Während dieser Zeitspanne trafen die Mondbewohner auf die Onryonen und gerieten schleichend unter deren Joch. Aber nun war der falsche Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen.
»Ich erzähle dir alles später ausführlicher«, sagte Rhodan. »Jedenfalls machen es die Umstände nötig, dass ich mir bei meiner Flucht von Freunden helfen lasse, mit denen meine Feinde
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