PR TB 008 Am Rand Des Blauen Nebels
Raumschiff ist, das jemals einen terranischen Hafen verläßt
- vorausgesetzt natürlich, daß sie überhaupt
fliegt..."
„Du, mein Freund", sagte Jared und lächelte
sarkastisch, „gehörst auch zu den Leuten, die niemals
hinter meinen wahren Charakter sehen werden. Ich habe mich freiwillig
und gern in den Dienst der Sache gestellt und versuche seit drei
Jahren, meine Talente für ebendiese Sache auszunutzen. Ich bin
kein schlechter Mathematiker; ich rechne nächtelang Daten,
Stärkeverhältnisse und sogar Finanzierungspläne aus.
Ich setze mein Leben aufs Spiel, indem ich diesen Schlepper fahre,
der jeden Moment auseinanderbrechen kann - und du unterstellst mir,
daß ich nach Komplimenten giere. Diese Dinge habe ich nicht
nötig."
„Du hast eines vergessen, Jared", sagte Aner und
lachte.
„Ja, bitte?"
„Du bist einer der besten Dialektiker, die ich kenne. Und
das meine ich keineswegs scherzhaft."
„Ich freue mich, feststellen zu können, daß du
den Weg der Erkenntnis beschritten hast. Im Ernst: Glaubst du, daß
wir das Rechenhirn vollkommen überholen können?"
fragte Jared.
Aner kurbelte das quietschende Seitenfenster etwas herunter.
„Ich glaube, ja. Wenn bei diesen Maschinen auch nur eine
Leitung oder ein einziger Block mit seinen Schaltstellen ausfällt,
dann ist das Ding praktisch schrottreif. Es lohnt nicht, die
Maschinen zu reparieren, weil eine neue nur etwas teurer ist als die
Arbeit und die Ersatzteile für die intakte. Wenn ich mich in den
Mechanismus vertiefen kann, müßten drei, vier Tage
reichen. Wir können trotzdem bereits die Maschine installieren
und die Leitungen anschließen; das erleichtert die
Testschaltungen sehr."
Seit zwei Tagen waren Jared Coln und Aner Saltykow unterwegs. Sie
hatten lange gesucht, telefoniert und in Zeitungen nachgesehen, bis
sie ein Rechenhirn in dieser Größe gefunden hatten. Und
dann war der Händler noch vierhundert Meilen von Tucumcari
entfernt. Sie mußten mit dem alten Antigravschlepper nachts
dorthin fahren, die Maschine besichtigen, kaufen und aufladen. Und
dann starteten sie wieder, um jetzt in einigen Stunden in Tucumcari
zu sein. Dort warteten die Freunde und dort wartete die JUMPING
KANGAROO.
„Wie lange fahren wir noch?" fragte Aner. Jared sah auf
seine Uhr, auf den Geschwindigkeitsmesser und blickte zum Himmel, der
klar und schwarz über ihnen stand. In der Ferne wetterleuchtete
es; ein Raumschiff startete oder landete.
„Knappe vier Stunden", sagte Jared. Hinter ihnen hörten
die Männer das Brummen des Maschinensatzes, der die Schwerkraft
aufhob und den Schlepper vorwärtstrieb. Die Heißluftdüsen
traten kurz in Tätigkeit, denn der leichte Bodennebel ließ
die Frontscheibe beschlagen. Jared langte hinaus und wischte mit der
Hand den breiten Rückspiegel ab. Weit rechts, auf einer anderen
Straße, wanderten die Lichtbalken von Scheinwerfern um eine
Kurve.
„Zu einem solchen Projekt gehört das Pläneschmieden",
sprach Jared endlich wieder. Aner stellte den Lautsprecher des
Bordvisiphons leiser.
„Wir schätzen, daß wir in rund zwei Wochen fertig
sein können. Dann wird der Hafeninspektor das Schiff abnehmen
und dann können wir starten. Die Semesterferien und der
Studienurlaub zusammengenommen, ergeben acht Monate, in denen wir uns
in der Galaxis umschauen können. Acht Monate - über
zwei-hundertvierzig Tage!"
„Es würde allerdings jeder Annahme widersprechen, Wenn
nicht noch vor dem Start etwas geschehen würde...", warf
Aner ein. Jared zuckte mit den Schultern. „Das kann niemand
wissen", antwortete er. Jared, Aner und andere Studenten und
Studentinnen arbeiteten seit drei Jahren daran, das Schiff startklar
zu machen. Sie stellten einen Querschnitt durch die junge Intelligenz
der Erde dar. Teilweise waren einige ausgeschieden, wegen Heirat,
Studium oder anderen Dingen, aber sie wurden schnell ersetzt durch
neue Freiwillige, die Zeit, Energie und Geld opferten, um etwas
Einmaliges hervorzubringen.
Es waren Mediziner, sehr viele Techniker und Mathematiker,
Ingenieure und Metallurgen, Mechaniker, Biologen und
Naturwissenschaftler aller Sparten -kurz: ein Querschnitt.
Und zweiundvierzig Personen im Alter von zweiundzwanzig bis
fünfzig Jahren würden in einigen Wochen starten!
„Wenn ich daran denke", erinnerte sich Aner fast mit
leiser Wehmut, „wie die Jungens die winzigen Kabinen
wiederhergestellt haben. Schleifen, farbig lackieren, neue Polster
und Verdrahtungen, Geräte und Schalter, Isoliertapeten
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