PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
bliebe der Zeitpfeil jedoch erhalten.) Sogar die Hypothese einer Zeitschleife wurde vorgeschlagen, wonach sich das Universum selbst durch einen Rückgriff in seine eigene Vergangenheit erzeugt hätte, also gewissermaßen seine eigene Mutter wäre.
Der Many-Worlds-Interpretation des quantenmechanischen Messprozesses zufolge kollabiert die Wellenfunktion, die das Universum beschreibt, nie, sondern das Universum mitsamt allen seinen Bewohnern spaltet sich ständig auf, sodass alle möglichen Alternativen wirklich werden und diese Welten fortan ihre eigene, beinahe unabhängige Entwicklung durchlaufen. Wie diese Vermehrung erfolgt, ist freilich umstritten, Erhaltungssätze werden aber anscheinend nicht verletzt. Anstelle von einer Erschaffung neuer Welten könnte man auch von einer Ausdifferenzierung in immer dünner und dünner werdende Scheiben sprechen, wobei die Dicke mit der Dichte in der Wahrscheinlichkeitsverteilung korreliert. Obwohl die Many-Worlds-Interpretation bizarr erscheint, hat sie, insbesondere unter den Quantenkosmologen, zahlreiche Anhänger gefunden. Es ist aber offen, inwiefern andere Ansätze (Dekohärenz, objektiver Kollaps, spontane Lokalisation, Quantentheorien mit einem umfangreicheren, leistungsfähigen Formalismus oder auch die noch nicht falsifizierte extrem holistische Theorie verborgener Variablen von David Böhm) das quantenmechanische Messproblem nicht eleganter in den Griff bekommen.
Selbst Gegner der Urknalltheorie, die für ein ewiges, quasistationäres Universum argumentieren, welches in starken Gravitationsfeldern immer wieder Materie erschafft, gehen von verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften aus (etwa variierenden Teilchenmassen), die weitgehend isoliert sind.
Doppelgänger-Welten
Unser heutiges Universum ging aus einem heißen Meer aus Strahlung und Elementarteilchen hervor, die mit dem Urknall entstanden sind. Ungefähr 380000 Jahre danach hat sich das All aufgrund seiner Ausdehnung so weit abgekühlt, dass die Atomkerne die freien Elektronen einfangen konnten und sich Materie und Strahlung entkoppelten - das Universum wurde durchsichtig. Damals war das Weltall noch fast vollkommen gleichförmig. Das beweist die außerordentliche Homogenität der Kosmischen Hintergrundstrahlung, die seither als Relikt des Feuerballstadiums nach dem Urknall den Raum durchflutet. Im Lauf der Jahrmilliarden haben sich aus winzigen, zufälligen Verdichtungen in der fast gleichförmig verteilten Materie Sterne und Galaxien zusammengeballt. Allmählich wurden schwerere Elemente im Inneren von Sternen erbrütet: Rohstoff für die Entstehung von Planeten und schließlich auch Lebensformen. So entwickelten sich im Lauf der Zeit viele unterschiedliche lokale Geschichten -durch Ursache und Wirkung miteinander zusammenhängende physikalische Abläufe. Die Geschichte unserer Erde einschließlich unserer selbst ist nur ein Beispiel von unzähligen Ereignisfolgen im Universum.
Doch wie viele solcher Geschichten sind möglich? Und wie viele davon ereignen sich wirklich? Beim Nachdenken über diese Fragen im Rahmen von Physik und Kosmologie kam Alexander Vilenkin von der Tufts University in Medford, Massachusetts, zu einem erstaunlichen Ergebnis: Auch wenn das Universum unendlich groß ist, so ist die Anzahl der unterschiedlichen Geschichten seit dem Urknall doch endlich. Und wenn unser Universum unendlich groß ist, dann wiederholt sich jede einzelne Geschichte unendlich oft. Mehr noch: Auch alle möglichen ähnlichen Geschichten ereignen sich - und zwar ebenfalls unendlich oft. Wenn man knapp einem Unfall entkommen ist, dann waren die Doppelgänger anderswo mit nahezu derselben Vergangenheit weniger glücklich. Und es gibt unendlich viele Regionen im Universum, in denen Al Gore der Präsident der USA ist und Elvis Presley immer noch lebt, schreiben Vilenkin und sein ehemaliger Postdoc Jaume Garriga, der jetzt an der Universität von Barcelona forscht. Ihre Begründung ist sehr geradlinig, erfordert für den Laien aber einen kleinen Umweg.
Aufgrund der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit (300000 Kilometer pro Sekunde) benötigen Signale zwischen Sternen oder Galaxien viel Zeit, um die Entfernung zu überbrücken. Deshalb ist ein Blick hinaus in den Raum zugleich ein Blick zurück in die Vergangenheit: Wird beispielsweise Strahlung von einem eine Million Lichtjahre entfernten Objekt empfangen, dann war diese Strahlung eine Million Jahre unterwegs. Jeder beliebige Ort im
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