PR Action 19 Die Gläsernen Kinder
Ekhoniden so vordergründig verband.
Diese drei Impulse nahm Betty noch auf, ehe die Übelkeit sie mit einem Mal übermannte. Ihre Knie versagten, und sie brach zusammen.
Und ihre Welt wurde stumm.
Ein Schatten verdunkelte im selben Moment den Himmel. Nirgends war mehr direktes Sonnenlicht zu sehen. Stattdessen schien ein steinerner, riesiger Koloss den gesamten Himmel zu verdecken.
Betty hörte, wie sich die Ultima erbrach, sah, wie Liarr die zitternden Hände an die Schläfen presste, wie sich die Augen weiteten und ein dünner Blutfaden aus der Nase rann.
Im nächsten Augenblick brach Tanisha zusammen. Damit hatte wohl auch der Opulu nicht gerechnet. »Nein«, kam es gequält aus dem Mund des Mädchens, und Betty hörte trotz des Ausfalls ihrer Fähigkeiten schon seit Sekunden ...
*
Ich existiere. Bin nicht nur Stein. Nicht nur der Traum eines kalten Schattens, die Erinnerung an etwas, das einst lebte.
Jemand sucht nach mir. Ich höre Bettys Gedanken, sie leuchten in der Schwärze, strahlen im kalten Eis, sind biologisch im kristallinen Leben, das mich umgibt. Dieses Licht. Diese Wärme. Diese Liebe. Sie sind wie Anker in dem Leben des Opulu, das mich umgibt, aber nicht tötet, obwohl es das hätte tun können. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, mein Bewusstsein für immer auszulöschen und es in tausend Fetzen zu reißen.
Betty fürchtet die Opulu, ebenso wie Liarr, und vor allem die Ultima hält die Monde für böse, für verdorben und zerstörerisch. Doch obwohl die Opulu Zerstörung und Qual bringen, sind sie nicht böse. Das ist nicht die Natur ihres Seins. Sie sind nur ... anders.
Sie verstehen nicht. Genau wie Liarr nicht in der Lage ist, sie zu verstehen. Ich jedoch begreife immer mehr.
Aus dem kantigen, kalten Stein schiebt sich eine eigene Welt, voller Größe, fremdartiger Schönheit und Erhabenheit. Das Wesen hasst mich nicht. Hasst nicht die Ekhoniden.
Es fürchtet sie. Fürchtet jeden einzelnen Biologischen, weil es sie nicht verstehen kann. Der erste Biologische, dessen Geist Kontakt mit einem Opulu aufnahm, war Lok-Aurazin. Ein denkbar schlechtes Beispiel, denn dieser Lok-Aurazin gewann Gewalt über den alten und schwachen Opulu und schickte ihn nach Tarkalon.
Dann fand der Hellquarz mich und konnte mich erkennen, meinen Leib übernehmen, zum ersten Mal in Jahrmillionen verstehen, was biologisches Leben ist.
Warum ausgerechnet ich?
Warum?
Und warum seitdem so viele andere,
so viele gläserne Kinder, die sich über den ganzen Planeten verteilen, um ... ja, um was zu tun? Diese Pläne sind mir verborgen, lauern hinter einem dunklen Wall.
Obwohl ich immerhin teilweise verstehe, muss ich Widerstand leisten. Die Mauer durchbrechen, die sich um mich gelegt hat.
Eine Chance ist plötzlich da, als der Opulu über uns steht. Der Hellquarz in meiner Stirn ist in ihm gereift, ist sein eigenes Baby, ist von seiner Substanz.
Betty bricht zusammen unter der Todesstrahlung.
Liarr ebenso.
Und mit ihnen Tausende und Abertausende ringsum. Manche sterben: Schwache, Alte und Kranke. Und die ganz Kleinen.
Es will mich zerreißen, als ich ihre letzten Atemzüge spüre, Opfer eines Missverständnisses und eines irrsinnigen Rachefeldzugs.
Nur ich stehe noch. Aber nicht mehr lange, denn ich werde die Möglichkeit ergreifen, die sich mir bietet. Der Hellquarz und der Bewusstseinssplitter des Opulu schützen meinen Körper vor der Strahlung, wie auch immer das genau vor sich gehen mag.
Ich sehe eine wabernde immaterielle Schicht, die um meinen Körper liegt. Sie schützt mich, und sie wurzelt im Hellquarz, aber auch in meinem Geist. Ich kann sie kontrollieren. Sie sprengen und zerstören.
Das ist es, was ich tun muss, und es geschieht...
... JETZT.
Der Hellquarz steht in Flammen und rebelliert.
Der Schmerz ist mörderisch.
Mein Körper zuckt unter der Wucht der jäh auftreffenden Todesstrahlung. Ich glaube, jede einzelne Zelle müsse explodieren.
Meine Glieder versagen. Die Umgebung verschwimmt. Alles dreht sich. Ich schlage auf.
»Nein«, sagt der Opulu aus meinem Mund, und ...
*
... und Betty hörte trotz des Ausfalls ihrer Fähigkeiten schon seit Sekunden Tanishas eigene Gedanken und verstand, was sich vor ihren Augen abspielte.
Gut so, dachte sie. Wehr dich. Auch wenn es noch so sehr schmerzte. Es war der einzige Weg.
»Du darfst nicht vergehen«, sagte Ta-nisha, und es war klar, dass sie damit in gewisser Weise sich selbst meinte. Der Opulu in ihr sprach über ihren Körper. Er wollte
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