Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Buch
    Bebend hielt Wodar Lengros XII inne. Dass sein Vorhaben nicht einfach sein würde, hatte er gewusst, aber dass ausgerechnet in diesen letzten Minuten seine Nerven rebellierten, entsetzte ihn.
    Die Hand mit dem Lasercutter zitterte. Wenn er das Gerät jetzt auslöste, würde er die Sensorfäden womöglich fehlerhaft durchtrennen und damit Alarm auslösen. Wodar zwang sich, wieder ruhiger zu atmen, ganz so, als stünde er vor einem einfachen Wartungstest und nicht vor dem Diebstahl, der sein Leben verändern sollte.
    Noch hatte die Strahlensperre des Isolierfachs Bestand, und die Zeit wurde knapp. Wodar hob den Lasercutter. sein Zittern hielt an. Aber es gab für ihn kein Zurück mehr. Der Wodar Lengros XII, den viele an Bord für einen verschrobenen Eigenbrötler hielten -ganz zu schweigen davon, dass er als Terraner ohnehin nicht jedermanns Freund war -, dieser Wodar würde unweigerlich sterben. Den Vorgang als solchen konnte er nicht mehr aufhalten.
    Wodar biss sich die Unterlippe blutig, bis ihn der Schmerz aus den selbstzerstörerischen Gedanken riss. Erneut löste er das Schneidegerät aus. Einer der letzten Sensorfäden, der mit dem bloßen Auge nicht einmal wahrzunehmen gewesen wäre, wurde von dem winzigen Energiestoß durchtrennt. Beide Hälften rollten sich gedankenschnell auf.
    Wodar Lengros XII blinzelte, weil ihm der Schweiß in den Augen brannte. Mit dem Handrücken wollte er sich über die Stirn wischen und hielt gerade noch inne, bevor er den winzigen Projektor abriss, der über seiner Nasenwurzel klebte. Nur das schwache energetische Filterfeld verschaffte ihm überhaupt die Möglichkeit, die Sperre wahrzunehmen.
    Wodar durchtrennte den vorletzten Faden und »tötete« damit die nächste Modulgruppe der Sperrschaltung. Ein gehetzter Blick auf die Zeitanzeige seines Armbands verriet ihm, dass höchstens 90 Sekunden blieben, bis der Alarm sein Schicksal besiegelte.
    Vor wenig mehr als fünf Minuten war er in den kleinen Raum für »besondere Fracht« auf dem Hauptdeck der BLUE MOON eingedrungen. Wodar wusste nur zu gut, dass das erste Besatzungsmitglied, das die Zentrale verließ, seine Anwesenheit bemerken musste. Allerdings machte er sich darüber die wenigsten Gedanken.
    Seit Jahren hatte er auf diesen Tag hingearbeitet. An Bord des Seelenverkäufers waren das verdammt lange Jahre gewesen, zumal die Sündenregister einzelner Besatzungsmitglieder länger ausfielen als die Eintragungen im Logbuch. Die Crew bestand aus Tramps und gestrauchelten Prospektoren ebenso wie aus Datenpiraten und Ho-walgoniumfälschern, denen der Boden auf vielen Welten zu heiß geworden war. Wodar wollte die schmutzigen Einzelheiten gar nicht wissen - weil er selbst froh gewesen war, dass ihn niemand nach seinen Gründen gefragt hatte, damals, als er aus dem Solsystem geflohen war. Einer Menge Leute schuldete er viel Geld. Sie hatten es ihm für die vermeintlichen Schürfrechte in der galaktischen Eastside gegeben. Freiwillig natürlich, und das Verlustrisiko war ihnen bekannt gewesen, wenngleich sie vor Gericht das Gegenteil behauptet hatten.
    Die verfluchte Sensorsperre war hartnäckiger als befürchtet. Aber Wodar kannte sich damit aus. Ihm kam zugute, dass er fast zwei Jahre für einen hoch angesehenen Sicherheitsdienst in Terrania tätig gewesen war. Seine Karriere hatte vielversprechend angefangen, aber dann war er wegen Unregelmäßigkeiten gefeuert worden. Obwohl ihm nicht das geringste Vergehen nachzuweisen gewesen war. Ein Skandal. Leider war er mit dieser Definition überall auf taube Ohren gestoßen.
    Verärgert hatte er sich auf die Venus zurückgezogen, danach in die Einsamkeit eines Saturnmonds, und dort hatte Wodar Lengros XII seine Bestimmung erkannt, Großes zu vollbringen. Aber was galt der Prophet schon in seiner Heimat? Nichts. Die Masche mit den Bodenschätzen im Bluesgebiet hatte plötzlich niemanden mehr interessiert. Also war Wodar in die Milchstraße untergetaucht, bis ihn ein fetter Springer aus Raumnot aufgefischt hatte.
    Von dem Rotbart hatte er in der Folgezeit mehr gelernt, als diesem lieb gewesen sein konnte.
    Mit einem ärgerlichen Kopfschütteln wischte Wodar seine Überlegungen beiseite. Sie behinderten ihn.
    Schon das Wissen, dass er wie geplant in zwei Minuten sterben würde, erfüllte ihn mit wachsender Anspannung. Er hatte alles exakt vorbereitet. Jeder, der den Vorfall anschließend analysierte, würde unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass die vergammelte Technik der BLUE MOON

Weitere Kostenlose Bücher