PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
speziellen Lichtquellen zu geben. Es war die gesamte Fläche der Innenwände, die strahlte.
Plötzlich nahm Acyton-Tats Bewegungen hinter den Fenstern in den beiden oberen Stockwerken des Gebäudes wahr. »Wartet!«, rief er Golf und Lena zu. Sie standen schon zu nah an dem Tor, um noch eine gute Sicht zu haben.
Der schlaksige Ara glaubte, seinen Sinnen nicht zu trauen. Aus den Fenstern blickten Augen. Hunderte von Augen.
Acyton-Tats überspielte seinen Begleitern die Aufnahmen seiner Helmkamera. Die Augen glichen denen auf der Planetenoberfläche -menschenähnlich und doch eigenartig fremd. Auch sie saßen auf Stielen, ohne dass sich erkennen ließ, ob es Zweige waren. Acyton-Tats rätselte nicht lange darüber, wie in dieser sterilen Unterwelt etwas wachsen konnte oder ob es sich gar um Topfpflanzen handelte. Es gab ja so viele Ungereimtheiten auf dieser Welt. Und allmählich begann der Ara sogar an seinem Verstand zu verzweifeln. Vielleicht war alles nur ein Traum?
Doch die Schmerzen in seinen Muskeln und Gelenken fühlten sich unangenehm real an. Um irgendetwas zu tun, winkte er zu den Augen hinauf. Es kam ihm grotesk vor, aber vielleicht verstanden sie ja diese Geste. Sie starrten freilich nur bewegungslos zu ihm herab.
»Das schauen wir uns genauer an«, ächzte Golf. Sein Ehrgeiz war stärker als die Krankheitssymptome. »Wir müssen uns zusammenreißen. So viel Kraft werden wir doch noch aufbringen!«
Acyton-Tats ließ sich von der Medo-Einheit einen überdosierten Cocktail an Aufputschmitteln ins Blut spritzen, der ihm normalerweise zwei Tage lang den Schlaf rauben müsste; und doch spürte er, wie die bleierne Müdigkeit zunahm. Lange würde er sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Mit schweren Schritten schloss er zu Golf und Lena auf.
»Wir gehen gemeinsam hinein«, entschied der Expeditionsleiter. »Ich habe das Gefühl, dass wir dicht vor der Lösung des Rätsels ste-hen, das uns diese Welt aufgibt.«
Lena nickte. Ihr Haar war jetzt weißblond. Acyton-Tats konnte nicht sagen, ob das an dem gleißenden Licht des Gebäudes lag, oder an ihrer Stimmung. Er hatte nicht viel für terranische Extravaganzen übrig, aber diese modernen Frisuren mit den chamäleonartig wechselnden Farben gefielen ihm. Vielleicht, weil er selbst nur ein paar armselige, schlohweiße Strähnen über den Ohren hatte - und das war schon viel, denn die meisten Aras waren vollkommen kahlköpfig.
Vorsichtig gingen die Exploratoren durch das Achtecktor ins Licht hinein. Wenigstens ließ Golf seinen Desintegrator stecken. Krampfhaft hielt er aber den Analysator umklammert.
Der Boden, die Decke und Wände der Halle leuchteten so hell, dass die Exploratoren geblendet die Augen zusammenkniffen und eine Weile brauchten, um sich anzupassen. Doch die drei Statuen auf dem Podest inmitten des weiten, achteckigen Raums waren jetzt nicht mehr zu übersehen. Wie schon ihre Vorgänger strahlten sie kein Licht aus. Sie kehrten den Exploratoren den Rücken zu. Aber auch so ließ sich auf den ersten Blick erkennen, dass sie keine schematisch modellierten Menschen zeigten, sondern äußerst realistische Nachbildungen. Selbst die Haare fehlten nicht. Nur die gleichförmige Farblosigkeit wirkte befremdlich.
»Es ist nicht zu glauben«, entfuhr es Golf. »Ich habe mich draußen schon gewundert, dass die drei Statuen, die wir zuletzt sahen, ungefähr unsere Körpergröße hatten. Bei diesen hier stimmt es aber auf den Zentimeter genau!«
»Was bedeutet das?«, fragte Lena leise. Aufgrund der weiter zunehmenden Muskelschmerzen konnte sie nur mühsam um die drei nackten Figuren herumgehen. Nun stand sie vor ihnen - und vor der Antwort auf ihre Frage:
Die Statuen waren nicht einfach bloß Modelle von Menschen.
Sie sahen genauso aus wie Lena Payn, Golf Dakron und Acyton-Tats.
Und in diesem Moment öffneten sie ihre Augen.
Entsetzt blickte Lena in ihr Ebenbild. Das Gesicht vor ihr war maskenhaft starr, aber es schaute sie unverwandt an. Aus Augen wie im Augenwald auf der Planetenoberfläche, und wie jene Augen, die Acyton-Tats hinter den Fenstern in den Stockwerken über ihnen gesehen hatte.
Lena wusste nicht, was sie tun sollte. Und sie fühlte, dass sie auch gar nichts mehr tun konnte. Ihre Beine waren schwer und steif geworden. Wie festgewachsen stand sie in der Halle. Ächzend traten Golf und Acyton-Tats zu ihr. Auch ihre Gesichter zeigten den ungläubigen Schrecken.
Gedanken wirbelten in ihren Köpfen. Woher kamen diese
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