PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Verbrauchsmaterialien sind auszutauschen, ebenso alle Teile durchzuchecken, die ihre mittlere Lebensdauer überschritten haben. Die betroffenen Bereiche sind für diesen Zeitraum für die Gäste und Besatzungsmitglieder abzuriegeln, um Unfällen vorzubeugen.«
Auch diese Anordnung schickte er ab und unterbrach sofort die Verbindung, ohne eine Bestätigung der TIA'IR abzuwarten. Die ausschwärmenden Roboter mochten nur ein Ärgernis für die Unither sein, aber jeder Moment, den er dadurch gewann, war wertvoll. Er konnte es sich allerdings nicht leisten abzuwarten, um zu sehen, ob sein Plan gelang. Er musste weiter.
Wenige Schritte später stand er in der Schleuse und öffnete die Luke nach unten. Wieder schwang er sich auf eine Leiter und stieg tiefer. Unten angekommen, berührte er den Schließkontakt. Lautlos klappte die Luke zu, während Crest sich zwischen den summenden Energiebänken orientierte.
Der sich von seiner Position bis zum Recycling erstreckende Teil des lang gestreckten, sechs Meter hohen Raumes war mit hohen Quadern angefüllt, die vermutlich der Energieerzeugung dienten. Auf der anderen Seite, die an der Triebwerkshalle und der darunter liegenden Lebenserhaltung endete, ruhten auf Stahlgestellen Zylinder, deren Durchmesser bis zur Decke reichten. Das waren vermutlich die Speicher. Auch hier gab es dicke Verbindungsstränge in alle Richtungen, doch es wirkte nicht ganz so eng wie im Maschinenraum.
Dazu standen überall Kontrollkonsolen und Anzeigen zwischen den Aggregaten, die nicht auf Holotechnologie basierten. Trat hier ein Defekt auf, war das wohl auch entscheidend, um die Daten noch auslesen zu können, die eine Reparatur ermöglichen sollten.
Gerade als Crest den ersten Schritt in Richtung der Recyclingstation machte, sah er, wie das Schott sich bewegte. Er erstarrte.
Beweg dich, Dummkopf! Unter die Speicher!
Der Impuls seines Extrasinns ließ Crest ohne Nachdenken herumfahren und unter den nächsten Zylinder abtauchen. Keuchend blieb er dort einen Moment liegen. Als Schritte aufklangen, schob er sich langsam weiter weg vom Gang, tiefer in den Schatten, den der Speicher warf.
Sie kommen von beiden Seiten! Wahrscheinlich hatten sie dich schon längst umgangen, indem sie direkt in der Triebwerkshalle ganz nach unten geklettert sind.
Crest sah zurück. Der Weg in Richtung Recyclinganlage war versperrt. Im Schatten der Zylinder konnte er nur zur Lebenserhaltung gelangen. Vielleicht würde es genug Verwirrung bei den Unithern stiften, wenn er dort die künstliche Schwerkraft abschaltete. Oder er regelte sie auf Maximum, um alle an den Boden zu binden, bis die anderen kamen.
Und wie willst du die Sicherheitsschaltungen umgehen, die genau so etwas verhindern sollen?, wisperte sein Extrasinn spöttisch.
Solange du keine besseren Ideen hast, lass mir meine Hoffnungen, entgegnete Crest ärgerlich.
Überleb einfach nur und halt dich an den alten Plan. Find ein Versteck und schalt das Feld ab, damit die TIA'IR den Notruf senden kann.
Crest presste die Lippen zusammen und schob sich vorwärts in Richtung Lebenserhaltung. Wie er unbemerkt dort das Schott öffnen sollte, darüber wollte er sich Gedanken machen, wenn er angekommen war. Die Schrittgeräusche hatten inzwischen aufgehört. Crest schätzte, dass der Unither an der Leiter stand, über die er heruntergelangt war.
Gerade als Crest hoffte, der Verfolger würde sie hochsteigen und ihm wieder freie Bahn geben, klangen neue Schritte von der Lebenserhaltung herauf.
»Eh, Zerft!«, rief der an der Leiter. Es folgten einige Worte in der mit glucksenden Lauten unterlegten Sprache der Unither. Crests subkutan injizierter Translator hatte noch immer nicht genug Daten gesammelt, um ihm eine Übersetzung liefern zu können, doch er vermutete, dass sie sich über den Stand der Suche austauschten. Die Stimme des Neuankömmlings hatte nicht wie Golaths geklungen. Also war es wohl Liszog, der Mann, der auf ihn geschossen hatte.
Der alte Arkonide schob sich schneller voran. Solange die beiden sich unterhielten, hatte er eine Chance, Abstand zu gewinnen. Er konnte am Schott noch einmal den Trick anwenden, es von der Positronik öffnen zu lassen, und hoffen, dass er es auf der anderen Seite schaffte, die beiden im Gewirr der Maschinen abzuhängen.
Der Zufall kam ihm zu Hilfe, als seine Hände über einen Spalt glitten. Sofort hielt er inne und folgte ihm mit den Fingerspitzen, bis er auf beiden Seiten Ecken erreichte.
Eine Bodenklappe! Groß genug,
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