PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Aufzeichnungsgerät ab und musterte den dunkelhaarigen, schlanken, unscheinbaren Mittvierziger, der seinen Blick fast treuherzig aus tiefen blauen Augen erwiderte.
»Eine lange, nette Geschichte, aber keine Antwort auf unsere Frage«, sagte Guider und lehnte sich zurück. Seine Uniformjacke war offen; das Hemd spannte sich über seinen wohlgenährten Bauch. Er strich die schütteren Haare nach hinten, eine regelmäßige unbewusste Geste, bevor er zum Angriff überging. Walbrun Guider wirkte nicht weniger unscheinbar als sein Gegenüber, doch er war nicht zu unterschätzen. Einmal in einen Fall verbissen, ließ er so lange nicht locker, bis der Beschuldigte geständig war.
Allerdings war auch Dabon Jesm ein hartgesottener Kerl, darüber machte Guider sich keine Illusionen. Der Mann war aalglatt und dem Gesetz bisher jedes Mal durch die Fänge geschlüpft, weil es nie stichhaltige Beweise geben ihn gab. Guider hegte keinen Zweifel daran, dass Jesm ein professioneller Industriespion war. Vielleicht hatte er tatsächlich einst für die LFT gearbeitet; das würden sie wohl nie herausfinden. Jesm hatte seine Vergangenheit sehr gründlich gelöscht. Er war absoluter Profi - wer weiß, wie lange schon.
Worauf es Guider jedoch ankam, waren die Leute, für die Jesm tätig war. Er besaß zu viele Mittel, um seine Dienste nur an den Meistbietenden zu verkaufen. Außerdem trat er ungeniert öffentlich auf, wenngleich unter verschiedenen Namen. Aber er machte nie ein Geheimnis aus seinem Aufenthaltsort, bezahlte sogar brav Steuern an seinem gemeldeten Hauptwohnsitz auf Terra, und gab als Berufsbezeichnung »freier Handelsvertreter« an. Er tätigte ausreichend legale Geschäfte, die seine Reisen zu bedeutenden Industrieplaneten rechtfertigten, und er kannte viele Leute in hohen Positionen. Und das war das Einzige, womit man ihn bisher belangen könnte - er war ein Hochstapler. Aber nur, wenn er diesbezüglich angezeigt würde, und das hatte bis jetzt keiner in hoher Position getan, um sich nicht zu blamieren, einem Betrüger aufgesessen zu sein. Aber diesmal hatte Jesm sich den Aarus gegenüber als Emissär der LFT ausgegeben, weswegen diese sicher noch Anzeige erstatten würden; das wäre wenigstens ein nachgewiesener Anklagepunkt.
Der zweite Punkt, der Diebstahl der Daten, stand leider auf tönernen Füßen. Auch wenn Jesm ihn so unverfroren gestanden hatte. Aber das war keine Dummheit, sondern Taktik, dessen war Guider sich sicher. Immerhin musste er zwangsläufig als der einzige Verdächtige gelten, nachdem eine Manipulation am System vorgenommen worden war, während er Gast bei den Aarus war - vor allem wenn im Protokoll genau die Daten angezeigt wurden, die ihm zuvor präsentiert worden waren.
Also hatte Jesm sich wohl entschlossen, sich nicht unwissend zu stellen, sondern gleich vorzupreschen, um sich einen harmloseren Anschein zu geben - als habe er das zum ersten Mal getan, und auch noch dilettantisch. Sicherlich hatte er sich bereits ausgerechnet, wie lange er sitzen musste, falls er verurteilt würde, und es gegen das Risiko abgewogen, bei Nicht-Geständnis zwar mangels Beweisen freigelassen zu werden, aber von da an unter dauernder Beobachtung zu stehen. Solange Jesm nicht überführt war, konnte Guider das durchboxen. War Jesm jedoch verurteilt und nach Ableistung der Strafe wieder frei, würden keine Steuergelder zur Überwachung mehr für ihn aufgebracht, und er könnte ungehindert weiter Industriespionage betreiben. Der Mann war raffiniert, zugegeben. Er tat so, als habe er seine Niederlage erkannt und eingesehen. Weil er ein im Grunde netter Kerl war, dem man nicht wirklich böse sein konnte.
Dreist, aber gut.
Guider presste wütend die Lippen zu dünnen Strichen aufeinander.
Dabon Jesm blinzelte. »Frage? Oh«, machte er erstaunt. »Dann habe ich die Frage wohl nicht richtig verstanden.«
»Wo sind die Pläne?«
»Welche Pläne?«
»Die du deiner Aussage nach von den Aarus gestohlen hast. Soll ich die Aufzeichnung wiederholen?«
»Ach so!« Dabon Jesm hob verlegen lachend die Hände. »Ich bitte um Verzeihung. Hier habe ich wohl ein wenig übertrieben, weil ich mich schäme zuzugeben, dass ich. nun ja, ungeschickt gewesen bin. Oder hereingelegt wurde, wer weiß! Ich will natürlich niemanden beschuldigen, denn schließlich hat mich keiner gezwungen, bei den Aarus herumzuspionieren, nicht wahr? Ihr könnte mich gern durchsuchen, und alle meine Sachen - außer einem wertlosen Speicherkristall werdet ihr
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