PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Fels unaufhörlich. Rhodan taxierte einige massive Blöcke. Sie waren keine bloße Vision wie alles andere, sondern graues, totes Gestein. Der Terranische Resident tastete über einen dieser Blöcke hinweg, glaubte kristalline Strukturen zu erfühlen.
. und erschauderte zugleich.
Ohne es zu wollen, zog er die Hand ruckartig zurück. Was er eben berührt hatte, was sich tot und kühl anfasste, war das Grab von Millionen Intelligenzen. Zumindest ein winziges Fragment davon, ein Bruchstück des Mobys. Rhodan zweifelte nicht daran, dass es sich um einen der Brocken handelte, die bei der Ausbildung der Maul-partie abgesprengt worden waren. Der Ara hatte sie einfangen lassen und zur Untersuchung in seine Kabine gebracht.
Ein eisiger Schauder lief Rhodans Rücken hinab. Entgeistert starrte er seine Hand an. Nein, das Ara-Toxin war nicht mehr aktiv, es hatte seine Energie mit der Umwandlung des Planeten in anorganische Materie verbraucht. Glaubte er. Aber wie oft hatte er sich schon geirrt?
»Pron Dockt, wo steckst du?« Julians Stimme klang ungeduldig und hörbar gereizt. Gleichzeitig fasste er Rhodan an der Schulter und machte eine unwillige, alles einbeziehende Geste. »Du hast von Schubert gesprochen, Perry. Was hat das hier noch mit einem Streichquintett zu tun?«
»Da capo senza repetizione«, antwortete der Resident zögernd. »Vielleicht ist unser Freund des lautlosen Gefiedels überdrüssig geworden. Oder sein Humor tendiert mittlerweile zum Makaberen.«
»Wo steckt Pron Dockt überhaupt?«
Rhodan antwortete nicht. »Ich frage mich, ob Oclu-Gnas über einen solchen Empfang erfreut wäre«, rief er stattdessen in den Raum hinein.
»Wenn Oclu-Gnas und ich wertvolle Artefakte zuordnen oder analysieren wollen, bleibt oft kein anderer Weg«, antwortete der In-vitro-Bruder des amtierenden Lordmedikers. Seine Stimme erklang hinter den Gesteinsfragmenten. »Simulationen sind wichtig, um den Geist auf Spuren zu locken, die er andernfalls ignorieren würde. In jeder Hinsicht müssen wir uns einlassen auf die wenigen erbeuteten Artefakte.«
»Du hast uns zu dir gebeten«, erinnerte Rhodan.
Pron Dockt trat hinter einem mehr als mannshohen Block hervor, dessen eine Seite so glatt wirkte wie mit einem Desintegrator abgetrennt. Auf die Feststellung des Terraners ging er nicht ein. Vielmehr strich er gedankenverloren mit beiden Händen über die Gesteinsstruktur, als erwarte er, in die Lösung eines Geheimnisses eingeweiht zu werden. Seine Berührung wirkte leicht, beinahe zärtlich, und er schien seine Besucher schon wieder vergessen zu haben.
Rhodan ging auf den Wissenschaftler zu und räusperte sich. Pron Dockt wandte ihm zögernd den Kopf zu, aber er schaute an ihm vorbei. Rhodan hätte nicht zu sagen vermocht, ob der Ara ihn überhaupt wahrnahm oder ob er in seiner eigenen inneren Welt versunken war, die es ihm oft so schwer machte, mit anderen Personen zu reden. Immer dann versteckte Pron Dockt sich zumindest verbal hinter seinem Bruder und ersparte sich damit das Empfinden, selbst in Bedrängnis zu geraten.
Rhodan vermied es, den Ara anzuschauen. Er wandte den Blick ebenfalls ein wenig zur Seite, und Pron Dockt reagierte mit einer fahrigen Geste darauf. Es war die stumme Einladung, Platz zu nehmen.
Obwohl Rhodan sich suchend umschaute, konnte er die Projektion nicht durchdringen. Der holografische Aufbau war zu dicht und erinnerte ihn beinahe schon an eine Vorstufe sich stabilisierender Formenergie.
»Hier irgendwo.?«, fragte er.
Pron Dockts hagere, fast zerbrechlich wirkende Gestalt straffte sich. Eine befehlende Handbewegung ließ das Szenario innerhalb von Sekunden verwehen. Nur fünf unregelmäßige große Gesteinsbrocken blieben übrig. Im Grunde genommen waren sie nicht mehr als abgestoßene Hautschuppen einer unbegreiflichen Kreatur. Spezialisten konnten sie analysieren, konnten jedes Molekül umdrehen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln nach Spuren des Ara-Toxins fahnden, aber wirklich etwas finden.? Perry Rhodan wusste nur zu gut, dass er sich solchen Illusionen gar nicht erst hingeben durfte. Sie waren verlockend, aber sehr trügerisch.
»Oclu-Gnas hat euer Kommen leider übersehen.«
Trotz seiner inneren Zurückgezogenheit glaubte Pron Dockt offenbar, sich rechtfertigen zu müssen. Er wartete, bis seine Besucher Platz genommen hatten, aber er selbst setzte sich nicht. Er stand hinter dem noch freien Sessel und vergrub die Hände in die Rückenlehne. Unruhig zuckten die Finger dabei.
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