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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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schwarzem Garn zusätzliche Quernähte aufgesetzt. Frankensteins-Monster-Nähte. Es war kein Garn aus der Chirurgie, und so suppen die Wundkanäle und tun weh.
    Heute ist ihm klar, das Setzen der Nähte war ein Hilfeschrei.
    Ein Hilfeschrei des Doktor Mimo Serleach an sich selbst.
    Und nun bitte den Oberkörper frei machen , denkt er. Und tut es. Für einen Augenblick überlegt er, ob er auch seine grauen Boxershorts ausziehen soll. Dann entscheidet er sich dagegen. Das muss reichen so. Er ist ja kein Atto.
    Er verstaut Mütze, Sonnenbrille und Oberhemd in der Tasche, macht sie zu, hängt sie wieder über den Lenker. Dann schaufelt er mit den Fingern eine ordentliche Portion der pastösen weißen Farbe aus dem Tiegel und fängt an, sich damit einzureihen.
    Als er mit beiden Händen immer wieder über die knubbelige Naht am linken Oberschenkel reibt, über die groben, losen schwarzen Fäden, steigen ihm wieder Tränen in die Augen.
    Es tut mir Leid , denkt er.
    Als er seinen dicken, prallen Bauch damit einreibt und Muster in die Schamhaare streicht, die ihm bis auf den Bauchnabel hinaufwuchern, wo sie sich mit den letzten Ausläufern seiner Brustbehaarung treffen, muss er schlucken.
    Er räuspert sich.
    »Ich wollte das nicht«, bringt er hervor. »Ich wollte das doch nicht.« Und kann sich nur noch an den Baumstamm lehnen und in seine Armbeuge weinen. »Ich hab das doch nicht gewollt, ShouKi.«
    Irgendwann, während es aus ihm weint und weint, liegt plötzlich eine warme Hand zwischen seinen Schulterblättern.
    Als Mimo schließlich zu weinen aufhört, dreht er sich nicht um. »Danke«, sagt er nur und holt Luft und wartet, bis die Hand sich von der Stelle zwischen den Schulterblättern löst, bis er weiß, woher auch immer, dass die Person, die ihm den Rücken gestärkt hat, wieder in der Menge verschwunden ist.
    Er schraubt den Tiegel zu und legt ihn in die Arzttasche am Lenker, die dadurch weiße Flecken bekommt. Holt die drei Dosen heraus, die er heute Morgen an kurzen Schnüren befestigt hat, und hängt sie sich um den Hals.
    Dann schlüpft er wieder in seine Badelatschen und schwingt sich, etwas wackeliger diesmal, auf das Fahrrad. Die leeren, blanken Dosen schlagen ihm gegen den Bauch, während er ungleichmäßig an Fahrt gewinnt.
    Wenn Mimo später an diese Fahrt zurückdenkt, wird er sich immer fragen, wie er sie eigentlich hat überleben können. Er scheint die gesamte Straßenbreite zu brauchen, um nicht hinzufallen. Ab und zu schließt er die Augen, weil ihn die Sonne zu sehr blendet. Und wenn er sich nicht anstrengt, ist sein Blick verschwommen. Da sind Schatten, Umrisse von Leuten. Da kommen Formen auf ihn zu und an ihm vorbei gestürzt, schlagen ihn mit der Luftwelle, die sie vor sich herschieben. Aber irgendwie schafft Mimo es. Irgendwie fährt er immer weiter, immer weiter.
    Und irgendwie fährt er im Kreis.
    Er will zum Interplanetaren Gerichtshof, zum Planetar-Anwalt Strawl. Aber er verirrt sich fürchterlich. Als er endlich an einer Kreuzung wieder einen Straßennamen kennt und weiß, wo er sich befindet, ist er keine zwei Ecken von ShouKis Witwen entfernt. Er orientiert sich und schlägt die Richtung zum Gerichtshof ein.
    Und landet wieder in der Nähe der Wohnung der Witwen.
    Na schön , denkt Mimo und biegt in die Straße ein. Ihn durchläuft ein Beben. Er hat den Eindruck zu fiebern.
    Ich hob das Zeug doch gar nicht genommen , denkt er. Oder hab ich?
    Vage meint er sich zu erinnern, wie er auf einer Brücke gestanden und die braune Flasche in den Fluss unten geleert und dann in hohem Bogen ins Wasser geworfen hat. Und hat er nicht seine Arzttasche hinterhergeworfen?
    Nein, die hängt noch am Lenker.
    Der Blick nach unten erweist sich als fatal. Auf einmal schlägt ihm etwas gegen das Vorderrad, und er sieht eine Kante, eine Bordsteinkante, und dann fliegt er über die Lenkstange und reißt sich den rechten großen Zeh an der Displayhalterung auf und landet in einem Gebüsch, dessen weiche, rutenartige Zweige ihn vor dem Schlimmsten bewahren.
    Das ist ein Notfall , denkt er. Meine Tasche. Ich muss da hin. Ich werde gebraucht.
    Er nestelt sie von dem verdrehten Lenker und sieht sich um und findet seinen rechten Badelatschen und klemmt ihn sich unter den Arm und schlurft weiter.
    Schlapp, patsch, schlapp, patsch, machen seine Füße auf dem nackten, roten Erdboden.
    Und der Erdboden fängt an zu rollen, rollt immer schneller unter ihm weg, immer schneller, und kippt auf einmal hoch und schlägt

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