PR 2703 – Tod im All
Vollmacht. Aus derselben Vollmacht heraus verkünde ich hiermit, dass heute der erste Tag sein soll des ersten Jahres des Atopischen Tribunals in der Galaxis Milchstraße. Dies ist ein Grund zu feiern. Die Tage des Unrechts sind vorüber. Die Milchstraße hat unendliche Jahrhunderte des Leids durchlebt und sich damit redlich, sehr redlich, einen Anspruch auf Gerechtigkeit erwirkt. Dies wird nun geschehen, denn es ist höchste Zeit! Als meine erste Amtshandlung untersage ich deswegen ab sofort jegliche Flottenbewegung im Solsystem. Es hat genug Krieg gegeben.
Kommen wir ohne Zeitverschwendung zu meiner zweiten Amtshandlung: Ich fordere hiermit die sofortige Überstellung der Hauptangeklagten an das Tribunal. Es handelt sich dabei namentlich um den Terraner Perry Rhodan sowie um den Arkoniden Gaumarol da Bostich!«
Drei Tage hatte der Onryone den Behörden Zeit gegeben, Rhodan auszuliefern. Danach, so hatte er angedroht, würde er als richterlicher Bevollmächtigter »geeignete Maßnahmen« ergreifen. Was er sich darunter vorstellte, hatte er nicht gesagt.
Das Absurde an der Situation war, dass dieses ominöse Atopische Tribunal Rhodan insbesondere eines Verbrechens anklagte, das er noch gar nicht begangen hatte! Irgendwann in der Zukunft sollte er »die Ekpyrosis von GA-yomaad« auslösen.
Niemand hatte auch nur eine Vorstellung davon, was es damit auf sich haben sollte. Genneryc zufolge handelte es sich um ein Verbrechen, das so schwerwiegend sein würde, dass der Rat der Richter beschlossen habe, ihm zuvorzukommen. Eine Aussicht, die niemanden auf Terra sonderlich glücklich stimmte.
Mittlerweile war die Frist verstrichen. Natürlich war Rhodan nicht übergeben worden. Niemand von den Verantwortlichen auf Terra und in der LFT war bereit, einfach irgendwelchen Forderungen von selbst ernannten Despoten nachzugeben.
Im Kristallimperium und im Neuen Galaktikum überhaupt schien man das ähnlich zu sehen. Sichu hatte keinen genauen Überblick, wie es gegenwärtig im Rest der Milchstraße aussah, aber wenn Imperator Bostich I. an die Onryonen ausgeliefert worden wäre, hätte sie das sicher mitbekommen.
Aber wer sollte Bostich auch ausliefern?, dachte Sichu zynisch. Er ist einer der mächtigsten Männer der Galaxis.
Ein schlimmer Gedanke regte sich einmal mehr in ihrem Kopf – und sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die sich auf Terra derzeit davor fürchtete. Es wird Krieg geben. Wenn uns nicht schnell irgendeine Lösung für dieses Problem einfällt, wird es Krieg geben. Schon wieder.
Rhodan mochte ein Mann sein, der immer erst mal nach anderen Lösungen suchte. Nicht zuletzt, um mehr über das Technogeflecht und die Onryonen herauszubekommen – und damit vielleicht eine Basis für Verständigung zu etablieren –, hatte er sich mit der STARDIVER nach Luna begeben.
Imperator Bostich I. dagegen war jemand, der dazu neigte, auf Herausforderungen mit Härte zu reagieren. Vor gut 250 Jahren hatte der Zellaktivatorträger seine Zeit auf dem Thron als machtloser »Marionettenimperator« der Kristallkamarilla, eines Zirkels arkonidischer Hochadliger bei Hofe, begonnen. Erst Jahrzehnte später war es ihm gelungen, sich von den Königsmachern zu befreien. Seitdem hatte er sich geschworen, sich nie wieder von anderen so demütigen oder kontrollieren zu lassen.
Sichu lehnte sich in ihrem Kontursitz zurück und rieb sich die Augen. Vielleicht hätte das jemand den Onryonen sagen sollen, bevor sie ihn einen Schwerverbrecher nannten.
Nun jedenfalls waren die Fremden wieder am Zug. Die Augen der Terraner richteten sich sorgenvoll zum Himmel. Jedermann erwartete die von Genneryc angedrohten »geeigneten Maßnahmen«.
Noch war nicht viel geschehen. Die LFT-Wachflotte hatte auf Luna einige Hektik verzeichnet. Möglicherweise war dies Perry Rhodans Treiben auf dem Trabanten geschuldet, der sich dort in einer streng geheimen Mission aufhielt. Vorhin hatte Sichu im SIN-TC den Bericht über einen Schlagabtausch zwischen onryonischen Einheiten und der Flotte gesehen, der aber der Meinung aller Experten nach nicht mehr als ein gegenseitiges Schaulaufen gewesen war, ein Testen der Fähigkeiten und Technologien des Gegners.
Wenn das alles war, wozu Genneryc und seine Leute imstande waren, hatten sie den Mund deutlich zu voll genommen, als sie sich mit Terra, der LFT, ja dem ganzen Galaktikum angelegt hatten. Doch irgendwie bezweifelte Sichu, dass es so leicht werden würde.
Einer der Holoschirme vor ihr blinkte, als eine
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