PR TB 045 Die Letzte Waffe Der Meister
Kugelsternhaufen stehen, Planeten werden
geboren und Leben wird sich entwickeln.«
Omar Hawk vermochte nichts zu sagen angesichts dieser Erläuterung,
die ihm wieder einmal zu Bewußtsein brachte, wie nichtig doch
ein Menschenleben im Vergleich zum Universum ist, wie schnell es
vergeht und wie wenig das Individuum von der Evolution der Galaxien
miterleben darf. Er
selbst würde nicht mehr erleben, daß sich an dem
Erscheinungsbild dieses Globulensektors das geringste änderte
-aber Tengri Lethos erklärte in einigen Jahrmillionen vielleicht
einem anderen intelligenten Wesen, wie sich die Sonnen und Planeten
des offenen Sternhaufens einst aus verdichteter interstellarer
Materie entwickelten ...
Der Hüter des Lichts schien seine Gedanken zu ahnen. Er legte
ihm behutsam die Hand auf die Schulter und sagte:
»Ich weiß, es ist für den Betroffenen selbst ein
schwacher Trost, aber die Tatsache, daß ihr Menschen der Erde
noch so kurzlebig seid, daß zwischen Geburt und Tod eine so
unendlich kleine Zeitspanne liegt, das ist das sicherste Zeichen für
die rasche Höherentwicklung einer jungen Rasse. Werden und
Vergehen müssen so schnell aufeinander folgen, daß sich
keine starre Verhaltensweisen bilden können, damit die geistige
Evolution sich nicht in einer Sackgasse festfährt. Später
einmal, wenn das Ziel festliegt, wenn das Optimum positiver
Einstellung erreicht ist, dann wird das Leben des Individuums nach
Sonnenleben gerechnet werden können.«
Hawk nickte. Dann fiel ihm etwas ein.
»Wie steht es mit denjenigen Menschen, die einen
Zellschwingungsaktivator besitzen? Sie sind doch relativ unsterblich
...?«
Der Hathor wölbte die silbrig schimmernden Brauen.
»Ich weiß. Es ist mir schleierhaft, wer dieses
>Wanderer-Wesen< wirklich war, das einigen Terranern einen
Zellaktivator verlieh. Prinzipiell bedeutet es ein Unglück für
eine Rasse intelligenter Wesen, wenn sie von Unsterblichen regiert
wird. Ich frage mich seit der Begegnung mit euren Leuten, warum ihr
in dieser Beziehung eine Ausnahme bildet.«
»Eine Ausnahme?«
»Ja, es ist ein Phänomen, das wir Hüter des Lichts
noch niemals beobachteten. Später einmal muß ich mich
darum kümmern. Ihr Terraner scheint entweder die berühmte
Ausnahme zu sein, die die Regel bestätigt, oder ...«
»Oder was ...?«
Tengri Lethos schüttelte den Kopf so heftig, daß seine
silb
rige Mähne flog. Er vermied von da an dieses Thema, als
stünde seine Erörterung unter einem T abu.
Während das Ewigkeits schiff die Dunkelwolke auf
verschiedenen Bahnen umkreiste und die zahllosen Registrier-und
Meßgeräte an Bord Informationen über Informationen
sammelten, verließ Omar Hawk die sogenannte Mento-Zen-trale,
von der aus das Schiff durch die Gedankenbefehle des Hüters
gesteuert wurde.
Diese Mento-Zentrale befand sich im genauen Mittelpunkt des
Kugelkörpers, umfaßte einen halbkugelförmigen
Hohlraum mit einem Grundflächendurchmesser von hundert Metern
und einer Höhe von fünfzig Metern. In dem Gegenstück
darunter befanden sich das semi-organische Kunstgehirn und das
Lebenserhaltungssystem. Darum herum wölbte sich die Kugelschale
einer Zwischensektion mit Katalysekraftwerken und Antriebsaggregaten,
so daß beides, Kommandokugel und Zwischensektion, ein
sogenanntes Kernfahrzeug von zweihundert Metern Durchmesser bildeten.
Die weiter außen liegenden Sektionen konnten im Notfall
abgestoßen werden.
In der Zwischenzeit hatte Omar Hawk gelernt, die
Gedankentransmitter des Ewigkeitsschiffes durch eigene gedankliche
Befehle zu steuern. Dennoch benutzte er sie diesmal nicht, sondern
bevorzugte die als Notanlagen gedachten Transportbänder und
Antigravschächte. Der Okrill folgte ihm wie üblich.
Nach dem Durchqueren der Kernzelle gelangte der Oxtorner in die
Zone der Helioparks.
Er hielt sich einige Minuten lang in einer Parkzelle auf und
bewunderte die üppige Vegetation und die synchronisierte
Hintergrundfiktion.
Noch während er in diesen Anblick vertieft stand, verdunkelte
sich die Himmelsfiktion, die Schwerkraft vervielfachte sich, und aus
einem schwarzen Wolkengebirge zuckten wahre Kaskaden blendend heller
Blitze hernieder.
Aber erst als sich mit hohlem Brausen ein Sturm erhob und
ein Hagel von messerscharfen Sandkörnern dem Oxtorner ins
Gesicht peitschte, erkannte er die Veränderung.
Verschwunden war die Pracht exotischer Blumen, statt ihrer
berauschenden Düfte roch es durchdringend nach Schwefel, Ozon
und Vulkanasche. Der Rasenteppich war einem
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